Dekubitus behandeln: Das können Sie als Angehöriger tun

Dekubitus behandeln: Das können Sie als Angehöriger tun

Einen Dekubitus behandeln und sich professionelle Ansprechpartner holen sollten Sie in jedem Fall. Das ist wichtig, unabhängig davon, welches Dekubitusstadium bei Ihrem Angehörigen vorliegt. Die wichtigsten Tipps zur Dekubitus Wundversorgung möchten wir Ihnen in diesem Artikel geben.
Lotion auf einer Handfläche
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Wie muss ich einen Dekubitus behandeln?

Die Grundregel der Dekubitus Wundversorgung ist immer: Möglichst viel entlasten und mobilisieren! Ziel ist es, den Druck von den belasteten Hautstellen zu nehmen. Dies können Sie durch verschiedene Maßnahmen erreichen:

Lagern

Ist Ihr Angehöriger bettlägerig oder nur noch eingeschränkt mobil? Dann ist es wichtig, ihn fortlaufend zu lagern beziehungswseise zu positionieren, um dadurch den Druck auf gefährdete Hautstellen zu mindern. Denn regelmäßige Entlastung erhöht die Durchblutung und verringert das Risiko, dass sich das Druckgeschwür verschlechtert.

Eine der bekanntesten Lagerungstechniken, um den Dekubitus behandeln zu können, ist die 30°-Lagerung in Liegeposition. Hierbei belasten Sie gezielt immer nur eine Körperhälfte Ihres Angehörigen, während Sie die andere entlasten. Diese Methode nützt vor allem bettlägerigen Betroffenen, die sich nicht mehr selbstständig umdrehen können. Legen Sie für die 30°-Lagerung ein Kissen unter die rechte Seite des Rückens und ein weiteres unter den rechten Oberschenkel. Dadurch erreichen Sie, dass sich der Oberkörper um etwa 30° dreht. Nach etwa 2 Stunden wechseln Sie die Seite und verschieben die Kissen nach links. Alternativ können Sie aber auch einzelne Körperteile frei lagern. Möchten Sie beispielsweise einen Dekubitus behandeln, der sich an der Ferse befindet, lagern Sie den Fuß auf einem weichen Kissen. So wird der Druck reduziert und die betroffene Stelle entlastet.

Hilfsmittel fürs Lagern nutzen

Eine Dekubitus-Behandlung ist eine sehr zeitaufwendige Behandlung. Nutzen Sie daher unbedingt auch entsprechende Hilfsmittel. Visco-Matratzen mit sogenanntem Memory-Schaum formen den Körper gut nach und entlasten dadurch die gefährdeten Stellen deutlich. Auch spezielle Anti-Dekubitus-Matratzen sind eine gute Anschaffung für die häusliche Pflege. Die mit Luft gefüllten Kammern verändern den Druck selbstständig und nehmen Ihnen dadurch einen Teil der körperlich sehr anstrengenden Lagerung ab. Je nach Umstand sind die Matratzen erstattungsfähig, beispielsweise wenn bereits ein Dekubitus vorliegt. Sprechen Sie Ihren Arzt oder Ihre Pflegeberatung vor Ort an. Diese können Ihnen in Ihrem speziellen Fall individuelle Beratung bieten.

Die Haut richtig pflegen

Alle Dinge, die die Haut reizen, sind tabu. Reizende Waschsubstanzen zum Beispiel. Besser sind hier pH-neutrale Seifen oder Wasser-in-Öl-Präparate (W/O-Lotionen). Und auch bei der Hautpflege ist weniger oft mehr. Wenn Sie zu häufig waschen, greift die Feuchtigkeit leicht den natürlichen Säureschutzmantel der Haut an. Die Folge: Die Haut wird rissig und entzündet sich schneller. Sofern Ihr Angehöriger an Inkontinenz leidet, gehört zur richtigen Dekubitus-Behandlung auch, dass Sie die Inkontinenzversorgung überprüfen, Einlagen häufig wechseln und Urin schnellstmöglich von der Haut abwaschen.

Wunde richtig versorgen

Die Behandlung des Dekubitus hängt auch von seinem Grad ab. Offene Wunden bieten oftmals gute Bedingungen für Keime und entzünden sich schnell. Wichtig ist es daher, häufig neue Verbände anzulegen und die Wunde richtig zu reinigen. Wie genau Sie mit der Wunde Ihres Angehörigen umgehen sollten, zeigt Ihnen ein Arzt oder eine ausgebildete Pflegefachkraft. Auch in speziellen Kursen für pflegende Angehörige können Sie die meisten Handgriffe erlernen und im Alltag selbst anwenden. Ein enger Kontakt zum Arzt und zu einem Pflegedienst ist immer sehr sinnvoll – und wird übrigens durch die Krankenkasse bezahlt. Sie müssen die Versorgung eines Dekubitus nicht selbst übernehmen, sondern können sich dafür auch professionelle Unterstützung holen.

Richtig ernähren

Auch die richtige Ernährung beeinflusst unsere Haut. Unterstützen Sie Ihren Angehörigen dabei, viel zu trinken – mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßter Tee sollten es täglich sein. Auch beim Essen sollten Sie auf ausreichende Kalorien und Eiweiße achten. Vitamine und Spurenelemente wie Zink unterstützen den Körper darüber hinaus bei der Wundheilung. Falls Ihr Angehöriger zu wenig trinkt oder isst, können Sie die Zufuhr zum Beispiel über kalorienreiche Getränke oder Eiweißpulver in den Mahlzeiten sichern. Wenn Sie also darauf achten, dass sich Ihr Angehöriger ausgewogen und vitaminreich ernährt, sind Sie auf dem besten Weg seinen Dekubitus behandeln zu können. Natürlich unterstützt Sie hier auch Ihr Arzt oder Pflegedienst.

Sisyphosarbeit, aber wichtig

Ein Druckgeschwür kann sehr schnell entstehen – mitunter in wenigen Stunden. Darum ist die Vorbeugung und ständige Beobachtung der Hautstellen so wichtig. Falls ein Dekubitus auftritt kann die Behandlung gerade eines fortgeschrittenen Dekubitus eine langwierige Sache sein, deren Behandlung sich aber für Ihren Angehörigen lohnt. Denn wird er optimal versorgt, verhindert das nicht nur, dass das Druckgeschwür sich verschlechtert, sondern kann zu einer Besserung und zur Abheilung führen und bewahrt dem Betroffenen selbst so auch ein großes Stück Lebensqualität.

Weitere Tipps für pflegende Angehörige bekommen Sie online regelmäßig hier im Online-Magazin oder 4-mal jährlich im Fachmagazin „Angehörige pflegen“.