Herzinfarkt: Bei Frauen häufig andere Symptome als bei Männern

Herzinfarkt: Bei Frauen häufig andere Symptome als bei Männern

Einige Erkrankungen zeigen sich bei Männern und Frauen in unterschiedlichen Symptomen. Das ist noch immer zu wenig bekannt und es kann – wie beispielsweise beim Herzinfarkt – lebensbedrohlich werden, wenn er zu spät als solcher erkannt wird.
Eine Frau liegt mit Schmerzen auf einem Sofa und hält sich den Bauch.
GettyImages/LordHenriVoton

Durch umfassende Aufklärung ist heute vielen Menschen bewusst, was typische Anzeichen für einen Herzinfarkt sind: etwa ein Engegefühl in der Brust, kalter Schweiß oder starke Brustschmerzen, die in den linken Arm oder Oberbauch ausstrahlen. Doch bei Frauen können sich die Hinweise auf den Infarkt ganz anders darstellen.

„Auch Frauen verspüren diese typischen Beschwerden bei einem Herzinfarkt, bei ihnen sind sie allerdings häufig nicht so stark ausgeprägt. Bei manchen Frauen äußert sich ein Herzinfarkt atypisch, z. B. durch Beschwerden im Oberbauch, Rücken, Hals oder Kiefer ohne Beteiligung des Brustkorbs“, erklärt Kardiologin Carolin Zwadlo von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in einem Interview.

Nach Beobachtungen der Expertin auf dem Gebiet Herzinfarkt bei Frauen führe dieser Umstand dazu, dass sowohl von den Betroffenen als auch von den Behandelnden oft zunächst an andere Erkrankungen gedacht werde. Mit zum Teil fatalen Folgen. Denn, so zeigen Untersuchungen, bei Frauen kommt es immer noch häufiger als bei Männern zu einer Fehldiagnostik und verspäteten Einweisung in ein Krankenhaus.

Kardiologin Carolin Zwadlo:
„Mögliche Erklärungsansätze sind, dass bei Frauen statistisch gesehen der Herzinfarkt in einem höheren Lebensalter auftritt und im höheren Alter die Wahrnehmung der Beschwerden generell eine andere ist. Hinzu kommt, dass Frauen ihre Symptome häufig nicht so ernst nehmen und nicht an einen Herzinfarkt denken. Für viele, gerade ältere Frauen, ist der Herzinfarkt noch immer eine Erkrankung des Mannes.“

Folgen eines nicht entdeckten Herzinfarktes

Da bei einem Herzinfarkt ein Herzkranzgefäß fast oder vollständig verschlossen werde, sei eine Region des Herzens nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Diese Teile des Herzmuskels würden absterben und je nach Größe der Region könne die Pumpkraft des Herzens dauerhaft herabgesetzt sein. Im schlimmsten Fall komme es während des akuten Herzinfarktes zu Herzrhythmusstörungen, die unbehandelt tödlich seien, erklärt die Herz-Spezialistin.

Während sich die Symptome eines Herzinfarktes geschlechterabhängig unterschiedlich zeigen können, werden Männer und Frauen nach der Diagnosestellung auf gleiche Art und Weise behandelt. Oft werde eine medikamentöse Therapie und eine Änderung des Lebensstils wie regelmäßiges Ausdauertraining, gesunde Ernährung und die Entwöhnung von Nikotin angeordnet.

2016 wurde die weibliche Symptomatik in das Programm der Deutschen Nationalen Leitlinien (NVL) zur koronaren Herzkrankheit aufgenommen. Zwadlo: „Lange Jahre wurden geschlechtersensible Prinzipien in der Medizin vernachlässigt. Die Medizin ist sich dieser Tatsache aber durchaus bewusst und in dem Bereich der sogenannten geschlechtersensiblen Medizin wird zunehmend mehr Forschung und Aufklärung betrieben.“