Hautreaktionen bei Pflegebedürftigen: Wann ist das ein Grund für die Notaufnahme?

Hautreaktionen bei Pflegebedürftigen: Wann ist das ein Grund für die Notaufnahme?

Die Haut ist flächenmäßig betrachtet das größte Organ des Menschen. Sie bedeckt mit 1,8 Quadratmetern die gesamte Körperoberfläche und bietet so Schutz vor äußeren Einflüssen, hilft bei der Sinneswahrnehmung und der Temperaturregulierung. Die Haut zeigt aber auch, wenn etwas im Körper nicht stimmt – sie kann mit Rötungen, kreisförmigen Veränderungen, Pusteln oder Juckreiz auf allergische Reaktionen oder Infektionen hinweisen. Bestimmte äußere Einflüsse und Stress lassen die Haut ebenfalls reagieren. Wir erklären Ihnen, wann Hautreaktionen ein Fall für die ärztliche Praxis oder gar das Krankenhaus sind und welche Hausmittel bei harmlosen Hauterscheinungen helfen.

Eine Person juckt sich mit der Hand am Unterarm wegen einer Hautreaktion.
GettyImages/Kinga Krzeminska
Inhaltsverzeichnis
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    Hautreaktionen sind bei Pflegebedürftigen keine Seltenheit. Sie sind durch verschiedene Gründe anfälliger dafür. Das liegt beispielsweise daran, dass sich die Haut im Alter verändert, Pflegebedürftige oft weniger mobil sind und Medikamente einnehmen. Macht die Haut auf sich aufmerksam, sollten Sie das immer ernst nehmen: Unser Ampelsystem zeigt Ihnen, wann Sie die Beschwerden beobachten können und wann ein Gang in die Praxis oder das Krankenhaus nötig sind.

    Wie kommt es zu Hautreaktionen bei Pflegebedürftigen?

    Ihr Angehöriger ist plötzlich übersät mit Pusteln, kratzt sich ohne Unterlass oder berichtet über schmerzhaft gerötete Hautstellen? Die Liste an möglichen Hautreaktionen ist ebenso lang wie die dahinterstehenden Ursachen. Hautreaktionen wie Ausschläge sind aber immer ein Warnsignal. Manchmal weisen sie auf ungewollte äußere Einflüsse hin, wie andauernde Feuchtigkeit, in anderen Fällen sind sie Folge einer Infektion.

    • Hautreaktionen durch Infektionen: Bei Pflegebedürftigen ist das Immunsystem häufig geschwächt. Dringen Bakterien, Viren oder Pilze in den Körper ein, reagiert er mit einer Abwehrreaktion, die sich durch Hautausschläge äußern kann. Besonders häufig sind Pilzinfektionen, etwa Candida in Hautfalten, bakterielle Entzündungen oder Virusinfektionen wie Herpes zoster (Gürtelrose).
    • Hautreaktionen durch Allergene: Pflegebedürftige Menschen können empfindlich auf Allergene in der Umwelt oder in Pflegeprodukten reagieren. Allergische Hautreaktionen entstehen manchmal zusammen mit anderen Symptomen wie tränenden Augen oder einer laufenden Nase. Typische Auslöser sind Duftstoffe und Konservierungsmittel in Cremes oder Materialien wie Latex. Berühren Sie Ihr Familienmitglied beispielsweise mit Latexhandschuhen, kann das bei einer bestehenden Allergie Hautreaktionen hervorrufen.
    • Hautreaktionen durch Medikamente (allergisch und nicht-allergisch): Viele Pflegebedürftige nehmen über kurz oder lang Medikamente ein. Einige Wirkstoffe können Hautausschläge als Nebenwirkung verursachen. Der Ausschlag muss sich aber nicht sofort nach der Einnahme zeigen, manchmal tritt er erst Stunden, Tage oder Wochen danach auf. Beinahe jedes Medikament kann das sogenannte Arzneimittelexanthem auslösen, häufig sind es aber Antibiotika, Epilepsie-Medikamente oder Schmerzmittel sowie Blutdrucksenker.
    • Hautreaktionen durch andere Einflüsse: Hinter den lästigen Beschwerden können auch harmlose Auslöser stecken. Bei Pflegebedürftigen kann anhaltende Feuchtigkeit, etwa durch Schwitzen oder Inkontinenz, die Haut reizen. Zudem rötet sich die Haut manchmal durch eine zu lang aufgelegte Wärmflasche. Solche Reaktionen entstehen oft ohne Infektion, doch auch hier sollten Sie handeln.
    • Hautreaktionen durch Stress: Die Haut ist der Spiegel der Seele, so heißt es und tatsächlich: Bei pflegebedürftigen Menschen kann eine psychische Belastung bestehende Hautprobleme verschlimmern oder neue Hautausschläge, wie Nesselsucht (Urtikaria), auslösen.

    Was passiert bei Hautreaktionen im Körper?

    Bei einer Hautreaktion reagiert der Körper auf einen äußeren oder inneren Reiz, beispielsweise auf ein Allergen oder einen Krankheitserreger. Der Organismus leitet dann eine Abwehrreaktion ein. Dabei werden körpereigene Botenstoffe wie Histamin freigesetzt, die für typische Symptome sorgen: Rötungen, Juckreiz, Schwellungen oder Bläschen. Auch eine Erwärmung der Haut oder schuppige Stellen können auftreten.

    Bei anderen Faktoren wie Feuchtigkeit oder Reibung spielt das Immunsystem keine Rolle – die Haut ist irritiert. Gerade bei pflegebedürftigen Menschen, deren Haut oft empfindlicher oder vorgeschädigt ist, fallen solche Reaktionen schneller und stärker aus, selbst bei harmlosen Reizen. Schließlich verändert sich die Haut mit zunehmendem Alter: Sie wird dünner, trockener und verliert an Elastizität, das schwächt die Barrierefunktion.

    Achtung Verwechslungsgefahr: Vorübergehende Hautreaktionen und Hauterkrankungen

    Hautreaktionen klingen nach Beseitigung der Ursache im Normalfall rasch wieder ab. Schuppungen, fleckige Rötungen, Juckreiz und Co. können aber auch auf chronische Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte hindeuten.

    So äußern sich Hautreaktionen bei Pflegebedürftigen

    Hautreaktionen haben viele Gesichter – selbst, wenn die Ursache gleich ist, reagieren einige Pflegebedürftige stärker oder schwächer und teilweise mit unterschiedlichen Symptomen. Klassische Hautreaktionen sind Rötungen, Schwellungen, Quaddeln oder Bläschen. Ihr Angehöriger kann über starken Juckreiz, großflächige Flecken, trockene oder nässende Hautpartien klagen.

    Manchmal bemerken Pflegebedürftige die Hautveränderungen nicht selbst. Zum Beispiel dann, wenn sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Deshalb ist es wichtig, dass Sie die Haut Ihres Angehörigen regelmäßig kontrollieren. Das gilt vor allem bei einer Bettlägerigkeit, denn hier können Hautveränderungen auch auf ein Druckgeschwür hindeuten. Achten Sie zudem auf mögliche Begleiterscheinungen wie Fieber, Magen-Darm-Beschwerden oder Atemprobleme.

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    3 Hausmittel bei Hautreaktionen

    Bei unkomplizierten Hautreaktionen, die ohne weitere Beschwerden wie Fieber auftreten, helfen Hausmittel oft gut. Sie ersetzen allerdings keine Behandlung bei chronischen Hauterkrankungen oder Infektionen.

    Diese Hausmittel können Pflegebedürftigen Linderung verschaffen:

    • Kalte Umschläge: Vor allem bei Juckreiz sind kalte Umschläge empfehlenswert. Nehmen Sie ein sauberes Tuch, befeuchten Sie es mit kaltem Wasser, wringen Sie es gut aus und legen es für ein paar Minuten auf die betroffene Stelle. Die Kälte beruhigt die Haut, lindert den Juckreiz und lässt Schwellungen etwas zurückgehen. Das können Sie mehrmals täglich wiederholen.
    • Pflegebäder: Viele Pflegebedürftige empfinden ein Bad mit Zusätzen wie Kamille (getrocknete Kamillenblüten) oder Hafer (Haferstroh-Tee) als wohltuend. Ein Voll- oder Teilbad kann gereizte und trockene Haut beruhigen. Achtung: Zu lange Badezeiten oder heiße Wassertemperaturen trocknen die Haut aus und können so den Juckreiz verstärken. Das Bad ist deshalb bestenfalls zwischen 32 und 36 Grad warm und dauert nicht länger als 15 Minuten.
    • Zinksalbe: Cremes und Pasten mit Zink wirken entzündungshemmend und unterstützen die Heilung, indem sie die Haut schützen. Tragen Sie die Salbe dünn auf die betroffenen Stellen auf – das schafft eine Barriere und verhindert, dass die Haut noch mehr gereizt wird. Zinksalbe ist vor allem beim Schutz gegen Reibung und Feuchtigkeit sinnvoll.

    Die Hautreaktions-Ampel

    Gerötete Stellen, Pusteln oder starker Juckreiz? Unsere Hautreaktions-Ampel hilft Ihnen, einzuschätzen, wann Hausmittel ausreichen und wann ärztliche Hilfe nötig ist.

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    Hausmittel, Arzt oder Krankenhaus – das richtige Verhalten bei Hautreaktionen

    Hautreaktionen können Pflegebedürftige und pflegende Angehörige verunsichern. Schließlich ist nicht immer direkt klar, was zu den Pünktchen, Flecken und Pusteln geführt hat. Meist stecken dahinter harmlose Ursachen, nichtsdestotrotz können die Beschwerden den Alltag stark beeinträchtigen.

    Grundsätzlich gilt: Beobachten Sie Hautveränderungen aufmerksam. Je nach Ausprägung der Beschwerden und dem allgemeinen Wohlbefinden können Sie zu Hausmitteln greifen, die Arztpraxis aufsuchen oder sich ins Krankenhaus begeben.

    • Hausmittel: Handelt es sich um leichte Hautveränderungen, etwa eine gerötete Stelle durch Reibung oder trockene, schuppige Haut, können Hausmittel wie pflegende Bäder, feuchtigkeitsspendende Cremes oder Zinksalben Linderung verschaffen. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Familienmitglied regelmäßig, ob die Hautareale jucken, brennen oder sich die Beschwerden verschlimmert haben. Solange Ihr Angehöriger sich wohlfühlt und keine weiteren Symptome zeigt, spricht zunächst nichts gegen eine sanfte Pflege in Eigenregie.
    • Arztpraxis: Wenn sich die Hautveränderung plötzlich verschlechtert, entzündet, untypisch aussieht (etwa ringförmig) oder nässt, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. Das gilt besonders bei Fieber, starkem Juckreiz, offenen Stellen oder Schmerzen. Auch wenn Ihr Angehöriger sich häufiger kratzt oder unruhig wirkt, kann eine Abklärung helfen – etwa, um eine Kontaktallergie, Pilzinfektion oder Medikamentennebenwirkung auszuschließen.
    • Krankenhaus: Ein Fall für die Notaufnahme ist eine stark ausgeprägte Hautreaktion, zum Beispiel eine plötzlich auftretende großflächige Hautrötung oder Blasenbildung, die mit weiteren Beschwerden wie Fieber oder Bewusstseinsveränderung einhergeht. Auch bei Anzeichen eines allergischen Schocks – wie Atemnot, Kreislaufproblemen, starkem Ausschlag am ganzen Körper – sollten Sie sofort handeln und den Rettungsdienst rufen.
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