Pflegebevollmächtigte fordert Entlastung für pflegende Angehörige noch in 2022

Pflegebevollmächtigte fordert Entlastung für pflegende Angehörige noch in 2022

Die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll (SPD), fordert Entlastungen für pflegende Angehörige und Pflegebedürftige noch in diesem Jahr. Das geht aus einem Positionspapier von Mittwoch hervor. Auch der Sozialverband VdK sieht angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten dringenden Handlungsbedarf.
Altenpflegerin Claudia Moll ist neue Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung
Foto: Nikolai Kues

Moll forderte u. a., pflegende Angehörige bei den Entlastungspaketen zu berücksichtigen.

Die Pflegebevollmächtigte sagte dazu:

„Die allseits spürbare Kostenexplosion und Energiekrise trifft die häuslich versorgten Pflegebedürftigen und deren Angehörige besonders hart. Sie können oft nicht auf das Auto für die Fahrten zum Arzt oder Besorgungen verzichten, meist muss die Wäsche öfter und heißer gewaschen werden und die Forderung, weniger zu heizen, ist für diese Menschen einfach nur daneben.“

Pflegebedürftige dürften nicht „im Kalten sitzen“ gelassen werden. Sie müssten durch einen Krisen-Zuschlag bei allen Pflegeleistungen aus Steuermitteln entlastet werden.

Moll für Stärkung in 3 Bereichen

Moll sprach sich zudem für einen Dreiklang aus der Stärkung der häuslichen und professionellen Pflege sowie dem Ausbau der ehrenamtlichen Unterstützung aus. Dazu brauche es mehr Steuermittel für die Pflegeversicherung.

V. a. kurzfristig müsse die Regierung mehr für die häusliche Pflege tun.

Der Koalitionsvertrag sehe dazu regelmäßige Erhöhungen des Pflegegeldes ab 2022 und eine Zusammenführung von Verhinderungs- und Kurzzeitpflege in einem Entlastungsbudget vor. Beides müsse in diesem Jahr angegangen werden.

Die Pflegebevollmächtigte setze sich zudem für einen verbindlichen Anspruch auf Homeoffice für pflegende Angehörige und eine Stärkung der ehrenamtlichen und freiwilligen Unterstützung sowie eine Reduzierung der Eigenanteile in stationären Pflegeeinrichtungen ein.

Pflegebedürftige in stationärer Pflege müssen ebenfalls entlastet werden

Weiterhin sieht Moll Handlungsbedarf bei den Eigenanteilen in der stationären Pflege:

„Die geplante Herausnahme der Behandlungspflege und der Ausbildungskostenumlage wird die Pflegesätze deutlich senken – ein klarer Arbeitsauftrag, der umgesetzt werden muss.“

Sie sehe auch die Länder in der Pflicht, überall die Investitionskosten zu übernehmen und „Pflegebedürftigen so weitere zigtausend Euro pro Jahr zu ersparen“.

Kritik auch vom Sozialverband VdK

Auch VdK-Präsidentin Verena Bentele fordert die im Koalitionsvertrag versprochene Erhöhung des Pflegegeldes.

In einer Mitteilung von Mittwoch sagte sie:

„Wir fordern den Bundesgesundheitsminister auf, endlich die Situation pflegender Angehöriger zu verbessern. Seit fünf Jahren warten Pflegebedürftige und ihre Angehörigen auf die versprochene Erhöhung des Pflegegeldes. Nicht zuletzt wegen der hohen Inflationsrate hat dieses enorm an Kaufkraft verloren.“

Sie kritisierte, dass die Regierung pflegende Angehörige, die nicht mehr arbeiten, aber noch nicht in Rente sind, im dritten Entlastungspaket erneut vergessen worden seien und keine Energiepreispauschale bekämen.

„Die Ampel-Koalition muss nun schnellstmöglich ihr Versprechen einlösen und das Pflegegeld noch in diesem Jahr deutlich erhöhen“, so Bentele.