Mit dem Rollstuhl unterwegs: 10 Tipps für den Alltag

Mit dem Rollstuhl unterwegs: 10 Tipps für den Alltag

Mobil zu sein, bedeutet auch immer Lebensqualität. Für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, spielt dieses Hilfsmittel daher eine zentrale Rolle. Doch sowohl Rollstuhlfahrer als auch Begleitpersonen begegnen im Alltag besonderen Herausforderungen und Gefahren. Wir geben praktische Tipps, wie Sie sicher mit dem Rollstuhl unterwegs sind – ob zu Hause oder in der Öffentlichkeit.

Eine Frau ist mit ihrem Rollstuhl unterwegs und überquert eine Ampel.
GettyImages/apeyron
Inhaltsverzeichnis
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    Die richtige Wahl des Rollstuhls entscheidet darüber, ob er Sie im Alltag unterstützt oder eher behindert, ob Sie ihn eigenständig benutzen können oder auf Hilfe angewiesen sind.

    Mit dem Rollstuhl unterwegs – Tipp 1: Achten Sie schon bei der Auswahl auf die benötigten Eigenschaften

    Achten Sie daher schon bei der Auswahl des Rollstuhls auf die erforderlichen Eigenschaften. Wo werden Sie den Rollstuhl benutzen? Wie soll er angetrieben werden? Wer hilft Ihnen? Oder sind Sie auf sich allein gestellt? Besprechen Sie diese Fragen unbedingt mit einem Rollstuhlexperten in einem Sanitätshaus.

    Mit dem Rollstuhl unterwegs – Tipp 2: Lassen Sie sich von einem Fachmann beraten

    Ein guter Berater geht auf diese Fragen ein und unterstützt Sie bei der Auswahl des richtigen Rollstuhls und – ganz wichtig – bei der individuellen Anpassung der zahlreichen Einstellmöglichkeiten, die je nach Rollstuhlmodell zur Verfügung stehen. Insbesondere manuell betriebene Rollstühle erfordern eine gute Anpassung. Die richtige Sitzposition sowie der Greifraum und damit die Kraftübertragung von den Armen auf die Räder entscheiden oft darüber, ob eine Teppichkante selbstständig überwunden werden kann oder nicht. Kaufen Sie keinen Rollstuhl von der Stange, sondern lassen Sie sich beraten und probieren Sie verschiedene Modelle aus.

    Mit dem Rollstuhl unterwegs – Tipp 3: Elektrischer Zusatzantrieb für mehr Kraft

    Wenn Sie einen handbetriebenen Rollstuhl benutzen, sollten sie bedenken, dass das Fahren im Rollstuhl im Vergleich zum Gehen oder zum Radfahren sehr kraftaufwändig und energieineffizient ist. Das heißt, auch Sie benötigen wesentlich mehr Kraft, um Hindernisse wie Kanten, Unebenheiten, Steigungen oder weiche Böden zu überwinden. Ein elektrischer (Zusatz-)Antrieb kann hier Abhilfe schaffen, hat aber je nach Typ auch Nachteile, beispielsweise einen größeren Wendekreis oder ein höheres Gewicht des Rollstuhls. Letzteres macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn Sie den Rollstuhl z. B. in ein Auto verladen wollen.

    Mit dem Rollstuhl unterwegs – Tipp 4: Schaffen Sie Bewegungsraum in der Wohnung

    Eine barrierefreie Wohnung und Umgebung ist ein weiterer Schlüssel zu mehr Sicherheit und Alltagstauglichkeit für Rollstuhlfahrer. Natürlich ist es nicht immer einfach, eine Wohnung barrierefrei und rollstuhlgerecht zu gestalten, und nur selten ist auch das Wohnumfeld rollstuhlgerecht. Aber oft sind es schon kleine Maßnahmen, die den Alltag erleichtern.

    So wendig ein Rollstuhl auch sein mag, er braucht mehr Platz als ein gehender Mensch. Weniger ist hier im Zweifelsfall mehr. Das bedeutet konkret: weniger oder kleinere Möbel, dafür mehr Bewegungsraum. Achten Sie darauf, dass Sie Schubladen und Schränke im Sitzen erreichen können, ohne sich weit hinauslehnen zu müssen (Kippgefahr!). Tische müssen so gestaltet sein, dass sie unterfahrbar sind. An Betten muss man seitlich heranfahren können. Nach unten versetzte, verlängerte Türgriffe, spezielle Raumfalttüren oder Schiebetüren erleichtern das Öffnen und Schließen auch bei beengten Platzverhältnissen.

    Mit dem Rollstuhl unterwegs – Tipp 5: Wählen Sie harte Bodenbeläge, vermeiden Sie Höhenunterschiede

    Harte Bodenbeläge sind mit manuellen Rollstühlen wesentlich leichter und mit weniger Kraftaufwand zu befahren als weiche, flauschige Teppiche. Elektrorollstühle können Teppiche beschädigen und aufreißen, insbesondere beim Wenden in engen Kurven. Und selbst kleine Höhenunterschiede wie das Kabel einer Stehlampe, Teppichkanten oder Türschwellen sind für manuell betriebene Rollstühle oft unüberwindbare Hindernisse. Rampen brauchen viel Platz und sind meist zu steil, um sie von Hand zu überwinden. So bleiben in vielen Fällen z. B. Terrasse oder Balkon unerreichbar – zumindest, wenn Sie allein mit dem Rollstuhl unterwegs sind.

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    Mit dem Rollstuhl unterwegs – Tipp 6: Machen Sie sich mit den Straßenverkehrsregeln vertraut

    Im öffentlichen Raum ist besondere Vorsicht geboten. Hier haben Sie wenig Einfluss auf die Gestaltung der Umgebung. Sie müssen sich mit den gegebenen Umständen arrangieren.

    Bis 6 km/h gelten Rollstuhlfahrer als Fußgänger mit den entsprechenden Rechten und Pflichten im Straßenverkehr. Fahren Sie jedoch schneller, z. B. mit manuellem oder elektrischem Zusatzantrieb, müssen Sie unter Umständen Radwege oder sogar die Straße benutzen. Auch die Fußgängerzone bleibt Ihnen dann verwehrt.

    Selbst wenn für die meisten Rollstühle – je nach Rollstuhltyp und erreichbarer Höchstgeschwindigkeit – keine besondere Fahrerlaubnis erforderlich ist, sollten Sie sich mit den Regeln des Straßenverkehrs vertraut machen. Denken Sie daran, dass Sie immer der schwächere Verkehrsteilnehmer sind.

    Achten Sie zudem unbedingt auf eine gute passive Beleuchtung (Reflektoren) und eine funktionierende aktive Beleuchtung . Durch die tiefe Sitzposition werden Sie von Autofahrern erst spät wahrgenommen.

    Mit dem Rollstuhl unterwegs – Tipp 7: Prüfen Sie die Barrierefreiheit, überfahren Sie Übergänge und Hindernisse im richtigen Winkel

    Bordsteinkanten nie schräg anfahren (Kippgefahr!). Beim Überqueren von Bahnübergängen und Straßenbahnschienen diese immer im 90-Grad-Winkel kreuzen, da sich sonst die kleinen Lenkräder querstellen und verhaken können. Kopfsteinpflaster und unebene Wege erfordern beim manuellen Befahren viel Kraft und rütteln stark, wenn der Rollstuhl, auch der Elektrorollstuhl, nicht für den Einsatz im Freien konzipiert ist.

    Zudem sind Lücken und Höhenunterschiede an Bus- oder Bahnsteigkanten eine Gefahrenquelle und dürfen niemals schräg überfahren werden. Prüfen Sie öffentliche Verkehrsmittel und Einrichtungen daher immer auf ihre Barrierefreiheit. Benutzen Sie nur Aufzüge, die für Rollstuhlfahrer zugänglich sind.

    Mit dem Rollstuhl unterwegs – Tipp 8: Erkundigen Sie sich nach Ermäßigungen

    Darüber hinaus können Sie sich im Vorfeld nach kostenlosen oder ermäßigten Fahrten im Nahverkehr erkundigen. Aber Achtung: Nicht alle (Elektro-)Rollstühle können und dürfen in öffentlichen Verkehrsmitteln mitgenommen werden. Fragen Sie am besten vorher bei den jeweiligen Verkehrsunternehmen nach.

    Mit dem Rollstuhl unterwegs – Tipp 9: Verwenden Sie als Fahrsitz im Auto nur dafür ausgelegte Modelle

    Um einen Rollstuhl sicher im Auto transportieren zu können, sollten Sie einige grundlegende Punkte beachten:

    1. Stellen Sie sicher, dass der Rollstuhl im Kofferraum oder auf der Rückbank sicher positioniert ist, um ein Verrutschen zu vermeiden.
    2. Der sicherste Sitz ist der im Fahrzeug fest eingebaute Sitz.
    3. Ist Ihnen der Transfer aus dem Rollstuhl nicht möglich, dürfen nur speziell dafür geeignete Rollstühle als Fahrsitz im PKW genutzt werden.
    4. Zudem müssen diese gesondert gesichert und über spezielle Rückhaltesysteme für Rollstuhlfahrende und Rollstuhl verfügen. Die Gurte und Rückhaltesysteme eines Rollstuhls sind nicht dafür geeignet, den Fahrzeuggurt zu ersetzen!

    Mit dem Rollstuhl unterwegs – Tipp 10: Üben Sie den Umgang mit dem Hilfsmittel, verwenden Sie es sachgemäß

    Wenn Sie mit dem Rollstuhl unterwegs sind, stellt jede Umgebung andere Anforderungen an das Rollstuhlfahren. Üben Sie gegebenenfalls mit Ihren Angehörigen den sicheren Umgang mit dem Rollstuhl in verschiedenen Umgebungen (z. B. auf Rampen, unebenen Flächen oder in Kurven). Fragen Sie in Ihrem Sanitätshaus nach speziellen Rollstuhlkursen.

    Je nach Rollstuhltyp und -ausführung benötigen Sie – auch als Begleitperson – Kenntnisse im Umgang mit dem Rollstuhl. So ist z. B. beim Schieben eines Rollstuhls an Steigungen, Gefällen, Rampen oder beim Überwinden von Stufen besondere Vorsicht geboten. Schieben Sie den Rollstuhl rückwärts, um die Kontrolle zu behalten.

    Gut gemeint, aber keine gute Idee, ist auch das „Umsetzen“ oder „Rübertragen“ eines Rollstuhls samt Rollstuhlfahrer über ein Hindernis. Die meisten Rollstühle sind dafür nicht ausgelegt und können zusammenbrechen oder beschädigt werden.

    Auch wenn es verlockend sein mag, Einkaufstaschen oder Rucksäcke am Rollstuhl zu befestigen, sollte vermieden werden. Der Rollstuhl darf auf keinen Fall überladen werden. Die Kippgefahr erhöht sich enorm. Außerdem kann es zu einer Überlastung der Bremse oder zu Achsbrüchen kommen. Bitte bedenken Sie: Der Rollstuhl ist ein Hilfsmittel zum Ausgleich einer Behinderung, kein Lastentransportmittel.

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