Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht druckentlasten können, weisen ein hohes Risiko für einen Dekubitus auf. Dies gilt auch für Menschen, deren Wahrnehmung für Schmerzen etwa an den Beinen und Füßen beeinträchtigt ist. Sie spüren nicht, dass der einwirkende Druck die Haut beschädigt, und sind deshalb gefährdet, einen Dekubitus zu erleiden.
Was ist ein Dekubitus?
Bei einem Dekubitus handelt sich um eine lokal begrenzte schwerwiegende Schädigung der Haut und des darunter befindlichen Gewebes. Ein Dekubitus lässt sich in unterschiedliche Stadien einteilen. Typischerweise treten Dekubitus über knöchernen Vorsprüngen auf. Fachleute sprechen von Dekubitusulzera. Damit werden in das Gewebe reichende Hautdefekte benannt, die durch Störungen der Durchblutung und des Stoffwechsels entstehen.
Ein Dekubitus entwickelt sich als Folge einer Druckeinwirkung auf die Haut. Häufig wirken zudem Scherkräfte auf das Gewebe. Dabei wird die Haut durch den Druck zusammengepresst. Dies führt zu einer verringerten Durchblutung. Zusätzlich verschieben sich die Hautschichten und das darunterliegende Gewebe gegeneinander (Scherkraft). Das verletzt zusätzlich die darin befindlichen Blutgefäße. Im Ergebnis kommt es zu einer Schädigung des Fett- und Muskelgewebes – und das unabhängig von der Zeit, in der Druck beziehungsweise Scherkräfte einwirken.
Das Wort Dekubitus stammt aus dem Lateinischen „decumbere“ = darniederliegen, niederfallen. Im Mittelalter sprach man vom „Gangraena per decubitum“ = faulige Wunde durch Liegen.
Welche Faktoren tragen zur Entstehung eines Dekubitus bei?
Neben den benannten Ursachen können verschiedene Faktoren beeinflussen, ob ein Dekubitus entsteht und sich in unterschiedlichen Stadien ausprägt. Zentral ist die Mobilität der pflegebedürftigen Person. Bewegt sich die betroffene Person kaum und hat sie zugleich Schwierigkeiten, den Druck auf das Gewebe wahrzunehmen, wird sie sich nicht druckentlasten können. Das Verharren in einer Sitz- oder Liegeposition ohne kleinste Eigenbewegungen führt zu einer anhaltenden Druckeinwirkung insbesondere auf wenig widerstandsfähige Körperbereiche. Auch kann eine häufig feuchte und aufgeweichte Haut einem auf sie einwirkenden Druck kaum standhalten. Zudem wirken das Körpergewicht und die individuelle Hautstruktur mit.
Fachleute definieren einen Dekubitus als eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunterliegenden Gewebes, typischerweise über knöchernen Vorsprüngen infolge von Druck oder Druck in Verbindung mit Scherkräften (siehe ICW e. V. 2018). Sie teilen Dekubitus je nach Schwere in sogenannte Stadien oder Kategorien ein.
Wo tritt ein Dekubitus typischerweise auf?
Ein Dekubitus kann an knöchernen Vorsprüngen auftreten und verschiedene Stadien entwickeln. Das sind Körperbereiche, wo sich knapp unterhalb der Haut eine feste Struktur befindet. Das können Knochen, Gelenke oder Sehnen sein. Dort kann schon ein geringer Druck die Durchblutung verringern. Das Gewebe wird dann nicht mehr durchblutet, sodass auch der Stoffwechsel in der Haut und im Gewebe zum Erliegen kommt. Gerade im Sitzen oder Liegen sind diese Körperstellen einem auf sie einwirkenden Druck ausgesetzt, weisen aber zugleich eine geringe Gewebedicke auf. Diese knöchernen Vorsprünge bezeichnen Fachleute als Prädilektionsstellen, also Körperbereiche, die bevorzugt von einem Dekubitus betroffen sein können.
Häufige Prädilektionsstellen

Wer hat ein hohes Risiko, einen Dekubitus zu erleiden?
Gefährdet sind alle Menschen, die nicht in der Lage sind, einen hohen Auflagedruck zu spüren, sich nicht druckentlasten können beziehungsweise nicht verstehen, warum sie etwa eine Sitz- oder Liegeposition vermeiden sollten. Dazu gehören Menschen, die im Rollstuhl sitzen oder bettlägerig sind. Auch Menschen, deren Blutgefäße verengt sind und so schon eine verminderte Durchblutung etwa in den Beinen aufweisen, sind gefährdet. Wer durch eine Schädigung der Nervenleitbahnen nicht spüren kann, ob die Haut schmerzt oder dort Druck einwirkt, weist ein hohes Risiko auf.
Welche Dekubitus-Stadien gibt es?
Ein Dekubitus entsteht durch die Einwirkung von Druck auf eine Körperstelle. Er hat deshalb meist eine klare Grenze zum umliegenden Gewebe. Ist etwa ein Knopf für den Dekubitus verantwortlich, ist seine Form kreisrund wie der Knopf. Studien haben ergeben, dass die Haut meist widerstandsfähiger ist als das darunter befindliche Muskel- und Fettgewebe. Oftmals ist die sichtbare Hautschädigung kleiner als der eigentliche Schaden im Gewebe. Es kommt zu sogenannten Taschen und Tunneln mit einem tief reichenden Gewebeschaden, der bis zum Knochen hinunterreichen kann.
Offiziell gibt es sogenannte Dekubitus-Stadien, die im Klassifizierungssystem für medizinische Diagnosen zur Einteilung angewendet werden. In Deutschland ist das der ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems). Für die Einteilung der Schwere eines Dekubitus wird zudem der Begriff Kategorie verwendet. Andere europäische Gremien (z. B. EPUAP) verwenden diesen Begriff anstatt Dekubitus-Stadien.
Die verschiedenen Stadien im Überblick
Ausgehend von der deutschen ICD-Einordnung können die Dekubitus-Stadien wie folgt unterschieden werden:
Stadium 1
Es ist eine Druckzone sichtbar und es besteht eine nicht wegdrückbare Rötung bei intakter Haut.
Erläuterung: Im Stadium 1 der verschiedenen Dekubitus-Stadien ist die Haut begrenzt auf einen klar einzugrenzenden Bereich gerötet. Wenn Sie in diesem Fall einen Fingerdrucktest durchführen, lässt sich die Rötung nicht wegdrücken. Sie bleibt bestehen.
Stadium 2
Das ist ein Dekubitus mit gegebenenfalls serumgefüllter, geschlossener oder einer geöffneten Blase. Diesem Dekubitus-Stadium werden auch Teilverluste der Haut (Ober- und Lederhaut) zugeordnet.
Erläuterung: Im Stadium 2 ist eine Blase in einem scharf umgrenzten Hautbereich sichtbar. Diese Blase ist entweder geschlossen und mit Flüssigkeit gefüllt oder sie ist offen, die Flüssigkeit ist herausgelaufen und die obere Hautschicht ist abgelöst. Man kann die darunterliegende Hautschicht sehen.
Stadium 3
Dies bezeichnet einen Verlust aller Hautschichten mit Schädigung oder Nekrose (abgestorbenes Gewebe) des Unterhautgewebes, was bis auf die darunterliegende Faszie (die Muskelhülle) reichen kann.
Erläuterung: Im 3. Stadium sehen Sie einen tiefen Hautkrater. Er reicht durch alle Hautschichten hindurch bis in das Unterhautfettgewebe bzw. zum Muskelgewebe. Auch abgestorbenes Gewebe, welches dunkel verfärbt sein kann, ist sichtbar.
Stadium 4
Dies bezeichnet den Verlust aller Hautschichten wie im Dekubitus-Stadium 3 beschrieben. Der Gewebeschaden geht nun mit einer Nekrose von Muskeln, Knochen oder stützenden Strukturen (z. B. Sehnen) einher.
Erläuterung: Sie sehen einen tiefen Krater, ähnlich wie im Dekubitus-Stadium 3 beschrieben. Die Schwere der Schädigung der unter der Haut liegenden Gewebe ist jedoch noch ausgeprägter im Vergleich.
In den Dekubitus-Stadien 3 und 4 sind sogenannte Taschenbildungen möglich. Das bedeutet, der sichtbare Hautkrater ist deutlich kleiner als der eigentliche Gewebsdefekt im Unterhautfett- und Muskelgewebe.
Was können Sie tun, um einen Dekubitus zu vermeiden?
Sie können die pflegebedürftige Person darin unterstützen, in Bewegung zu bleiben, denn der beste Schutz ist die Mobilität und die regelmäßige Entlastung besonders gefährdeter Hautbereiche. Sitzt oder liegt ihre angehörige Person sehr viel, kann eine weiche Unterlage oder spezielle Matratze hilfreich sein. Sie sorgt dafür, den Auflagedruck zu verteilen. Zudem sollten Sie die Zeiten für das Liegen oder Sitzen in einer Position im Blick behalten und die Haut beobachten
Was ist zu tun, wenn meine angehörige Person einen Dekubitus hat?
Meist entsteht ein Dekubitus aus einer individuellen Krankheitssituation, wobei möglicherweise Schmerzen bestehen, eine Schonhaltung eingenommen wird oder andere Faktoren Bewegung verhindern. Lassen Sie die pflegebedürftige Person und damit den Dekubitus in verschiedenen Stadien fachärztlich begutachten. Holen Sie sich zudem Rat bei einer Pflegeberatung. Wesentlich ist, das betroffene Hautgebiet zu entlasten. Auch eine Weichlagerung kann hilfreich sein. Zusätzlich unterstützt eine Schmerztherapie, um Bewegung wieder zu ermöglichen.

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