Mangelernährung: Ursachen, Symptome, Behandlung

Mangelernährung: Ursachen, Symptome, Behandlung

Bekommt unser Körper über längere Zeit hinweg nicht die Nährstoffe, die er benötigt, kommt es zu einer Mangelernährung. Häufig davon betroffen sind Menschen mit schweren oder chronischen Erkrankungen, Demenz, Kau- oder Schluckstörungen sowie nachlassenden Sinneswahrnehmungen. So vielfältig wie die Ursachen sind auch die Symptome sowie Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten. In unserem Übersichtsartikel liefern wir Ihnen kompaktes Wissen zur Mangelernährung.

Ein Mann mit Mangelernährung sitzt lustlos am Essenstisch.
GettyImages/choochart choochaikupt
Inhaltsverzeichnis
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    Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, nicht ausreichend oder nicht die richtigen Nährstoffe aufzunehmen, speziell wenn eine chronische Erkrankung wie eine Entzündung im Magen-Darm-Trakt oder eine Krebserkrankung vorliegt. Umso wichtiger ist es, die Symptome einer Mangelernährung zu kennen. Wenn Sie sie frühzeitig erkennen, lässt sie sich gut behandeln.

    Was ist Mangelernährung?

    Eine Mangelernährung liegt dann vor, wenn zu wenig Energie und Nährstoffe über die Nahrung aufgenommen werden und dadurch messbare Veränderungen der körperlichen oder geistigen Funktion auftreten. Dabei kann entweder die Nahrungsaufnahme selbst vermindert sein, oder die Verdauung und Aufnahme des Essens im Magen-Darm-Trakt ist gestört.

    Der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) zufolge liegt im Alter eine Mangelernährung vor, wenn entweder

    • ein „unbeabsichtigter auffälliger Gewichtsverlust“ von mehr als 5 % des ursprünglichen Körpergewichts in 3 Monaten oder mehr als 10 % in 6 Monaten vorliegt oder
    • bei „deutlich reduzierter Körpermasse“ entsprechend einem „Body Mass Index“ (BMI) von unter 20kg/m2.
      Beispiel: Wenn eine 70-jährige Frau 160 cm groß ist und nur noch 45 kg wiegt, ist sie untergewichtig; bei einem Gewicht von 40 kg liegt bereits ein „kritisches Untergewicht“ vor.

    Was sind Ursachen einer Mangelernährung?

    Eine Mangelernährung kann viele unterschiedliche Ursachen haben, und in den meisten Fällen ist es nicht nur ein Faktor alleine, sondern es sind gleich mehrere, die eine Rolle spielen. Zu den wichtigsten Gründen zählen:

    1. Appetitlosigkeit betrifft viele Menschen mit chronischen beziehungsweise schweren Erkrankungen. Denn neben den rein körperlichen Symptomen wie beispielsweise Schmerzen können sich auch Ängste und Sorgen negativ auf den Appetit auswirken. Auch das Sättigungsgefühl sowie ein veränderter Geschmacks- oder Geruchssinn fördern nicht unbedingt den Appetit.
    2. Schlechte Zähne beziehungsweise ein schlechtsitzendes Gebiss oder Geschwüre im Mund sowie Krankheiten des Magen-Darm-Trakts, die zu Kau- oder Schluckstörungen führen: Alle diese Faktoren führen dazu, dass die Nahrungsaufnahme mit Beschwerden verbunden sein kann. Viele Betroffene essen dann nur noch wenig oder zumindest weniger als vor der Erkrankung.
    3. Um die aufgenommene Nahrung zu verwerten, spaltet der Körper sie zuerst in kleine Bestandteile auf. Dazu sind verschiedene Verdauungssäfte erforderlich, die normalerweise im Magen, in der Bauchspeicheldrüse, der Galle oder im Dünndarm produziert werden. Bei Erkrankung eines oder mehrere dieser Organe ist auch die Produktion dieser Säfte gestört, die Nahrung kann nicht mehr normal verdaut und daher auch nicht mehr richtig aufgenommen werden. Eine mögliche Folge ist dann eine Mangelernährung – obwohl die Betroffenen eigentlich ausreichend essen.
    4. Auch Medikamente können einen großen Einfluss auf unseren Ernährungszustand haben. Viele Wirkstoffe beeinträchtigen den Appetit (Antibiotika, Beruhigungs- und Schmerzmittel, Medikamente gegen Herzerkrankungen) oder können den Geschmack des Essens verändern (Medikamente gegen Diabetes oder Bluthochdruck). Manche Arzneimittel lösen Mundtrockenheit oder Übelkeit aus und tragen so zu einer Mangelernährung bei.
    5. Nicht zuletzt spielen auch viele soziale Faktoren eine Rolle: Essen ist eben auch eine soziale Angelegenheit (in guter Gesellschaft isst man gerne mehr) – das bedeutet umgekehrt, dass Armut, Einsamkeit oder Trauer ebenfalls eine Rolle spielen können, wenn jemand zu wenig isst.
    6. Und: Im Alter lassen Sinneswahrnehmungen häufig nach, die Gefühle von Hunger, Durst und Sättigung verändern sich, Sie merken dann beispielsweise nicht mehr so schnell wie früher, dass Sie durstig sind.
    7. Zudem können Verwirrtheit und Demenz auftreten – manche Menschen vergessen das Essen also auch einfach.

    Sie wissen jetzt, warum eine Mangelernährung auftreten kann. Im Folgenden soll es nun darum gehen, wie sich eine Mangelernährung äußert, sprich, welche Symptome es gibt.

    Was sind Symptome einer Mangelernährung?

    Eine leichte Mangelernährung löst häufig nur unspezifische Symptome aus, wie Schwächegefühl, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Antriebsarmut. Besteht eine Mangelernährung aber schon länger oder ist schwerer ausgeprägt, hat dies unter Umständen deutlichere Folgen. Und weil die verschiedenen Nährstoffe, die wir Menschen brauchen, eine ganze Reihe wichtiger Funktionen im Körper erfüllen, kann eine Mangelernährung auch diverse Symptome aufweisen. In der nachstehenden Liste finden Sie häufig auftretende Symptome mangelernährter Menschen.

     

    Übersicht der wichtigsten Symptome

     

    Ein Eiweißmangel (zu wenig Fisch, Quark, Eier, Fleisch)

    • schwächt einerseits das Immunsystem, so bestehen die für die Abwehr von Krankheitserregern wichtigen Antikörper aus Eiweißen;
    • andererseits führt ein Eiweißmangel zu einem Abbau der Muskulatur:
      o Bei Schwächung der sogenannten „Skelettmuskulatur“ etwa an Beinen und Armen sinkt die Muskelkraft, wodurch das Risiko für Stürze und Knochenbrüche steigt.
      o Die Schwächung der Atemmuskulatur führt zu einer erschwerten Atmung.
      o Die Beeinträchtigung des Herzmuskels verursacht eine verminderte Pumpkraft.

    Ein Mangel an Kohlenhydraten (aus Gemüse, Erbsen, Linsen, Kartoffeln)

    • kann Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme und Sehstörungen auslösen.

    Ein Mangel an Fetten (am besten aus Olivenöl, Nüssen, fettreichen Fischen wie Hering oder Makrele)

    • kann ebenfalls die Funktion des Immunsystems beeinflussen; weitere mögliche Folgen sind eine trockene Haut oder Haarausfall.

    Es gibt zudem vier Vitamine, die auf eine ausreichende Fettzufuhr angewiesen sind, nämlich die Vitamine A, D, E und K. Ein Mangel wird spürbar etwa durch:

    • Entzündungen der Mundschleimhaut (Vitamin A),
    • Müdigkeit und depressive Stimmung (Vitamin D),
    • Durchblutungsstörungen (Vitamin E) und
    • häufiges Nasen- oder Zahnfleischbluten (Vitamin K).

    Wie Sie Mangelernährung vorbeugen können

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    Wie lässt sich eine Mangelernährung erkennen?

    Einen wichtigen Hinweis kann die Kleidung geben: Sitzt diese plötzlich viel lockerer als vorher, ist von einem Gewichtsverlust auszugehen. Die oben beschriebenen Symptome sollten ebenfalls hellhörig machen: Müdigkeit und Schwäche, mehr Infekte als üblich, oder auch Wunden, die langsamer heilen als sonst.

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    Wie wird eine Mangelernährung behandelt?

    Als erster Schritt ist zu überlegen, ob die zugrundeliegende Ursache beseitigt werden kann, indem etwa eine schlechtsitzende Zahnprothese ausgetauscht wird oder Medikamente umgestellt werden, die Übelkeit oder Appetitlosigkeit auslösen. Eine weitere Möglichkeit ist es, das tägliche Essen zu verändern, z. B. mit Gewürzen, frischen Kräutern oder besser zu kauendem Brot.

    Auch mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt können sinnvoller als die „klassischen“ drei großen Mahlzeiten sein; zudem sollte ausreichend Zeit eingeplant werden, damit eine ruhige und entspannte Nahrungsaufnahme möglich ist.

    Manchmal helfen auch spezialisierte Behandlungstechniken: etwa eine spezifische Schlucktherapie bei Schluckstörungen oder ein spezielles Ess-Training nach einem Schlaganfall.

    Gelegentlich muss bei Mangelernährung auch eine bilanzierte Trinknahrung eingesetzt werden, die alle lebensnotwendigen Nährstoffe enthält (z. B. in der Apotheke erhältlich).
    Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, kann es in manchen Fällen erforderlich sein, einen Menschen künstlich über eine Sonde zu ernähren – das ist mit Hilfe von Pflegepersonal übrigens auch zu Hause möglich.

    Eines ist jedenfalls klar: Je früher Sie eingreifen, desto besser verläuft die Behandlung einer Mangelernährung – auch im Alter! Wird eine Mangelernährung nicht erkannt und sie besteht unbehandelt über längere Zeit, ist das Risiko zu versterben erhöht. Achten Sie daher im Pflegealltag auf die oben beschriebenen Symptome und begutachten Sie regelmäßig die Essgewohnheiten sowie den Ernährungszustand Ihres Angehörigen. Wenn Sie etwas beobachten, was Ihnen nicht „normal“ vorkommt, und Sie nicht wissen, was Sie tun sollen, wenden Sie sich an den Pflegedienst oder den Hausarzt. Er kann Sie beraten und Ihr Familienmitglied entsprechend behandeln.

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