Medikamente: Richtige Darreichungsform erhöht die Therapietreue

Medikamente: Richtige Darreichungsform erhöht die Therapietreue

Frage an den Apotheker: Medikamente gibt es in vielen verschiedenen Formen, ob als Tabletten, Tropfen oder Salben. Wie unterscheiden sich diese in der Anwendung voneinander und worauf sollte ich als pflegender Angehöriger achten?  
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GettyImages/idal

Arzneimittel gibt es in unterschiedlichen Anwendungs- und Darreichungsformen. Sie können geschluckt, injiziert, auf der Haut aufgetragen oder geklebt werden. Ihre richtige Anwendung und Dosierung ist entscheidend für den Therapieerfolg.

Unterschiedliche Formen von Arzneimitteln

Damit ein Medikament an die richtige Stelle im Körper gelangt und dort die beabsichtigte therapeutische Wirkung erzielen kann, ist die Darreichungsform wichtig. Welche Form gewählt wird, hängt auch von den Inhaltsstoffen des Arzneimittels ab und vor allem davon, wo, wann und wie es im Körper wirken soll.

Tabletten, Kapseln und Dragees

Zu den festen Darreichungsformen gehören zum Beispiel Tabletten, Kapseln und Dragees. Damit lässt sich der Wirkstoff gut dosieren, ist leicht zu transportieren und lange haltbar. Tabletten ohne Überzug bestehen aus gepresstem Pulver oder Granulat. Filmtabletten sind zusätzlich mit einer Schicht überzogen, die sowohl die Wirkstoffe im Inneren schützt als auch das Schlucken erleichtert. Kapseln haben eine Hülle, die sich im Magen oder Darm auflöst und dann erst den Wirkstoff freigibt. Außerdem gibt es Brausetabletten zum Auflösen in Wasser, Kau- und Lutschtabletten. Einige Tabletten und Kapseln sind so aufgebaut, dass sie ihre Wirkung über den ganzen Tag entfalten, zum Beispiel sogenannte Retardkapseln.

Salben, Cremes und Gele

Halbfeste Darreichungsformen sind Salben, Cremes oder Gele. Sie werden auf der Haut oder den Schleimhäuten aufgetragen. Manche wirken nur lokal an der betroffenen Stelle, andere verteilen sich nach Resorption durch die Haut über den Blutkreislauf im Körper, um so zu wirken wie Tabletten oder Kapseln, die geschluckt werden. Salben entsprechen einer dickflüssigen Paste aus Fett, Öl oder Wachs. Cremes sind eine Mischung aus Fett und Wasser und lassen sicher daher leichter verteilen als Salben. Gele enthalten kein Fett, dafür viel Wasser und sind dadurch besonders leicht aufzutragen.

Säfte, Tropfen und Tinkturen

Säfte, Sirupe, Tinkturen, Augen- und Nasentropfen sowie Injektionslösungen zählen zu den flüssigen Darreichungsformen. Für die richtige Dosierung hilft ein Messlöffel oder ein Trinkbecher, der jeweils in der Packung enthalten ist.
Tinkturen sind flüssige Medikamente zum Auftragen auf die Haut. Ebenfalls flüssig sind Tropfen, die ganz unterschiedlich angewendet werden können: Sie lassen sich direkt oder verdünnt mit etwas Wasser einnehmen oder können in Augen, Nasen oder Ohren geträufelt werden. Auch Injektions- oder Infusionslösungen sind flüssig; sie werden mit einer Injektionsspritze oder über einen Tropf verabreicht.

Weitere spezielle Formen sind zum Beispiel Sprays zum Inhalieren, Wirkstoffpflaster, Pulver zur äußerlichen oder innerlichen Anwendung oder Granulate beziehungsweise Zäpfchen zur rektalen Anwendung.

Hilfe bei Schluckproblemen

Patienten mit Schluckbeschwerden können oft flüssige Arzneimittel besser zu sich nehmen. Falls möglich, kann Ihre Apotheke Tabletten, Dragees oder Kapseln durch flüssige Alternativen wie zum Beispiel Säfte, Tropfen oder auch Trink- und Brausetabletten ersetzen. Um Tabletten leichter herunterschlucken zu können, erweisen sich auch spezielle Gele als hilfreich, die Tabletten mit einem Film überziehen. Sie sorgen für eine glattere Oberfläche und erleichtern so die Einnahme. Auch der manchmal störende Geschmack von Tabletten wird dadurch weniger wahrgenommen. Oftmals können auch schon weiche Lebensmittel wie Apfelmus, Marmelade, Joghurt oder Kartoffelbrei die Einnahme von Tabletten erleichtern. Daneben können auch sogenannte mechanische Schluckhilfen die Medikamenteneinnahme unterstützen. Die Anwendung beispielweise von speziellen Schluckbechern sollte jedoch durch die Apotheke geprüft und mit dem Patienten oder einer Pflegekraft genau besprochen werden. Bei Schluckbeschwerden durch Mundtrockenheit helfen befeuchtende Sprays oder Gele aus der Apotheke.

Risiken beim Teilen von Tabletten

Vielfach wird bei Schluckbeschwerden an das Teilen von Tabletten gedacht. Bitte beachten Sie, dass nicht jede Tablette dafür geeignet ist. Auch eine Bruchkerbe ist kein verlässlicher Hinweis, dass man eine Tablette teilen sollte. Das Zerbrechen, oft allein schon das Zerteilen, von oral einzunehmenden Arzneimitteln birgt zahlreiche Gefahren. Es können sich Brösel bilden, die Hälften sind nicht gleich groß oder zu klein. Durch die Teilung der Tablette kann die Wirksamkeit des Präparates beeinträchtigt oder ganz verloren gehen oder aber der Wirkstoff überdosiert sein. Grundsätzlich muss ganz genau darauf geachtet werden, dass die Tabletten zur Teilung zugelassen sind. Sollte dieser Hinweis nicht explizit in der Packungsbeilage stehen, fragen Sie bitte nach. In diesem Fall kann das Apothekenteam prüfen, ob alternative Darreichungsformen wie zum Beispiel Tropfen, Säfte oder Zäpfchen infrage kommen und statt Tabletten angewendet werden dürfen. Das Apothekenteam stimmt sich dazu gegebenenfalls auch mit Ihrem behandelnden Arzt ab.

Weitere Erleichterungen bei der Medikamenteneinnahme

Vielfach fällt älteren Patienten das erstmalige Öffnen einer Arzneimittelpackung schwer sowie auch die Entnahme von Tabletten aus der Packung. Denn an vielen Medikamenten befinden sich sogenannte Erstöffnungssicherungen, die zunächst erkannt und dann gelöst werden müssen. Ihre Apotheke vor Ort kann Ihnen dabei helfen, das Medikament zu öffnen bzw. bereitet Ihnen dieses anwendungsfertig zu.

Die Apotheke vor Ort berät Sie bei der Medikamenteneinnahme – ob bei rezeptfreien oder vom Arzt verschriebenen Präparaten. Denn die richtige Dosierung und Anwendung des Medikaments ist für den Erfolg der Behandlung entscheidend und schützt vor unerwünschten Nebenwirkungen.

In diesem Sinne verbleibe ich mit besten Wünschen für Ihre Gesundheit,

Ihr Apotheker Thomas Preis