Rollstuhl leihen oder kaufen? Alles Wichtige zu Auswahl, Kosten, Wartung

Rollstuhl leihen oder kaufen? Alles Wichtige zu Auswahl, Kosten, Wartung

Wenn ein Angehöriger einen Rollstuhl benötigt, tauchen viele Fragen auf: Woher bekommen Sie einen Rollstuhl? Wann bietet es sich an, einen Rollstuhl zunächst zu leihen? Welches Modell ist das richtige? Wer übernimmt die Kosten und die Wartung? Wir beantworten Ihnen diese Fragen.

Eine Frau sitz auf einer Bank und unterhält sich mit einem Mann im Rollstuhl.
GettyImages/Westend61

Rollstühle helfen Menschen mit Gehbehinderungen, ihren Alltag selbstständig zu meistern. Doch nicht immer ist es sinnvoll, gleich einen Rollstuhl zu kaufen, zumal er als Hilfsmittel zum Behinderungsausgleich und zur Sicherung der Teilhabe (Mobilität) häufig in die Leistungspflicht der Krankenkassen fallen wird.

Wann einen Rollstuhl leihen?

Gerade bei kurzfristigem Bedarf (z. B. nach einer Operation) und wenn absehbar ist, dass der Rollstuhl nur für kurze Zeit benötigt wird – etwa am Urlaubsort – ist es sinnvoll, einen Rollstuhl zu leihen. Der Verleih wird über Sanitätshäuser oder spezielle Online-Plattformen angeboten. Meist handelt es sich um manuelle, seltener um elektrische Modelle, für die keine Sonderanfertigungen oder spezielle Anpassungen erforderlich sind. Wenn Sie einen Rollstuhl leihen, sind die Kosten in Form einer Tagesgebühr für einen kurzen Zeitraum überschaubar. Oft kommen aber noch Pauschalen für Service, Reinigung und Desinfektion hinzu. Ist klar, dass Sie einen Rollstuhl nur vorübergehend benötigen, sollten Sie ihn leihen.

Welche Alternativen gibt es zum Leihen? Wer trägt die Kosten?

Wenn Sie jedoch länger auf einen Rollstuhl angewiesen sind, sollten Sie über Alternativen zur Miete nachdenken. Sie müssen aber nicht gleich selbst tief in die Tasche greifen. Als Hilfsmittel zum Behinderungsausgleich und zur Sicherung der Teilhabe (Mobilität) wird der Rollstuhl oftmals von der Krankenkasse übernommen.

Für ein Hilfsmittel der Krankenkasse benötigen Sie in der Regel eine ärztliche Verordnung (Rezept). So also auch, wenn Sie einen Rollstuhl über die Krankenkasse beziehen wollen. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder einem Facharzt, um eine Einschätzung über den benötigten Rollstuhltyp zu erhalten. Die Verordnung erleichtert dann nicht nur die Kostenübernahme, sondern stellt auch sicher, dass das Hilfsmittel auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist .

Bei Pflegehilfsmitteln kann auch die sogenannte „verbindliche Empfehlung“ einer Pflegefachkraft die Leistungspflicht der Pflegekasse auslösen. Mit der ausgestellten Verordnung oder Empfehlung suchen Sie dann ein Sanitätshaus auf. Dort werden Sie fachkundig beraten, welches der zahlreichen Modelle für Ihre individuellen Bedürfnisse geeignet ist. In der Regel übernimmt das Sanitätshaus auch die Antragstellung beim richtigen Kostenträger.

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Was bei der Auswahl beachten, wenn Sie einen Rollstuhl leihen oder kaufen?

Es gibt viele verschiedene Arten von Rollstühlen, denn Hilfsmittel müssen immer auf die individuellen Bedürfnisse des Nutzers abgestimmt sein, um ihren Zweck erfüllen zu können. Nicht umsonst heißt es: „Ein Rollstuhl muss passen wie ein Schuh!“

Wie wird der Rollstuhl angetrieben?

In Sanitätshäusern finden Sie jedoch einige „Grundtypen“ von Rollstühlen. Dazu zählen z. B.:

  • Manuelle Rollstühle, die vom Benutzer selbst angetrieben werden.
  • Schieberollstühle, die von einer Begleitperson geschoben werden.
  • Elektrische Rollstühle, die motorisiert sind und sich selbst fortbewegen.

Wo wird der Rollstuhl verwendet?

Zudem sollten Sie bei der Auswahl unterscheiden, wo der Rollstuhl benutzt wird. Während in der Wohnung und im Innenbereich sehr wendige Rollstühle benötigt werden, sind es im Außenbereich eher Eigenschaften wie die Überwindung von Hindernissen (Bordsteinkanten lauern überall), die Reichweite der Akkus bei Elektrorollstühlen oder auch das Eigengewicht des Rollstuhls beim Verladen in den PKW.

Wie ist der Gesundheitszustand des Benutzers?

Die Wahl des richtigen Typs hängt nicht nur von diesen umfeldbezogenen Faktoren ab, sondern insbesondere auch von den individuellen Bedürfnissen, dem Gesundheitszustand des Nutzers und den daraus resultierenden Einschränkungen und Restfähigkeiten. Auch die persönlichen Ziele haben einen großen Einfluss auf die Mobilitätsanforderungen.

Sind nur die unteren Extremitäten betroffen, kann ein normaler, handbetriebener Rollstuhl hilfreich sein, bei stärkeren Einschränkungen des Bewegungsapparates empfiehlt sich unter Umständen ein Elektrorollstuhl, da zum Fahren im Rollstuhl ausreichend Kraft im Oberkörper benötigt wird.

Welche ist die richtige Größe?

Die richtige Größe des Rollstuhls ist entscheidend – achten Sie auf Sitzbreite, Sitzhöhe und Sitztiefe, Rückenhöhe und Rückenwinkel. Ein gut angepasster Rollstuhl bietet nicht nur mehr Komfort, sondern verringert auch das Risiko von Druckgeschwüren und anderen Gesundheitsproblemen. Bei handbetriebenen Rollstühlen ist eine gute Anpassung zudem Grundvoraussetzung für die selbstständige Fortbewegung.

Welche Zusatzfunktionen brauchen Sie?

Zusatzfunktionen können den Alltag erleichtern: Überlegen Sie, ob eine verstellbare Rückenlehne oder Fußstützen, aber auch Aufstehhilfen und ein Sitzlift im Alltag wichtig sein können. Bei der Auswahl des Rollstuhls sollten Sie daher auch immer die häufigsten Nutzungssituationen berücksichtigen.

Warum ist eine regelmäßige Wartung wichtig?

Die regelmäßige Reinigung des Rollstuhls etwa dient nicht nur der Hygiene, sondern auch der Erhaltung des Materials. Verwenden Sie milde Reinigungsmittel und vermeiden Sie scharfe Chemikalien, die das Material angreifen können. Die Gebrauchsanweisung gibt Ihnen hierzu wertvolle Hinweise. Es ist nicht empfehlenswert, den Rollstuhl mit einem Hochdruckreiniger zu säubern.

Wie jedes technische Produkt unterliegt auch der Rollstuhl einem ständigen Alterungs- und Verschleißprozess. Um die Sicherheit und Funktionstüchtigkeit des Rollstuhls zu gewährleisten, müssen regelmäßige Inspektionen vorgenommen werden. Bremsen, Reifen und Gelenke sind zu überprüfen. Störungen müssen sofort behoben werden, um Unfälle zu vermeiden. In den mitgelieferten Unterlagen des Herstellers finden Sie dazu entsprechende Hinweise. Sie geben Auskunft darüber, welche Wartungsarbeiten in welchen Intervallen anfallen. Aber Achtung: Die Intervalle gelten für den „normalen Gebrauch“. Wird der Rollstuhl stärker beansprucht, z. B. durch Erreichen der Gewichtsgrenze oder häufiges Überfahren von Bordsteinkanten oder gar Treppenstufen, müssen diese Intervalle individuell angepasst werden.

Wurde der Rollstuhl von einer Kranken- oder Pflegekasse finanziert, muss der Kostenträger auch für die Wartung aufkommen. Im Zweifelsfall sollte nachgefragt werden. Kleinere Reparaturen wie das Nachziehen von Schrauben oder das Aufpumpen von Reifen können manchmal selbst durchgeführt werden. Bei größeren Schäden oder Unsicherheiten sollten Sie jedoch immer ein Fachmann zu Rate ziehen! Auch wenn der Rollstuhl von der Krankenkasse finanziert wurde, sollte zunächst das zuständige Sanitätshaus konsultiert werden. Häufig sind die Rollstühle Eigentum des Leistungserbringers und werden den Versicherten im Auftrag der Krankenkasse nur leihweise zur Verfügung gestellt. Notwendige Reparaturen müssen dann vom Sanitätshaus erfolgen, das auch für die Einhaltung der diesbezüglichen europäischen und deutschen Vorschriften des Medizinprodukterechts sorgt.