Pflegende Angehörige leiden zunehmend unter Corona-Krise

Pflegende Angehörige leiden zunehmend unter Corona-Krise

Pflegende Angehörige leiden überdurchschnittlich stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie: Für 57 % der Befragten wurde die Pflege nach eigenem Bekunden in der Pandemie zeitlich aufwendiger. Ein Drittel bewertet die eigene Lebensqualität als schlecht oder sehr schlecht – vor der Corona-Pandemie waren es nur 7 % – der Wert hat sich also mehr als vervierfacht. Ein Großteil der Befragten gab auch an, dass Pflege und Beruf aufgrund der Pandemie noch schwieriger zu vereinbaren seien. Das ergab eine repräsentative Studie der Universität Bremen für die DAK-Gesundheit.
Corona
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Eigene Lebensqualität sinkt

Hintergrund sei unter anderem, dass professionelle Hilfe etwa von Pflegediensten nicht in gewohntem Umfang in Anspruch genommen werden konnte. Der eigene Gesundheitszustand hat sich demnach nun für 11 % der pflegenden Angehörigen „erheblich“ verschlechtert, für 41 % „etwas“. Als „nicht verändert“ beschrieben ihn 47 %.

DAK-Vorstandschef Andreas Storm sagte am Montag, die Situation pflegender Angehöriger sei schon vorher schlecht gewesen.

„Mit der Corona-Krise ist die Belastungsgrenze endgültig überschritten.“

Viele bräuchten kurzfristig mehr Flexibilität in der Pflege und im Beruf, weil die Pandemie noch anhalten werde.

Storm begrüßte Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in diese Richtung, die ein erster Schritt zur Entlastung seien.

Der Pflegeexperte und Studienleiter Professor Heinz Rothgang sagte:

„Pflegende Angehörige sind eine der größten Stützen unserer Gesellschaft. Doch sie bleiben unsichtbar: Auch in der Corona-Krise bekommen sie weder zusätzliches Geld noch Applaus. Diese geringe Anerkennung ihrer Arbeit macht die Situation Pflegender noch schwerer. Umso wichtiger ist es, ihre Leistung anzuerkennen und sie mit geeigneten Maßnahmen zu unterstützen.“

Für die Studie wurden vom 8. Juni bis 12. August 1.296 Menschen via Onlinefragebogen befragt. Im Blick standen zu Hause Pflegende im erwerbsfähigen Alter bis 67 Jahren. Insgesamt wurden 24.500 Personen angeschrieben, die als Pflegepersonen von pflegebedürftigen DAK-Versicherten registriert sind.