Die Parkinson-Demenz: Mehr als eine Begleiterscheinung

Die Parkinson-Demenz: Mehr als eine Begleiterscheinung

Eine Parkinson-Demenz trifft rund 30 bis 40 Prozent der an Parkinson Erkrankten, der Beginn der Demenz ist ab dem 70. Lebensjahr zu beobachten. Sie äußert sich zunächst anders als eine Alzheimer-Demenz, in späteren Stadien treten aber auch hier Vergesslichkeit und Persönlichkeitsänderungen auf. Therapien zielen darauf ab, die Symptome zu lindern; eine Heilung ist leider nicht möglich, und auch die Lebenserwartung ist bei diesem Krankheitsbild verkürzt.

Parkinson-Demenz: Eine ältere Frau legt einem ins Leere schauenden älteren Mann tröstend die Hände auf die Schultern.
GettyImages/lucigerma
Inhaltsverzeichnis
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    Die Parkinson-Krankheit ist in Deutschland die zweithäufigste neurologische Erkrankung nach der Alzheimer-Erkrankung. Typische Symptome sind Bewegungsstörungen wie Zittern, Muskelsteifheit oder verlangsamte Bewegungen. Im Laufe der Erkrankung kann sich allerdings zusätzlich eine bestimmte Demenz-Form entwickeln – die Parkinson-Demenz.

    Was ist die Ursache einer Parkinson-Demenz?

    Im Rahmen der Parkinson-Krankheit sterben nicht nur Nervenzellen ab, die das Dopamin regulieren, sondern auch solche, die den Botenstoff Acetylcholin steuern. Die Parkinson-Demenz ist großteils auf den daraus resultierenden Mangel an Acetylcholin zurückzuführen. Acetylcholin ist im Gehirn unter anderem für Lernprozesse und Aufmerksamkeit zuständig.

    Was ist Dopamin?

    Dopamin ist ein Botenstoff im Gehirn, der die Muskelfunktion und damit die Bewegungen steuert. Ein Mangel an Dopamin bedeutet also, dass die Bewegungen des ganzen Körpers, einschließlich von Armen und Händen, nicht mehr reibungslos ablaufen.

    Wer entwickelt eine Parkinson-Demenz?

    Zu Beginn einer Parkinson-Krankheit hat die Mehrheit der Betroffenen keine geistigen Beeinträchtigungen, doch in späteren Stadien können bei 30 bis 40 der Erkrankten Symptome einer Demenz auftreten. Betroffen sind ausschließlich ältere Personen: Bei Diagnose einer Parkinson-Demenz sind die Patientinnen und Patienten rund 70 Jahre alt, unabhängig vom Beginn der Parkinson-Krankheit.

    Wie häufig ist die Parkinson-Demenz?

    Was sind typische Symptome einer Parkinson-Demenz?

    Im Gegensatz zu einer Alzheimer-bedingten Demenz, bei der häufig Gedächtnisprobleme das erste Symptom sind, äußert sich eine Parkinson-Demenz zunächst vor allem in Aufmerksamkeitsstörungen und einer Verlangsamung des Denkens. Das bedeutet: Die Betroffenen können Informationen einfach nicht mehr so rasch wie gewohnt verarbeiten, sie haben Schwierigkeiten, Aufgaben wie gewohnt zu planen und zu erledigen; kurz: für alles und jedes ist jetzt viel mehr Zeit vonnöten. Die räumliche Orientierung kann beeinträchtigt sein, ebenso die gewohnte Sprachflüssigkeit – vielen fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden, vor allem, wenn es um kompliziertere Sachverhalte geht.

    Auch Persönlichkeitsveränderungen können auftreten: Häufig wirken ein Patient oder eine Patientin apathisch, ihnen fehlen zunehmend Motivation und Antrieb, die Spontanität wird immer weniger; möglich ist auch, dass sie nun viel gereizter oder sogar aggressiver auf bestimmte Situationen reagieren als früher. Zudem können Ängste und depressive Symptome auftreten, und manche Betroffene leiden sogar an Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

    Im späteren Krankheitsverlauf treten dann ebenso wie bei einer Alzheimer-Demenz Gedächtnisstörungen auf. Die Lernfähigkeit bleibt allerdings – das ist ein weiterer Unterschied zur Alzheimer-Krankheit – länger erhalten. In der Praxis sind die Betroffenen daher in der Lage, Neues zu erlernen, sie haben jedoch Schwierigkeiten damit, bereits gespeicherte Informationen abzurufen.

    Praktischer Tipp: Da das Wiedererkennen häufig noch gut erhalten bleibt, können Merk- und Spickzettel eine große Hilfe im Alltag darstellen.

    Wie macht sich eine Parkinson-Demenz im Alltag bemerkbar?

    Die Demenz macht sich zunächst bei komplexen Aufgaben bemerkbar, etwa beim Autofahren, später kann zum Beispiel schon die regelmäßige Einnahme von Medikamenten schwierig sein. Die sozialen und beruflichen Leistungen fallen ab, alltagsrelevante Verrichtungen wie Duschen oder Zähneputzen werden vernachlässigt. Mit der Zeit brauchen die Betroffenen immer mehr Hilfe, zum Schluss ist eine Hilfe rund um die Uhr unerlässlich.

    Formen der Demenz

    Alzheimer-Demenz, Lewy-Körperchen-Demenz, vaskuläre, gemischte oder frontotemporale Demenz – wie sich Demenzerkrankungen unterscheiden, wie häufig sie auftreten und wer besonders betroffen ist, erklären wir in unserem „Steckbrief Demenz„.

    Wie wird eine Parkinson-Demenz diagnostiziert?

    Nicht jede Vergesslichkeit oder Verwirrtheit ist automatisch eine Parkinson-Demenz! Normalerweise wird empfohlen, einen Zeitraum von sechs Monaten abzuwarten. Wenn die Beschwerden so lange dauern und der Alltag stark beeinträchtigt ist, ist eine Demenz wahrscheinlich. Die endgültige Bestätigung wird dann vom Facharzt oder von der Fachärztin für Neurologie gestellt.

    Dafür wird nicht nur der oder die Betroffene nach relevanten Informationen befragt, sondern häufig auch die Angehörigen oder Mitbewohnende, da diese meist verlässlich über eine Änderung der Persönlichkeit oder Halluzinationen berichten können.

    Zudem werden Tests wie der „Uhrentest“ eingesetzt – eine Patientin muss eine Uhr mit bestimmter Uhrzeit zeichnen – oder es wird gemessen, wie viele Wörter ein Patient in einer Minute sprechen kann. Ein weiteres traditionelles Untersuchungswerkzeug ist der sogenannte „Mini-Mental-Status-Test“. Hier werden unter anderem die Merkfähigkeit („Bitte merken Sie sich diese drei Wörter, ich frage Sie in ein paar Minuten wieder danach“), die zeitliche und räumliche Orientierung („Wo sind wir hier? Welches Datum haben wir heute?“) sowie das Lesen und Schreiben getestet.

    Sollte es von ärztlicher Seite als erforderlich eingestuft werden, können auch Blutuntersuchungen oder sogenannte bildgebende Verfahren wie die Computer-Tomographie angeordnet werden: Hier kann die Schrumpfung des Gehirns (aufgrund des Absterbens von Nervenzellen) nachgewiesen werden.

    Lässt sich die Parkinson-Demenz verhindern oder zumindest hinauszögern?

    Körperlich aktiv zu bleiben ist eine der wichtigsten Empfehlungen in Sachen Prävention: Regelmäßige körperliche Übungen können nämlich nicht nur das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit, sondern auch das Risiko für die Entwicklung einer Parkinson-Demenz wesentlich senken. Am besten ist der Besuch bei einer Sportmedizinerin oder einem Physiotherapeuten, um ein maßgeschneidertes Programm zu erstellen.

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    Welche Maßnahmen können der Parkinson-Demenz entgegenwirken?

    Speziell am Anfang kann kognitives Training wie das berühmte „Gehirn-Jogging“ Erfolge zeigen – es ist aber wichtig, dass die Erkrankten Spaß daran haben und keinem „Druck zum Lernen“ ausgesetzt werden. Und auch in diesem Krankheitsstadium wird Bewegung empfohlen: Je nach Vermögen der Betroffenen sind dies beispielsweise Ausdauersportarten wie Schwimmen oder Nordic Walking, Koordinationstraining (z.B. Tanzen), oder Übungen von Haltung, Gleichgewicht und Beweglichkeit (Tai-Chi, leichte Gymnastik oder leichtes Krafttraining, gegebenenfalls auch im Sitzen).

    Und auch über die Ernährung lässt sich etwas erreichen: Eine speziell für Menschen mit Parkinson-Demenz empfohlene Diät gibt es zwar nicht. Da die Parkinson-Krankheit selbst jedoch wahrscheinlich zum Teil aus dem Darm stammt, ist es grundsätzlich wichtig, sich darm-freundlich zu ernähren: mit ausreichend Ballaststoffen aus Gemüse, Linsen oder Bohnen, und möglichst täglich einer Portion eines fermentierten Lebensmittels wie Naturjoghurt, Kefir oder Sauerkraut.

    Auch wichtig: Einige Medikamente gegen Parkinson haben eine austrocknende Wirkung, eine Dehydrierung kann die Verwirrtheit bei Parkinson-Demenz aber verstärken. Ausreichend Trinken – Tee, Wasser, Saftschorlen – ist daher besonders wichtig.

    Auf medikamentöser Seite werden gegen den Mangel an Acetylcholin (siehe Ursachen) sogenannte „Acetylcholin-Esterase-Hemmer“ eingesetzt: Diese Wirkstoffe hemmen das Enzym, das Acetylcholin abbaut, wodurch dessen Konzentration wieder steigt. Depressive Stimmungen wiederum können mit Antidepressiva behandelt werden, bei Halluzinationen oder Unruhezuständen wird häufig weitere Arzneimittel aus der Psychiatrie eingesetzt, die sogenannten „atypischen Neuroleptika“.

    Wirkt sich eine Parkinson-Demenz auf die Lebenserwartung aus?

    Leider ja. Im Gegensatz zur reinen Parkinson-Krankheit, die eine insgesamt normale Lebenserwartung hat, versterben an Parkinson-Demenz Erkrankte häufig innerhalb von rund sieben Jahren nach der Demenz-Diagnose, obwohl es individuell große Unterschiede geben kann. Die häufigste Ursache sind Infektionen.

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