Schlaganfall: Die wichtigsten Risikofaktoren im Überblick

Schlaganfall: Die wichtigsten Risikofaktoren im Überblick

Ob Alter, Geschlecht oder Lebensstil: All diese Dinge wirken sich darauf aus, wie hoch unser Risiko ist, einen Schlaganfall zu erleiden. Doch gibt es noch viel mehr. Wir haben die wesentlichen Risikofaktoren für Sie zusammengestellt.

Eine Lupe zeigt ein Gehirn mit Schlaganfall
GettyImages/champpixs

Auch wenn wir es oft annehmen: Ein Schlaganfall ist nicht per se eine Frage des Alters. Zwar stimmt es, dass das Risiko für einen Schlaganfall mit steigendem Alter erheblich zunimmt. Es gibt darüber hinaus aber weitere Risikofaktoren. Sie zu kennen, ist wichtig, denn nur dann können wir dagegen angehen.

Welche Schlaganfall-Risikofaktoren lassen sich nicht beeinflussen?

Die schlechte Nachricht zuerst: Leider haben wir nicht auf alles Einfluss. Es gibt Umstände, an denen können wir nichts ändern. Dazu gehören etwa das Geschlecht und das Alter. Laut der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe treten rund die Hälfte aller Schlaganfälle bei Menschen auf, die älter als 75 Jahre sind.

Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Für Männer ist das Risiko für einen Schlaganfall deutlich höher als für Frauen, vor allem im mittleren Lebensalter. Frauen hingegen sind häufig in weiter fortgeschrittenem Alter betroffen, weswegen auch die Folgen gravierender sind. Zudem sterben Frauen häufiger an einem Schlaganfall als Männer.

Ebenso zählt die Vererbung zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren eines Schlaganfalls, der in der Medizin auch als Apoplex bezeichnet wird. Hatte ein Familienmitglied einen Schlaganfall, ist die Wahrscheinlichkeit höher, selbst auch betroffen zu sein – insbesondere bei Vorliegen einer oder mehrerer Krankheiten, die vererbbar sind (z. B. Diabetes, Bluthochdruck, Herzfehler, Blutgerinnungsstörungen).

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Welche Schlaganfall-Risikofaktoren lassen sich beeinflussen?

Nun aber die gute Nachricht: Es gibt auch einige Risikofaktoren, auf die wir einwirken können, und die wir Ihnen im Folgenden genauer vorstellen. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren gehören neben Bluthochdruck, Übergewicht, Vorhofflimmern und Diabetes auch Fettstoffwechselstörungen, Stress sowie Alkohol, Rauchen und Bewegungsmangel.

Risikofaktor Bluthochdruck

Schätzungen zufolge leiden hierzulande etwa 20 bis 30 Millionen Menschen unter Bluthochdruck. Nur die Hälfte der Betroffen weiß allerdings von der Erkrankung. Was doppelt wiegt, ist Bluthochdruck laut der Deutschen Stiftung Schlaganfall-Hilfe doch Risikofaktor Nummer eins für einen Schlaganfall. In einer aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) heißt es, dass rund 50 Prozent aller ischämischen Schlaganfälle, auf einen Bluthochdruck zurückzuführen sind. Wichtig ist daher, den Bluthochdruck zu senken und zu behandeln. Immerhin kann eine Behandlung des Bluthochdrucks das Schlaganfallrisiko um etwa 25 bis 30 Prozent reduzieren.

Welche Formen des Schlaganfalls gibt es?

Es gibt zwei Formen des Schlaganfalls:

  1. Der ischämische Schlaganfall: Diese Form betrifft rund 80 bis 85 Prozent der Schlaganfälle und wird auch als Hirninfarkt bezeichnet. Ursache ist häufig, dass eine Arterie, die zum Gehirn führt, von einem Gerinnsel blockiert wird (Gefäßverschluss). Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung von Gehirngewebe mit Blut (Ischämie).
  2. Der hämorrhagische Schlaganfall: Er tritt in rund 20 Prozent der Fälle auf. Bei dieser Form des Schlaganfalls platzt oder reißt ein Gefäß im Gehirn. In der Folge gelangt Blut ins Hirngewebe, weswegen man auch von einer Hirnblutung spricht.

Risikofaktor Übergewicht

Je schwerer wir im Verhältnis zu unserer Körpergröße sind, desto höher ist auch unser Risiko, einen Schlaganfall zu bekommen. Sind wir übergewichtig, erhöht sich unser Risiko um das Zwei- bis Dreifache. Experten zufolge spielt vor allem das Bauchfett eine wichtige Rolle. Um Ihren persönlichen Risikofaktor zu ermitteln, können Sie Ihren Bauchumfang messen.

Das bedeuten die Werte im Detail:

  • Frauen haben ein erhöhtes Risiko bei einem Bauchumfang von > 80 cm und ein deutlich erhöhtes Risiko bei einem Bauchumfang von > 88 cm.
  • Bei Männern liegt ein erhöhtes Risiko vor, wenn der Bauchumfang > 94 cm beträgt und ein deutlich erhöhtes Risiko im Fall von einem Bauchumfang von > 102 cm.

Risikofaktor Diabetes

Auch beim Vorliegen der Stoffwechselerkrankung Diabetes ist das Risiko für einen Schlaganfall um das Zwei- bis Dreifache erhöht. Besonders tückisch: Wie im Fall von Bluthochdruck bleibt die Erkrankung häufig länger unbemerkt. Was führt bei Diabetikern nun zu einem Schlaganfall? Ursache sind häufig beschädigte Blutgefäße, hervorgerufen durch eine Verengung oder Verkalkung, auch als Arteriosklerose bekannt. Noch eine erwähnenswerte und ernstzunehmende Zahl, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen: Über drei Viertel der Diabetes mellitus-Patienten versterben an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt.

Risikofaktor Fettstoffwechselstörung

Außerdem steigt unser Schlaganfall-Risiko, wenn unsere Fettwerte im Blut (z. B. Cholesterin) zu hoch sind und der Fettgehalt nicht mehr im Normbereich liegt. Über einen längeren Zeitraum hinweg kommt es durch diese Störung des Fettstoffwechsels zu verengten oder verstopften Blutgefäßen.

Risikofaktor Vorhofflimmern

Wenn unser Herz nicht mehr im richtigen Takt schlägt, kann das gefährlich werden und in der Folge zu einem Schlaganfall führen. Aufgrund des unregelmäßigen Herzschlags werden die Blutströme gestört, wodurch ein Gerinnsel im Herzen entstehen kann. Wird dieses mit dem Blut zum Gehirn transportiert und verstopft dort eine Arterie, kann es zum Schlaganfall kommen.

Betroffene von Herzerkrankungen sollten sich daher besonders schützen. Wie genau das geht, hat die Deutsche Herzstiftung auf ihrer Website zusammengestellt. Darunter Maßnahmen wie die regelmäßige Kontrolle von Blutdruck und Puls sowie ein gesunder Lebensstil.

Risikofaktor Stress

Wussten Sie, dass auch Stress das Schlaganfall-Risiko erhöhen kann – sogar um bis zu 30 Prozent? Anfang 2023 wurde eine Studie veröffentlicht, in der irische Wissenschaftler verschiedene Stressfaktoren (z. B. Stress am Arbeitsplatz und in der Familie sowie einschneidende Ereignisse wie Scheidung, Krankheiten und Todesfälle) und das damit verbundene Risiko ermittelt haben: Im Fall eines beliebig belastenden Lebensereignisses war das Risiko um 17 Prozent erhöht, bei zwei oder mehr belastenden Vorkommnissen um bis zu 31 Prozent. Um Stress zu reduzieren, empfiehlt die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft unter anderem Entspannungstechniken wie Achtsamkeitsmeditation, autogenes Training, viel Bewegung und eine Reduktion der privaten Stressfaktoren.

Risikofaktor Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel

Neben Stress ist auch ein ungesunder Lebensstil ein nicht zu vernachlässigender Risikofaktor für einen Schlaganfall. Vor allem Alkohol, Rauchen und Bewegungsmangel sind hier zu nennen.

Im Fall von Alkohol begünstigt vor allem ein übermäßiger Konsum das Schlaganfallrisiko. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe beantwortet auf ihrer Webseite die Frage, ab welcher Alkoholmenge das Risiko für einen Schlaganfall erhöht ist, und wo die Grenzwerte liegen. Ein kleiner Einblick an dieser Stelle: Für Frauen und Männer gelten unterschiedliche Werte. Danach sollten Frauen am Tag nicht mehr als 10 bis 12 Gramm reinen Alkohol zu sich nehmen (das sind z. B. 0,15 Liter Wein), Männer nicht mehr als 20 bis 24 Gramm (das sind etwa 0,5 Liter Bier).

Auch Rauchen ist ein Risikofaktor: Wer raucht, hat ein doppelt so hohes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden als Menschen, die auf das Rauchen verzichten. Durch das Nikotin verengen sich die Arterien, parallel nimmt die Aktivität des Herzens zu. Die Gefäße werden schließlich schlechter durchblutet und der Blutdruck steigt. Außerdem wirken sich die Schadstoffe im Rauch negativ auf die Eigenschaften des Blutes aus, das zähflüssiger wird und dazu tendiert, Gerinnsel zu bilden.

Und zu guter Letzt: Wer sich nicht ausreichend bewegt, hat auch ein höheres Schlaganfall-Risiko. Mangelnde Bewegung führt dazu, dass das Herz an Leistungsfähigkeit einbüßt, Bluthochdruck auftreten und Diabetes gefördert werden kann.

Online-Risikotest

Sie wollen Ihr Schlaganfall-Risiko ermitteln? Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe bietet auf Ihrer Webseite einen kostenlosen Online-Risikotest an. Weist aber explizit darauf hin, dass der Test nur Hinweise auf das Vorliegen eines Herz-Kreislauf-Risikos geben kann, aber keinesfalls einen Arztbesuch ersetzt!

Der „FAST“-Test: Wie Sie einen Schlaganfall erkennen

Kommt es bei aller Vorsicht doch zu einem Notfall, ist schnelles Handeln gefragt. Vermuten Sie einen Schlaganfall, können Sie Anzeichen wie Lähmungen und Sprachstörungen mit dem sogenannten „FAST“-Test – einem Schnelltest auch für Laien – prüfen.

Der "FAST"-Test

Der Laientest zum Erkennen eines Schlaganfalls - eine kurze Anleitung.

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„Fast“ ist englisch und bedeutet schnell. Gleichzeitig ist es eine Abkürzung, die sich aus den Anfangsbuchstaben von „face“ (Gesicht), „arms“ (Arme), „speech“ (Sprache) und „time“ (Zeit) zusammensetzt.

Wie gehen Sie aber nun konkret beim „FAST“-Test vor?

  1. Face/Gesicht: Bitten Sie die betroffene Person um ein Lächeln. Beobachten Sie, dass sich das Gesicht einseitig verzieht beziehungsweise ein Mundwinkel herabhängt, spricht das für eine Halbseitenlähmung.
  2. Arms/Arme: Fordern Sie den Betroffenen auf, beide Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Dabei sollten die Arme gleichzeitig nach oben gehen oder sich drehen.
  3. Speech/Sprache: Bitten Sie die betroffene Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Gelingt ihr das nicht, oder ist die Aussprache undeutlich, weist das auf eine mögliche Sprachstörung hin.
  4. Time/Zeit: Schafft es Ihr Gegenüber nicht, eine oder mehrere dieser Übungen durchzuführen, sollten Sie umgehend den Notruf 112 wählen und die festgestellten Symptome mitteilen. Generell gilt: Auch wenn Sie sich unsicher sind, zögern Sie nicht, den Rettungsdienst zu verständigen.

Achtung! Bei Frauen können allerdings zusätzliche, untypische Symptome auftreten, z. B. plötzliche Atemnot und Kurzatmigkeit, Schluckbeschwerden, Krämpfe und Übelkeit.

Auf Prävention achten

Um die Wahrscheinlichkeit für einen Notfall so niedrig wie möglich zu halten, sollten Sie aber nicht nur die wichtigsten Risikofaktoren und Anzeichen für einen Schlaganfall kennen, sondern auch die Prävention im Blick behalten (mindestens 70 Prozent aller Schlaganfälle sind verhinderbar). Wie eingangs geschildert, können wir zwar nicht alles beeinflussen (wie eben das Alter, Geschlecht und Vererbung), es gibt aber durchaus Faktoren, auf die wir achten und an denen wir arbeiten können. Oft tragen schon recht einfach in den Alltag einzubindende Maßnahmen wie eine ausgewogene Ernährung, Fahrradfahren oder Walking, Achtsamkeitsübungen und wenig Alkohol sowie der Verzicht auf Rauchen dazu bei, den eigenen Lebensstil zu verändern und gesund zu bleiben.

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