Diabetes mellitus: Symptome, Behandlung und Prophylaxe

Der Name Diabetes mellitus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „honigsüßer Durchfluss“. Hauptmerkmal der Erkrankung sind erhöhte Blutzuckerspiegel. Diese entstehen, weil das blutzuckersenkende Hormon Insulin entweder nicht mehr gebildet wird oder nicht mehr richtig wirkt. Das äußert sich in typischen Symptomen wie unstillbarem Durst, permanentem Harndrang und einer gestörten Wundheilung sowie einer Reihe weiterer Beschwerden.

Die umgangssprachlich als Diabetes oder auch als Zuckerkrankheit bezeichnete Störung ist häufig: Bei rund 7,2 Prozent der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren wird im Laufe des Lebens ein Diabetes mellitus diagnostiziert. In absoluten Zahlen sind sogar rund 11 Millionen Menschen hierzulande betroffen. Damit hat Diabetes den Status einer sogenannten Volkskrankheit erreicht.

Allerdings gibt es hier noch eine entscheide Differenzierung: 95 Prozent der Betroffenen in Deutschland leiden an einem Diabetes mellitus Typ II, viel seltener tritt dagegen der Typ I auf. Beide Erkrankungen unterscheiden sich grundlegend hinsichtlich Ursachen und Entstehungsmechanismus. Ähnlich sind hingegen die Symptome, wobei Übelkeit und Erbrechen beispielsweise viel häufiger beim Diabetes mellitus Typ I vorkommen.

Diabetes-Ursachen von Typ I und II

Obgleich bei beiden Formen erhöhte Blutzuckerwerte vorkommen, sind die Ursachen einer Diabetes grundverschieden. Das hat entscheidende Auswirkungen auf Therapie und Verlauf.

Diabetes mellitus Typ I: Wenn kein Insulin mehr gebildet wird

Häufig bereits in jungen Jahren greift das Immunsystem die Beta-Zellen an. Diese Zellen befinden sich in der Bauchspeicheldrüse und produzieren Insulin, das der Körper wiederum benötigt, um den Blutzucker zu senken beziehungsweise zu regulieren. Fallen diese Beta-Zellen nun aus, müssen Betroffene ihr Leben lang Insulin spritzen. Dies geschieht nach einem festen Plan, der sich nach den täglichen Mahlzeiten richtet. Würde kein Insulin gespritzt, wären dauernde Überzuckerungen die Folge. Diese wirken sich langfristig schädigend auf die empfindlichen Blutgefäße und Nerven sowie Organe aus. Auch die Augen können durch die permanent erhöhten Blutzuckerwerte Schaden nehmen.

Diabetes mellitus Typ II: Die Zellen reagieren nicht mehr auf Insulin

Diese auch Altersdiabetes genannte Form, zeichnet sich durch eine mangelnde Sensibilität der Körperzellen gegenüber Insulin aus. Normalerweise senkt Insulin den Blutzucker, indem es die Körperzellen veranlasst, den Zucker aus dem Blut aufzunehmen und zu verstoffwechseln. Beim Typ II reagieren die Zellen aber nicht mehr oder nur noch unzureichend auf Insulin und ein Großteil des Zuckers verbleibt im Blut. Mediziner sprechen hier von einer Insulinresistenz.

Anders als beim Typ I wird hier aber meist noch ausreichend Insulin durch die Beta-Zellen produziert. Deswegen braucht hier nicht immer Insulin gespritzt zu werden. Vielmehr lässt sich die Erkrankung durch eine Anpassung der Lebensweise oft günstig beeinflussen. Falls doch gespritzt werden muss, kann die Insulinmenge durch entsprechenden Lebensstil mitunter reduziert werden. Auch sind Fälle bekannt, in denen Typ-II-Diabetiker nach einer Gewichtsreduktion wieder auf Insulin verzichten konnten.

Diabetes: Symptome kennen
Ein Diabetes kann sich mit einer Vielzahl eher unspezifischer Symptome andeuten. Wir haben Ihnen eine Übersicht erstellt, welche Symptome Sie kennen und im Auge behalten sollten.

Typische Symptome für Diabetes

Wie für viele Stoffwechselerkrankungen typisch verläuft ein Diabetes oder eine Zuckerkrankheit häufig zunächst „geräuschlos“. Erst wenn über viele Monate hinweg erhöhte Blutzuckerwerte zu verzeichnen sind, kommt es zu einigen, häufig unspezifischen Anzeichen wie:

  • Übermäßiger Durst (Polydipsie)
  • Häufiges Wasserlassen (Polyurie)
  • Gewichtsverlust
  • Müdigkeit
  • Sehstörungen
  • Langsame Wundheilung
  • Juckende Haut
  • Taubheit und/oder Kribbeln in Händen und/oder Füßen
  • Erhöhter Appetit
  • Reizbarkeit
  • Infektionsanfälligkeit
  • Übelkeit und Erbrechen (v. a. bei Typ I)

Sollten Sie diese Anzeichen bei Ihren Angehörigen (oder bei sich selbst) beobachten, ist ein Besuch beim Hausarzt geboten. Dieser überweist dann bei Bedarf weiter an einen Facharzt für Diabetologie.

Entscheidend für Diagnose und Verlaufskontrolle: Langzeitblutzucker

Durch eine Reihe von Untersuchungen kann die Diagnose Diabetes mellitus gesichert werden. Besonders entscheidend hierfür ist der sogenannte Langzeitblutzucker, in Fachkreisen als HbA1c bezeichnet. Er gibt an, wie hoch die durchschnittlichen Blutzuckerwerte in den vergangenen drei Monaten gewesen sind. Und das sind die Werte:

  • < 5,7 %: Kein Diabetes
  • 5,7 % – 6,4 %: Prädiabetes (Vorstufe)
  • Ab 6,5 %: Diabetes

Anders als die „normalen“ Blutzuckerwerte wird der HbA1c nicht zu Hause, sondern ausschließlich in der Arztpraxis gemessen.

Diabetes behandeln: Von Insulin bis SGLT2-Hemmer

Während Typ-I-Diabetiker wie bereits erwähnt immer Insulin spritzen müssen, ist dies beim Typ II nur manchmal der Fall. Entscheidend ist, wie gut sich der Blutzucker einstellen lässt. Hierzu wird Sie der Arzt eingehend beraten.

Die Insulintherapie

Sollte eine Insulintherapie nötig sein, gibt es verschiedene Möglichkeiten der Verabreichung: Insulininjektionen oder Insulinpumpen werden verwendet, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, insbesondere bei Diabetes Typ I und fortgeschrittenem Typ II. Hier können Sie Ihre pflegebedürftigen Angehörigen bestmöglich unterstützen, indem Sie diese immer an die nötige Spritze erinnern oder diese sogar selbst setzen. Bei einer Insulinpumpe entfällt dies, da diese automatisch immer die Menge an Insulin abgibt, die gerade benötigt wird. Auch hierzu kann Sie der behandelnde Arzt eingehend beraten.

Orale Antidiabetika

Unter dieser Bezeichnung werden alle Tabletten zusammengefasst, die gegen Diabetes mellitus eingenommen werden. Dazu gehört z. B. Metformin, das dafür sorgt, dass die Zellen wieder besser auf Insulin reagieren und mehr Zucker aus dem Blut aufnehmen. Zudem hemmt der Wirkstoff die Produktion von Glukose in der Leber, was ebenfalls zu einem Absinken des Blutzuckers beiträgt.

Noch relativ neu sind sogenannte SGLT-2-Inhibitoren: Sie sorgen für eine gesteigerte Zuckerausscheidung über die Nieren, wodurch mehr Blutzucker aus dem Körper gespült wird und sich die Werte verbessern.

GLP-1-Rezeptoragonisten wiederum erhöhen die Insulinfreisetzung und verringern gleichzeitig die Glukoseproduktion, was summa summarum zu niedrigeren Blutzuckerwerten führt. Außerdem verlangsamen sie die Magenentleerung und reduzieren das Hungergefühl.
Auch hier können Sie Ihre Angehörigen unterstützen, indem Sie beispielsweise an die regelmäßige Einnahme von Tabletten erinnern und auf die korrekte Dosis sowie die Art der Einnahme, also etwa vor oder nach einer Mahlzeit, achten.

Ernährung und Lebensstil

Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und Gewichtskontrolle spielen eine entscheidende Rolle in der Diabetesbehandlung. Auch hier können Sie einen entscheidenden Einfluss auf Ihre Angehörigen nehmen, zum Beispiel durch die folgenden Maßnahmen:

  • Setzen Sie grundsätzlich auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Konkrete Empfehlungen zur Ernährung für Menschen mit Diabetes stellt zum Beispiel die Deutsche Diabetes-Hilfe zur Verfügung.
  • Jede Art der Bewegung ist gesund, auch eine kleine Runde an der frischen Luft mit dem Rollator. Bei Bettlägerigkeit sind Mobilisierungsübungen wertvoll, über die Sie ein Physiotherapeut oder Ihr behandelnder Diabetologe umfassend aufklären kann.
  • Sport und Diabetes  sind selbstverständlich auch vereinbar – hier sollte aber zunächst mit einem Arzt oder im Rahmen einer Schulung abgeklärt werden, wie die körperliche Belastung eingeschätzt und erfasst werden kann, um den zusätzlichen Bedarf an Broteinheiten oder Insulin bestimmen zu können. Auch spezielle Sportgruppen für Diabetiker sind hier eine gute Anlaufstelle. Ausführliche Informationen dazu liefert etwa die Arbeitsgruppe Diabetes und Sport der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
  • Ermuntern Sie Ihre Angehörigen zu einer regelmäßigen Gewichtskontrolle, da Übergewicht das Risiko eines Diabetes erhöhen kann.

Regelmäßige Blutzuckerkontrolle

Achten Sie auf eine regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers Ihrer Angehörigen. Nur wenn dieser fortlaufend geprüft wird, lässt sich ein optimales Therapieergebnis erzielen. Die Nutzung eines solchen Geräts ist heutzutage unproblematisch und ein kleiner Tropfen Blut genügt zur Messung. Die Schulung mit den entsprechenden Blutzuckermessgeräten erfolgt in der diabetologischen Praxis.

Beratungsangebote: Wissen ist Macht – auch bei Diabetes

Nehmen Sie gemeinsam mit Ihren Angehörigen an Arztterminen teil und lassen Sie sich umfassend beraten, welche Therapieform für den jeweiligen Fall am besten geeignet ist. Auch Schulungen, insbesondere zum Thema Ernährung und Bewegung, sind sehr wertvoll.

Prophylaxe: Wie lässt sich Diabetes vorbeugen?

Um einer Diabetes-Erkrankung vorzubeugen, ist eine gesunde Lebensweise entscheidend. Dazu gehören:

  • Ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukten gemäß Ernährungsempfehlungen bei Diabetes
  • Regelmäßige körperliche Aktivität
  • Gewichtskontrolle
  • Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum und Rauchen
  • Regelmäßige Kontrolle des Blutzuckers bei erblicher Vorbelastung oder Übergewicht, um frühzeitig Präventionsmaßnahmen einleiten zu können.

So unterstützen Sie Ihre Angehörigen beim Kampf gegen Diabetes

Sowohl in der Prävention als auch in der Behandlung der Zuckerkrankheit kommt Ihnen als pflegende Angehörige eine entscheidende Bedeutung zu. Mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen können Sie dazu beitragen, den Gesundheitszustand Ihrer Familienmitglieder positiv zu beeinflussen. Sofern möglich sind regelmäßige Spaziergänge sehr wertvoll, um den Grundumsatz zu erhöhen und einer diabetischen Stoffwechsellage entgegenzuwirken. Bieten Sie zudem gesunde Speisen an und unterstützen Sie Ihre Familienmitglieder bei den alltäglichen Aufgaben, die eine Diabetes-Erkrankung so mit sich bringt. Je konsequenter Blutzuckermessungen sowie Medikamenteneinnahmen vonstattengehen, desto günstiger wirkt sich dies auf den Erkrankungsverlauf aus. Oder aber der Diabetes tritt gar nicht erst auf, weil Sie gemeinsam vorgebeugt haben. Das wäre natürlich der Idealfall.

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