Als wichtigster Risikofaktor für die Entwicklung einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) gilt das Rauchen (daher auch der alte Name „Raucherbein“), aber auch Bluthochdruck und vor allem Diabetes gehören dazu. Zu Beginn der Erkrankung sind insbesondere der Rauchstopp und das Gehtraining wichtige Säulen der Therapie.
Was ist die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)?
Die PAVK ist eine Durchblutungsstörung von Beinen oder Armen, wobei in den meisten Fällen die Beine beziehungsweise Füße betroffen sind (Hände und Arme erkranken deutlich seltener).
Die Ursache ist meistens eine Arteriosklerose, also eine Verkalkung der Arterien, die zu einer Verengung dieser Blutgefäße führt. Dadurch erhalten Muskeln und Nerven in den Beinen (oder Armen) zu wenig Blut und damit nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe.
Was sind Symptome einer PAVK?
Die PAVK verursacht zu Beginn der Erkrankung kaum Symptome, sondern entwickelt sich in der Regel schleichend. Die Durchblutungsstörung führt zu einer abnehmenden Leistungsfähigkeit der betroffenen Gliedmaße, die sich zunächst durch Schmerzen bei der Bewegung, im fortgeschrittenen Stadium auch in Ruhe bemerkbar machen. Daher stammt auch der Begriff „Schaufensterkrankheit“: Die Betroffenen gehen ein paar Schritte (meist sind rund 200 Meter möglich), dann treten wegen der Unterversorgung der Muskeln mit Sauerstoff und Nährstoffen Schmerzen auf und eine kurze Pause ist notwendig – also wie wenn man sich ein Schaufenster ansieht.
Weitere Symptome im Spätstadium sind kühle, bleiche, trockene Haut an Beinen und Füßen, eingeschränkte Beweglichkeit beziehungsweise Gefühlsstörungen an Zehen; ebenfalls auffallen können stark verhornte Fußsohlen und sehr langsam wachsende Fußnägel.
Die PAVK ist zudem als eine der häufigsten Ursachen von chronischen Wunden an Füßen und Beinen bekannt, da jede kleine Verletzung am Bein nicht mehr so effektiv geheilt werden kann wie früher. Im Endstadium der PAVK der Beine kann außerdem eine Infektion drohen, die sich bis zur Blutvergiftung und nachfolgend zu einem Absterben von Teilen der Füße oder Beine weiterentwickeln kann; medizinische Fachkräfte sprechen dann von einem „Beininfarkt“.
Wer hat ein erhöhtes Risiko für eine PAVK?
Rauchen gilt als der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung einer PAVK, ein weiterer Begriff für diese Krankheit ist daher auch das „Raucherbein“. Weitere bedeutsame Risikofaktoren sind das Alter, Übergewicht, Bluthochdruck und vor allem auch der Diabetes mellitus (die „Zuckerkrankheit“): Patienten mit Diabetes haben ein drei- bis vierfach erhöhtes Risiko, im Laufe des Lebens eine PAVK zu entwickeln, und bei mehr als 50 Prozent der Patienten mit diabetischem Fußsyndrom liegt gleichzeitig eine PAVK vor.
Lässt sich einer PAVK vorbeugen?
Die PAVK selbst ist eine systemische Krankheit, für die keine Heilung, aber eine Therapie der Beschwerden möglich ist. Da bestimmte Lebensstilfaktoren die PAVK begünstigen, haben Sie es zumindest teilweise selbst in der Hand, das Risiko zu senken.
Die entsprechenden Tipps für die Vorbeugung der PAVK sind Ihnen wahrscheinlich gut bekannt, da sie für alle Erkrankungen des Herzens und des Kreislaufs gelten: An erster Stelle steht der Rauchstopp, gefolgt von einer ausgewogenen Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Fisch, sowie das Aufrechterhalten eines gesunden Körpergewichts und möglichst viel Bewegung im Alltag (Treppen statt Aufzug, Rad statt Auto) und – wenn es geht – Sport, am besten Schwimmen, Walking oder Wandern. Das Gute daran ist, dass mit diesen Maßnahmen auch das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall gesenkt werden kann, da eine Verkalkung der Arterien eben nicht nur am Bein, sondern gleichzeitig auch am Herzen und am Gehirn auftreten kann.

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Welche Therapiemöglichkeiten gibt es für die PAVK?
Für die Therapie der Beschwerden gibt es unterschiedliche Optionen.
Die Basis-Therapie
Als Basis-Therapie sollten Blutdruck, Blutfette und Blutzucker gut eingestellt sein, hierfür erforderliche Medikamente müssen daher regelmäßig und nach Verschreibung eingenommen werden.
Gehtraining als Therapie
Treten die PAVK-Beschwerden erst bei Belastung auf, gilt ein strukturiertes Gehtraining als wirksame Therapie zur Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke; zudem lässt sich mit diesem Gehtraining in manchen Fällen eine Operation oder gar eine Amputation verhindern. Das Training beinhaltet mindestens dreimal wöchentlich gezielte Übungen, die jeweils 30 bis 60 Minuten dauern. Ihr Arzt oder Ihre Krankenkasse geben Auskunft, in welchen Krankenhäusern ein solches Gehtraining zur Therapie angeboten wird. Alternativ können Sie mit Ihrer Ärztin ein Trainingsprogramm für zu Hause besprechen.
Aber Achtung: Treten Schmerzen bereits in Ruhe auf oder am Bein sind offene Wunden vorhanden, ist das Gehtraining als Therapie nicht mehr erlaubt!
Medikamentöse Therapie
Ein weiteres Instrument der Behandlung ist die Einnahme von Medikamenten, um die Durchblutungsstörungen zu verbessern. Das sind vor allem die „Hemmer der Blutplättchen“ (zur Erinnerung: Blutplättchen sind für die Verdickung beziehungsweise Verklumpung des Blutes verantwortlich, etwa nach Verletzungen). Diese „Blutplättchenhemmer“ sorgen für eine Verdünnung des Blutes, wodurch es leichter fließen kann. Auch Hemmer eines „Blutgerinnungsfaktors“ (das sind Eiweiße, die ebenfalls für die Blutgerinnung sorgen) können bei PAVK von Nutzen sein. Bei Patienten mit schwerer Durchblutungsstörung kann darüber hinaus eine Infusion mit gefäßerweiternden Substanzen („Prostaglandine“) die Schmerzen verringern und die Heilung von Geschwüren erleichtern.
- In Deutschland sind rund 4,5 Millionen Menschen von der PAVK betroffen, ab dem Alter von 65 Jahren ist es jeder Fünfte.
- Männer sind in allen Altersgruppen häufiger betroffen als Frauen, in der Gruppe der 70- bis 75-Jährigen haben beispielsweise rund 18 von 100 Männern eine PAVK, bei den Frauen sind es 11 von 100.
- Die Sterblichkeit ist hoch: Laut einer großen deutschen Studie sind fünf Jahre nach der Diagnose einer PAVK mit Symptomen rund 24 Prozent der PAVK-Patienten verstorben. Von den Patienten, bei denen eine PAVK ohne Symptome festgestellt wurde, waren es fast 20 Prozent.
- In Deutschland werden aufgrund der PAVK insgesamt pro Jahr rund 60.000 Amputationen durchgeführt.
Operationen am Blutgefäß
Für PAVK-Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung stellen außerdem Eingriffe am Blutgefäß eine Möglichkeit der Behandlung dar: Hier zu nennen ist etwa eine „Angioplastie“, bei der ein kleiner Ballon in die verengte Arterie eingebracht und dort entfaltet wird; die Verengung des Blutgefäßes wird damit behoben und die Durchblutung funktioniert wieder besser. Damit diese Therapie auch längerfristig funktioniert, wird manchmal auch ein „Stent“ eingebracht (eine Gefäßstütze von innen, die das Gefäß offen hält). Für die Angioplastie ist lediglich eine lokale Betäubung an der Einstichstelle nötig.
Ein größerer Eingriff, der unter Vollnarkose durchgeführt wird, ist die Bypass-Operation. Ein „Bypass“ bedeutet eine Umgehung, in diesem Fall wird das verengte oder verschlossene Blutgefäß im Bein „umgangen“, entweder mittels einer Gefäßprothese oder mit körpereigenem Material (meist wird dafür eine Vene aus einer anderen Körperstelle verwendet). Da Menschen mit PAVK ein großes Risiko dafür haben, dass Wunden nicht so gut heilen, ist nach diesem Eingriff meist ein Krankenhausaufenthalt von rund vier bis sieben Tagen erforderlich, um die Wunde fortlaufend beobachten zu können.
Achtung: Die Bypass-Operation ist keine Heilung der Krankheit, sondern lindert nur vorübergehend die Symptomatik einer PAVK! Bestehen nach der Bypass-OP weiterhin viele Risikofaktoren und Begleiterkrankungen, wird mit der Zeit wahrscheinlich auch der Bypass von der Verkalkung betroffen sein, und ein erneuter Eingriff ist dann notwendig. Daher sollten nach diesem Eingriff möglichst viele Risikofaktoren (Rauchen, hoher Blutdruck, Übergewicht) ausgeschaltet werden. Eine regelmäßige Nachsorge alle drei bis sechs Monate wird zudem empfohlen. Auch ist es ratsam, regelmäßig zum Hausarzt zu gehen, um die Risikofaktoren zu minimieren und zu kontrollieren.

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