Ambulante Pflegedienste: Was leisten sie und wie findet man den „richtigen“?

Ambulante Pflegedienste: Was leisten sie und wie findet man den „richtigen“?

Rund jeder fünfte Pflegebedürftige in häuslicher Versorgung wird auch von Mitarbeitern eines ambulanten Pflegedienstes versorgt. Aber was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff, welche Leistungen erbringen die ambulanten oder auch mobilen Pflegedienste und wie findet man den richten Pflegedienst für sich und seinen oder seine pflegebedürftigen Angehörigen?

Ambulante Pflegedienste: Eine Pflegekraft hilft einem älteren Mann in dessen häuslicher Umgebung beim Aufstehen aus dem Bett.
GettyImages/FredFroese
Inhaltsverzeichnis
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    Wer sie nicht braucht, denkt bei dem Begriff ambulante Pflegedienste vielleicht nur an die meist gut erkennbaren Autos, die man in der Stadt wie auf dem Land immer häufiger herumflitzen sieht. Wer auf sie angewiesen ist, ist meist dankbar, wenn eines der Autos vor der eigenen Wohnstätte hält.

    Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland gelten als pflegebedürftig, die überwiegende Mehrheit (84 Prozent) wird in häuslicher Umgebung und dort meist von den eigenen Angehörigen versorgt. In jedem fünften Fall unterstützen oder versorgen aber auch die Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste, die damit ein unverzichtbarer – ja, systemrelevanter – Teil des deutschen Gesundheitssystems sind.

    Aber was genau ist das eigentlich, ein ambulanter oder auch mobiler Pflegedienst, und welche Leistungen erbringen seine Mitarbeiter? Und vor allem: Wie finden Sie den „richtigen“ Pflegedienst für sich und Ihren pflegebedürftigen Angehörigen oder Ihre pflegebedürftige Angehörige?

    Was genau sind ambulante Pflegedienste?

    Ambulante oder mobile Pflegedienste sind entweder private Unternehmen oder sie werden von Wohlfahrtsverbänden wie Caritas, Diakonie oder dem Deutschen Roten Kreuz betrieben. Sie müssen durch die Landesverbände der Kranken- und Pflegekassen zugelassen sein und mit diesen Versorgungsverträge abgeschlossen haben, um ihre Leistungen entsprechend abrechnen zu können.

    Eine Voraussetzung für die Zulassung ist, dass ein Pflegedienst mindestens eine in der Alten-, Kranken- oder Kinderkrankenpflege ausgebildete Fachkraft vorweisen kann. Darüber hinaus beschäftigen Pflegedienste aber auch Pflege- und Pflegehilfskräfte sowie etwa Hauswirtschaftshelfer und Familienpflegehelfer.

    Zur Einordnung: Examinierte Pflegekräfte haben mindestens eine dreijährige Ausbildung absolviert, Pflegehelferinnen und -helfer häufig nur eine einjährige. Da gute Pflege von der Qualität der Versorgung abhängt, sollten Sie darauf achten, ob ein ambulanter Pflegedienst ausreichend qualifizierte und erfahrene Pflegekräfte unter seinen Mitarbeitenden hat.

    Welche Leistungen erbringen ambulante Pflegedienste?

    Das Leistungsspektrum ambulanter Pflegedienste ist umfangreich. Wenig verwunderlich vielleicht, ist doch der Begriff der Pflege ebenfalls ein weitläufiger und in vielerlei Hinsicht nicht ganz einfach abzugrenzender. Wo hört Pflege auf und wo fangen Zuwendung oder Fürsorge an? Und beschränkt sich die (medizinische) Pflege auf das Versorgen körperlicher Leiden oder gehört nicht noch viel mehr dazu?

    Aber keine Angst, Sie müssen keine Antworten auf diese Fragen finden. Da sich die Pflege über die Jahrhunderte professionalisiert hat, gibt es auch hier klare Aufteilungen in verschiedene Fachgebiete und Tätigkeitsbereiche samt Qualifikationen – auch wenn uns als Laien diese vielleicht nicht so geläufig sind wie Begriffe der medizinisch-ärztlichen Versorgung.

    Ambulante Pflegedienste übernehmen vor allem Leistungen der sogenannten Grundpflege, also zum Beispiel das Waschen, das An- und Auskleiden, die Körperpflege oder auch die Nahrungsaufnahme. Hinzu kommt die Behandlungspflege, worunter etwa die Arzneimittelgabe, der Verbandwechsel, die Wundversorgung, die Blutzuckermessung oder auch die Infusionstherapie fällt.

    Aber sie unterstützen in der Regel auch in der hauswirtschaftlichen Versorgung, etwa beim Einkaufen, Kochen oder Reinigen, also alltäglichen Verrichtungen, die pflegebedürftige Menschen aber eben nicht mehr selbst oder nur mit Hilfe bewältigen können.

    Hinzu kommen meist Betreuungsleistungen, also etwa die Beaufsichtigung pflegebedürftiger Menschen, ihre Beschäftigung und Aktivierung durch Spaziergänge, Vorlesen und andere Freizeitaktivitäten. Auch die Begleitung zu Arztterminen oder Behördengängen wird häufig übernommen.

    Schließlich bieten Pflegedienste auch Beratungsleistungen zu pflegerischen Fragen an, vermitteln weitere Hilfsdienste wie die regelmäßige Essensbelieferung oder auch Fahrdienste und Krankentransporte.

    Ambulante Pflegedienste übernehmen also grundsätzlich eine ganze Menge an Versorgungs-, Betreuungs- und Beratungsleistungen. Aber: Nicht jeder Pflegedienst bietet tatsächlich all diese Leistungen unter einem Dach an. Das kann verschiedene Gründe haben, von bewussten Geschäftsentscheidungen über personelle Kapazitäten bis hin zu vorhandenen Qualifikationen. Erkundigen Sie sich also immer vorab, was ein konkreter Pflegedienst zu übernehmen bereit und in der Lage ist – und was eventuell auch nicht. Dazu ist es hilfreich, wenn Sie zuvor festgelegt haben, welche Leistungen Sie in Anspruch nehmen möchten oder müssen.

    Checkliste: Den "richtigen" Pflegedienst finden

    Mit Auswahl von „Download anfordern“ stimmen Sie zu, künftig regelmäßig Informationen rund um die Pflege von Angehörigen zu erhalten. Die erteilte Werbeeinwilligung erfolgt im Gegenzug für den Erhalt des Downloads und ist jederzeit widerruflich. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

    Wie finde ich den „richtigen“ ambulanten Pflegedienst?

    Um den „richtigen“, also den für die betroffenen Menschen und die Situation passenden, Pflegedienst zu finden, sollten Sie im Idealfall vorab etwas Zeit investieren.

    Überlegen Sie zunächst, auf welche Art und in welchem Umfang Sie als pflegender Angehöriger unterstützt oder die pflegebedürftigen Personen versorgt und betreut werden möchten oder müssen. So können Sie Ihre Anforderungen an einen ambulanten Pflegedienst klar formulieren und später besser prüfen, welche Anbieter infrage kommen.

    Welche Aufgaben soll der Pflegedienst übernehmen?

    Notieren Sie alle Tätigkeiten, die Ihnen im Zusammenhang mit der Pflege und Betreuung Ihres Angehörigen einfallen, also etwa Waschen, Anziehen, Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme oder auch Begleitung beim Spaziergang oder zum Kontrollbesuch in der hausärztlichen Praxis. Schreiben Sie wann immer möglich auch auf, in welchem Intervall diese Tätigkeiten zu erledigen sind, also etwa täglich, wöchentlich oder monatlich.

    Besprechen Sie mit Ihrem Angehörigen und gegebenenfalls den weiteren Familienmitgliedern, Nachbarn oder Freunden, wer welche Aufgaben übernehmen will oder kann. Stellen Sie aber sicher, dass eventuelle Zusagen zuverlässig und verbindlich sind.

    Identifizieren Sie dann, welche Leistungen durch einen Pflegedienst erbracht werden sollen oder auch müssen, etwa weil eine gewisse Routine oder eine fachliche Qualifikation notwendig ist.

    Tipp: Haben Sie keine Scheu, sich etwas nicht zuzutrauen oder Ihrem Angehörigen nicht zumuten zu wollen.

    Welche Kriterien helfen bei der Vorauswahl ambulanter Pflegedienste?

    Wenn Sie nun also eine Liste mit ihren Anforderungen an einen Pflegedienst erstellt haben, können Sie darangehen, die Anbieter zu sichten.

    In den meisten Fällen empfiehlt es sich, zunächst die Anbieter im näheren Umkreis herauszusuchen. Schnelle Erreichbarkeit und kurze Anfahrtswege sind ein offensichtlicher Vorteil. Zudem können Sie davon ausgehen, dass lokale Anbieter auch mit der Infrastruktur vor Ort vertraut sind und die Mitarbeiter sich gut genug auskennen, um auch Tätigkeiten außerhalb des Hauses zu übernehmen.

    Gleichen Sie im nächsten Schritt ab, welche der Pflegedienste die von Ihnen beanspruchten Leistungen anbieten. Häufig finden sich die entsprechenden Informationen auf den Websites der Unternehmen oder der Träger, aber natürlich sollten diese auch telefonisch Auskunft geben können.

    Holen Sie zu den so verbleibenden Anbietern weitere Informationen ein: Haben Sie etwa Bekannte, die Erfahrungen mit einem konkreten Dienst gemacht haben? Finden sich online verlässliche Bewertungen?

    Hilfreich sollten eigentlich auch die Transparenzberichte zur Qualität von Pflegediensten sein, zu deren Veröffentlichung die Anbieter gesetzlich verpflichtet sind. Zumindest war das die Intention des Gesetzgebers. Das System der sogenannten Pflegenoten geriet aber bereits kurz nach der Einführung stark in die Kritik. Für die stationären Pflegeeinrichtungen gelten Sie nach einer grundlegenden Überarbeitung bereits nicht mehr und wurden durch strukturierte Qualitätsberichte ersetzt. Im ambulanten Sektor ist dieser Überarbeitungsprozess noch nicht abgeschlossen, sodass in den Portalen der Krankenkassen, wo die Transparenzberichte einzusehen sind, aktuell noch die alten Pflegenoten zu finden sind.

    Tipp: Nicht alle Pflegedienste bieten die Versorgung für alle Pflegegrade an. Bedenken Sie jedoch, dass sich der Zustand und damit auch der Grad der Pflegebedürftigkeit Ihrer oder Ihres Angehörigen im Lauf der Zeit verändern kann. Checken Sie deshalb, ob die Pflegedienste auf Ihrer Liste Versorgungs- und Vergütungsverträge für alle Pflegegrade haben. So vermeiden Sie, im Fall einer Höherstufung einen neuen Pflegedienst suchen zu müssen – und ersparen Ihrer Angehörigen oder Ihrem Angehörigen womöglich, sich später an neue Pflege- und Betreuungskräfte gewöhnen zu müssen.

    Nichts geht über den persönlichen Kontakt

    Haben Sie die Liste auf wenige Anbieter heruntergebrochen, nehmen Sie Kontakt auf und suchen Sie das persönliche Gespräch. So können Sie am besten all Ihre Fragen stellen und ein Gefühl dafür bekommen, ob Sie sich mit Ihrem Gegenüber wohlfühlen.

    Werden Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantwortet? Werden Ihnen auch schriftliche Informationen zur Verfügung gestellt? Geht aus einem Leistungsangebot hervor, welche Kosten von Ihrer Krankenversicherung übernommen werden können? Und vor allem: Ist der Pflegedienst bereit zu einem ersten Hausbesuch mit Beratungsgespräch? Denn schließlich kommt ein Pflegedienst beziehungsweise kommen dessen Mitarbeiter zu Ihnen und Ihrem Angehörigen nach Hause. Dafür sind neben allen fachlichen und organisatorischen Einzelheiten auch ein menschliches Übereinkommen und Grundvertrauen notwendig.

    Treffen sie Ihre Wahl also nach Möglichkeit nicht überstürzt, sondern mit Bedacht und auf der bestmöglichen Grundlage.

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