Weltfrauentag: Verein „wir pflegen“ fordert Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

Weltfrauentag: Verein „wir pflegen“ fordert Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf

In Deutschland übernehmen rd. 5 Mio. Menschen die Pflege eines Angehörigen. 3 von 4 davon seien Frauen. Darauf weist der Bundesverband „wir pflegen“ in einer Mitteilung zum Weltfrauentag am Dienstag hin. Viele von ihnen müssten demnach ihre Erwerbsarbeit aufgrund der Pflegetätigkeit aufgeben, was zu starker sozialer Ungerechtigkeit führe.
Weltfrauentag: Verein „wir pflegen“ fordert Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
Getty Images/filadendron

Deshalb fordert der Bundesverband weitreichende Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sowie zur Alterssicherung.

Vorstandsmitglied Edeltraut Hütte-Schmitz sagte:

„Unser Pflegesystem schiebt die Verantwortung für die Pflege auf die Familien. Dort leisten immer noch Frauen den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit. Das fängt bei der Betreuung und Pflege von Kindern an und setzt sich fort, wenn es um die Pflege der alternden Eltern geht.“

Hohe Belastungen und prekäre Lebenslage

Für Frauen gingen mit der Pflege eines Angehörigen häufig hohe Belastungen und prekäre finanzielle Lebenslagen einher.

Laut „wir pflegen“ könnten viele der Frauen nur in Teilzeit arbeiten oder müssten ihren Beruf aufgrund fehlender Unterstützungsangebote ganz aufgeben.

Hütte-Schmitz verdeutlichte:

„Besonders betroffen sind hiervon Mütter pflegebedürftiger Kinder, sie pflegen oft ein Leben lang. Die eingeschränkten Betreuungsmöglichkeiten machen die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf nahezu unmöglich. Das zieht erhebliche Folgen für die eigene Altersabsicherung nach sich: Armut durch Pflege ist dann oft vorprogrammiert.“

Nach Angabe des Bundesverbands bedürfe es einer grundlegenden Modernisierung des Pflegesystems, um die Benachteiligung von Frauen zu reduzieren und eine geschlechtergerechte Aufteilung der Pflegeverantwortung zu erreichen.

Flexible Arbeitsmodelle und Lohnersatzleistungen

Hütte-Schmitz zufolge gehörten dazu ausreichende bedarfsgerechte Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige und flexiblere Arbeitsmodelle.

Mit der Einführung einer Lohnersatzleistung könnten bspw. pflegende Angehörige und insbesondere Frauen die Berufstätigkeit temporär reduzieren, sagte sie weiter.

„Lohnersatzleistungen wären auch für Männer ein Anreiz, mehr Pflegeverantwortung zu übernehmen. Darüber hinaus sollte die Anerkennung von Pflegezeiten rentenrechtlich gleichgestellt werden mit Erziehungszeiten.“

Weiterhin plane der Verein „wir pflegen“ in Kürze eine ausführliche Handlungsempfehlung zur Verbesserung der Position pflegender Angehöriger zu veröffentlichen, darunter auch weitere Maßnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und zur Alterssicherung pflegender Angehörige.