Ernährung bei Parkinson: Was Sie wissen und worauf sie achten sollten

Ernährung bei Parkinson: Was Sie wissen und worauf sie achten sollten

Eine Parkinson-Erkrankung wirkt sich auf die Fähigkeit aus, das Besteck zu benutzen und problemlos zu schlucken, andrerseits müssen bei der Einnahme von Medikamenten bestimmte Regeln eingehalten werden. Die gute Nachricht ist, dass eine ausgewogene, pflanzen- und olivenölreiche Ernährungsform den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.

Ein Mann stützt seine Hand, um mit einem Löffel Suppe essen zu können.
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Inhaltsverzeichnis
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    Eine Parkinson-Erkrankung wirkt sich gleich in mehrfacher Hinsicht auf die Nahrungsaufnahme Betroffener aus. Zum einen erschweren motorische Symptome wie Zittern und Muskelsteifheit das Hantieren mit Besteck und Geschirr. Zum anderen spielt die Ernährung eine wichtige Rolle, weil bestimmte Nahrungsmittel, nämlich die Eiweiße, die Wirkung von Medikamenten beeinflussen können. Und mittlerweile ist zudem bekannt, dass sich eine bestimmte Ernährungsform (die „Mittelmeerdiät“) positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken und möglicherweise sogar eine Entwicklung der Parkinson-Krankheit verhindern kann.

    Warum ist die Ernährung bei Parkinson von besonderer Bedeutung?

    Aufgrund der Parkinson-typischen Symptome – der ständigen Anspannung der Muskeln, des Zitterns und der Anstrengung, eine Bewegung zu Ende zu führen – kostet die Krankheit den Körper grundsätzlich sehr viel Energie. Eine ausreichende Zufuhr von Nährstoffen ist daher schon allein deswegen wichtig, um den ungewollten Gewichtsverlust, der den Körper noch weiter schwächten würde, zu vermeiden.

    Die Magen-Darm-Muskulatur ist bei Parkinson-Patienten zudem häufig weniger beweglich, was zu Verstopfung (medizinisch: Obstipation) führen kann. Eine ballaststoffreiche Ernährung kann dem entgegenwirken, mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten (Erbsen, Linsen, Bohnen), Gemüse (Möhren, Fenchel), Obst wie Äpfel und Birnen, Nüsse, Lein- oder Flohsamen. Diese Nahrungsmittel unterstützen eine aktive Magen-Darm-Muskulatur, und als zusätzlicher Pluspunkt wird dadurch auch die Aufnahme des wichtigsten Medikaments in der Behandlung einer Parkinson-Erkrankung, des L-Dopa, gefördert.

    Die ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist ebenfalls wichtig, um dem Risiko der Verstopfung, aber auch der austrocknenden Wirkung mancher Medikamente entgegenzuwirken. Meist werden 1,5 bis 2 Liter pro Tag empfohlen. Das mag zunächst sehr viel erscheinen, es sollte aber mit Getränken, Suppen oder auch saftigem Obst wie Melonen oder Beeren meist zu erreichen sein.

    Tipp: In kleinen Schlucken und häufig über den Tag verteilt trinken; auch Eiswürfel oder Mundsprays dürfen zum Einsatz kommen.

    Übrigens: Ein Gläschen Alkohol hin und wieder schadet nicht – aber nicht mehr als das Gläschen. Denn Alkohol führt auch bei gesunden Menschen bekanntlich zu langsameren Reaktionen, schlechterer Koordination und undeutlicher Sprache – und mit diesen Symptomen haben an Parkinson erkrankte Menschen ohnehin schon zu kämpfen.

    Welchen generellen Empfehlungen zur Ernährung bei Parkinson gibt es?

    Ausreichend zu trinken, steht an erster Stelle, da die Dehydrierung die Symptome der Krankheit verschlimmern kann (Schwindel, niedriger Blutdruck, Verstopfung).

    Viele Betroffene verlieren aufgrund ihrer Krankheit und den damit verbundenen Schluckstörungen und Schwierigkeiten beim Essen (z.B. wegen des Zitterns der Hände) an Körpergewicht. Bei Untergewichtigen wird daher empfohlen, das Essen energiereicher zu gestalten, etwa großzügig mit Olivenöl umzugehen und neben den Mahlzeiten einige Snacks einzubauen (Naturjoghurt, Früchte).

    Da die Nahrungsaufnahme länger dauert, kann das Essen kalt sein, bevor man fertig ist. Kleinere Portionen, häufiger über den Tag verteilt, sind hier von Vorteil; eine andere Möglichkeit sind vorgeheizte Teller, die das Essen länger warm halten. Noch ein Tipp: Betroffene können versuchen, dann zu essen, wenn sie weniger müde sind – also vielleicht die Hauptmahlzeit zu Mittag und nicht am Abend einzunehmen.

    Wird eine spezielle Diät für Parkinson-Patienten empfohlen?

    Die sogenannte Mittelmeerküche soll nicht nur das Risiko für eine Parkinson-Erkrankung senken, sondern auch den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen. Diese Küche wird daher besonders häufig von Ärztinnen und Ärzten empfohlen. Die „Mittelmeerdiät“ basiert auf viel Gemüse und Obst, Bohnen und Fisch, und als Öl kommt so gut wie ausschließlich Olivenöl zum Einsatz. Umgekehrt werden Milchprodukte, Kartoffeln oder Eier weniger häufig gegessen, Rind- oder Schweinefleisch kommt nur selten auf den Teller. Die Mittelmeerdiät gilt auch ganz grundsätzlich als gesundheitsfördernde, vielfältige und anpassungsfähige Ernährungsform.

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    Wie wirkt sich die Ernährung bei Parkinson auf die Medikamenteneinnahme aus?

    Das Medikament L-Dopa, der Goldstandard in der Behandlung von Parkinson, wirkt auf nüchternen Magen besser, es sollte daher mindestens eine halbe Stunde vor dem Essen eingenommen werden. Bei stark eiweißhaltiger Nahrung (Fisch, Fleisch, Eier, Soja) sollte man den Wirkstoff sogar eine Stunde vorher einnehmen – oder eineinhalb bis zwei Stunden später. Es kann auch helfen, das meiste Protein abends zu essen, falls ein langsameres Ansprechen auf die Medikation zu diesem Zeitpunkt als weniger beeinträchtigend eingestuft wird als tagsüber, mit vielleicht mehr beruflichen beziehungsweise privaten Terminen.

    Achtung: Auf Protein zu verzichten, ist keine gute Idee, da es für die Regeneration des Körpers wichtig ist und für die Fähigkeit, Infektionen zu bekämpfen.

    Wasser kann dabei helfen, die Medikamente besser aufzulösen, deren Einnahme sollte daher immer mit einem großen Glas Wasser erfolgen.

    Tipps für die Medikamenteneinnahme bei Parkinson

    • Bei manchen Erkrankten kann L-Dopa Übelkeit auslösen. Hier kann es helfen, zwischendurch ein Stück trockenes Brot zu essen. Ist die Übelkeit damit nicht ausreichend gelindert, können Arzt oder Ärztin wirksame Medikamente dagegen verschreiben.
    • Unter der Behandlung mit L-Dopa kann sich ein Mangel an Vitamin B12 und Folsäure entwickeln, was sich als Kribbeln auf der Haut, wunde Zunge oder Sehstörungen bemerkbar machen kann. Der Mangel kann einfach mit Vitaminpräparaten ausgeglichen werden.
    • Ob weitere Ergänzungen von Mikronährstoffen erforderlich sind, ist von ärztlicher Seite zu entscheiden. Beispielsweise kann eine Ergänzung von Vitamin-D und Kalzium erforderlich sein, wenn Betroffene nicht ausreichend Sonnenlicht erhalten.

    Was lässt sich bei Schluckstörungen tun?

    Im Rahmen der Parkinson-Krankheit kommt es häufig zu Schluckstörungen. Hier gibt es einige Tipps, die das Essen beziehungsweise Schlucken erleichtern können:

    • beim Essen aufrecht sitzen,
    • den Kopf nicht zurücklegen,
    • kleine Bissen nehmen,
    • öfter nachschlucken, auch wenn der Mund leer scheint,
    • feste, breiige oder dickflüssige Nahrung (statt dünner Suppen).

    Bestehen Probleme beim Schlucken von Flüssigkeit können Dickmacher beigefügt werden. Trockene, bröselige Nahrungsmittel sowie zähes Fleisch sind nach Möglichkeit zu vermeiden. Die Logopädie kann mit einem speziellen Training für Zungen und Lippen dabei helfen, die Schluckstörungen zu lindern.

    Gibt es neue Erkenntnisse zur Ernährung bei Parkinson?

    Studien untersuchen derzeit, ob Heilfasten oder Intervallfasten zur Linderung der Symptome und Beschwerden führen könnten.

    Erste Erkenntnisse gibt es auch zu einer vegetarischen Diät (also ohne Fleisch, aber mit Milchprodukten und Eiern): In einer Studie hatten Patientinnen und Patienten nach vier Wochen vegetarischer Ernährung weniger motorische Symptome als solche, die sich „normal“ ernährten. Zudem war bei den vegetarischen Teilnehmenden der Schweregrad der Symptome deutlich geringer ausgeprägt. Eine andere Studie zeigte eine Linderung der Symptome bei reduziertem Konsum von Rindfleisch, Dosenobst, Eiscreme, frittiertem Essen und Sprudel.

    Und noch ein genereller Tipp: Von Expertenseite wird empfohlen, möglichst bewusst zu essen. Erkrankte müssen sich ohnehin etwas länger Zeit lassen, das bietet gleichzeitig die Möglichkeit, mehr auf die verschiedenen Geschmäcker oder die unterschiedliche Konsistenz der Speisen zu achten und seine Mahlzeiten richtig zu genießen. Im Ideal geschieht dies mit anderen Menschen – denn auch soziale Kontakte fördern die Gesundheit.

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