Pflegebedürftige mit „Magen-Darm“: Wann muss ich mit meinem Angehörigen in die Notaufnahme?

Pflegebedürftige mit „Magen-Darm“: Wann muss ich mit meinem Angehörigen in die Notaufnahme?

Brechdurchfall, bei dem es zeitgleich zu Durchfall und Erbrechen kommt, trifft fast jeden Menschen mindestens einmal in seinem Leben. Oft sind hochansteckende Infektionen für die Symptome verantwortlich. Gerade Pflegebedürftige können Magen-Darm-Beschwerden stark zusetzen, wenn sie durch bestehende Vorerkrankungen und Gesundheitsprobleme ohnehin belastet sind. Für pflegende Angehörige ist es häufig nicht einfach, zu erkennen, wann ein Besuch in der Arztpraxis oder im Krankenhaus nötig ist. Wir erklären Ihnen, wann Ihr Familienmitglied welche ärztliche Unterstützung braucht, und geben wir Ihnen einen Überblick über Hausmittel, die bei unkomplizierten Verläufen helfen.

Ein Mann sitzt mit Magen-Darm auf dem Sofa und hält sich den Bauch.
GettyImages/seb_ra

Durchfall und Erbrechen sind mehr als Symptome. Sie stellen einen wichtigen Schutzmechanismus dar, um unerwünschte Stoffe aus dem Körper zu befördern. In manchen Fällen können die Abwehrtechniken aber selbst zum Problem werden. Etwa dann, wenn sie den Kreislauf Ihres Angehörigen schwer belasten. Denn für Pflegebedürftige sind Magen-Darm-Probleme eben eine zusätzliche Belastung. Unser Ampelsystem zeigt Ihnen, in welchen Fällen Sie abwarten und wann Sie die Praxis oder das Krankenhaus konsultieren sollten.

Pflegebedürftige und Magen-Darm: Schutzmechanismus oder Alarmsignal?

Ihr pflegebedürftiger Angehöriger übergibt sich, muss häufig zur Toilette und hat wahrscheinlich nur wenig Appetit – das alles bereitet Ihnen zunehmend Sorgen. Vielleicht auch deshalb, weil Ihr Familienmitglied aufgrund des Alters oder einer chronischen Erkrankung ohnehin nicht gut zurecht ist. Die Körperreaktionen haben jedoch ihre Berechtigung – sie dienen in erster Linie dazu, Eindringlinge auszuscheiden. Manchmal sind sie auch ein Alarmsignal für andere Gesundheitsprobleme.

  • Erbrechen und Durchfall als Schutzmechanismus: Mit Brechdurchfall reagiert der menschliche Körper auf Krankheitserreger. Dazu zählen Viren, Bakterien und Parasiten. An vielen Magen-Darm-Infektionen sind Noro- und Rotaviren beteiligt. Sie werden recht einfach über Schmierinfektionen übertragen und sind deshalb in Gemeinschaftseinrichtungen wie Pflegeheimen oder Krankenhäusern ein besonderes Thema. Hinter den Beschwerden kann auch eine Lebensmittelvergiftung stecken. Dabei erzeugen Bakterien, vor allem Staphylokokken, Giftstoffe – sie führen dann zu den heftigen Anfällen von Erbrechen und Durchfall.
  • Erbrechen und Durchfall als Alarmsignal: Wenn pflegebedürftige Menschen „Magen-Darm“ haben, ist in der Regel eine Infektion mit Keimen der Auslöser – für immungeschwächte Menschen können sie gefährlich werden. Die Beschwerden können aber auch auf andere Gesundheitsprobleme hindeuten, wie Unverträglichkeiten, Migräne, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung oder einen Darmverschluss. Manchmal führen auch Medikamente zu Erbrechen oder Durchfall. Die übrigen Beschwerden wie Bauchschmerzen sind dann wegweisend für die Diagnose.

Was passiert bei Erbrechen und Durchfall im Körper?

Nicht angenehm, aber clever: Mit Erbrechen und Durchfall entledigt sich der Körper gezielt von unerwünschten Keimen oder Stoffen. Doch wie funktioniert das eigentlich? Tatsächlich gibt es mehrere Mechanismen. Übelkeit und Erbrechen entstehen, wenn Krankheitserreger oder unerwünschte Substanzen das Brechtzentrum im Hirn entweder direkt oder indirekt reizen. Das Gehirn sendet daraufhin motorische Signale über Nerven an den Magen-Darm-Trakt.

Nun passiert Folgendes: Im Darm setzt sich eine Rückwärtsbewegung in Gang, mit dieser wird der Darminhalt schleunigst in Richtung Magen und Mund transportiert. Bei akutem Durchfall ist das feine Gleichgewicht zwischen Aufnahme und Abgabe von Wasser sowie Elektrolyten in der Darmschleimhaut gestört. Gleichzeitig beschleunigen sich die Darmbewegungen. Beides hilft Ihrem Angehörigen, die Erreger möglichst schnell auszuscheiden.

Daran erkennen pflegende Angehörige Durchfall beim Pflegebedürftigen

Genauso wie die Anzahl der Toilettengänge variiert auch die Festigkeit des Stuhls – das ist völlig normal. Durchfall liegt dann vor, wenn Ihr Familienmitglied dreimal oder öfter innerhalb von 24 Stunden weichen oder flüssigen Stuhl absetzt.

So äußert sich „Magen-Darm“ bei Pflegebedürftigen

Haben sich Pflegebedürftige einen Magen-Darm-Infekt zugezogen, hängt der Verlauf von dem Erregertyp und der Immunabwehr ab. Rota- und Noroviren sind beispielsweise dafür bekannt, dass sie schwere Brechdurchfälle auslösen, auch das allgemeine Befinden ist meist stark eingeschränkt.

Häufige Begleitsymptome von Durchfall oder Erbrechen sind Übelkeit, Bauchschmerzen und Abgeschlagenheit – auch Fieber ist möglich. Die Durchfälle sind bei Magen-Darm-Infekten meist wässrig. Möglicherweise beobachten Sie auch Blähungen, Schleim- oder Blutbeimengungen. Durch das Erbrechen und den Durchfall verliert Ihr Familienmitglied ungewöhnlich viel Flüssigkeit. Ihr Angehöriger kann dadurch schwach wirken oder über Schwindel klagen.

Hausmittel bei Magen-Darm-Problemen: Das tut Pflegebedürftigen gut

Um die Beschwerden zu lindern, können Sie zu Durchfallmedikamenten greifen. Doch diese sind nicht in jedem Fall empfehlenswert. Schließlich behandeln Sie nur das Symptom, nicht die Ursache – das kann die Ausscheidung des Krankheitserregers sogar hinausschieben. Erkundigen Sie sich vor der Gabe entsprechender Medikamente deshalb beim Hausarzt nach dem besten Vorgehen. Bei einem unkomplizierten Verlauf können Sie den Durchfall und das Erbrechen mit Hausmitteln behandeln.

Folgende Hausmittel können die Beschwerden erträglicher machen:

  • Die richtige Flüssigkeit: Geben Sie dem Körper Flüssigkeit zurück, etwa mit Wasser, Kamillentee, Pfefferminztee, Heidelbeertee, schwarzem oder grünem Tee. Kalte Getränke wie Cola oder Fruchtsäfte sowie Kaffee können die Verdauungsprobleme hingegen verstärken.
  • Stuhleindickende Hausmittel: Ein (geschälter) geriebener Apfel, ein Teelöffel indische Flohsamen in 300 Milliliter Wasser eingerührt oder ein Teelöffel Heilerde-Pulver auf ein halbes Glas Wasser können den Stuhl fester machen.
  • Schonende Speisen: Weichgekochte Karotten, Reis, Kartoffeln, Bananen, Zwieback, Weißbrot oder Haferschleim sind gut verträglich. Starten Sie mit dem langsamen Kostaufbau, wenn Ihr Angehöriger Flüssigkeit im Magen behält. Salzstangen sind im Übrigen zu einseitig, sie liefern lediglich Natrium. Verzichten Sie auf fettige Speisen. Sie überfordern den Magen-Darm-Trakt in der akuten Phase und können erneut zu Erbrechen oder Durchfall führen.

Ein echter Geheimtipp ist Ingwer, beispielsweise zu Ingwertee verarbeitet – die Knolle kann die Übelkeit vertreiben. Doch Achtung: Bei akutem Erbrechen kann Ingwer den Magen reizen, tasten Sie sich mit wenigen Schlucken heran. Der frische Duft von Zitronen ist ebenfalls wohltuend bei Übelkeit. Lassen Sie Ihren Angehörigen mehrmals am Tag daran riechen.

Die Magen-Darm-Ampel

Unsere Magen-Darm-Ampel zeigt Ihnen auf einen Blick, was Sie bei Übelkeit und Erbrechen am besten tun.

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Hausmittel, Arzt oder Krankenhaus – so gehen Sie bei „Magen-Darm“ vor

Übelkeit und Erbrechen sind in vielen Fällen harmlos und deuten lediglich auf einen Infekt hin. Pflegebedürftige können unter den Symptomen aber stark leiden – erkundigen Sie sich deshalb in regelmäßigen Abständen nach dem Wohlergehen und ergreifen Sie die nötigen Maßnahmen.

  • Hausmittel: Übergibt sich Ihr Angehöriger mehrmals am Tag und/oder hat Durchfall, ist aber recht gut zurecht, können Sie Hausmittel oder eine Trinklösung mit Elektrolyten aus der Apotheke ausprobieren. Wichtig ist, dass Ihr Angehöriger ansprechbar ist und über keine außergewöhnlichen Beschwerden, wie starke Bauchschmerzen oder hohes Fieber, klagt. Sind Sie sich unsicher, wie Sie die Symptome einordnen sollen, wenden Sie sich an den Hausarzt.
  • Arztpraxis: Es gibt spezielle Warnzeichen, bei denen Sie einen ärztlichen Rat einholen sollten. Dazu gehört Blut oder Eiter im Stuhl, Fieber, verminderte Aufmerksamkeit oder ein geschwollener Bauch. Scheint Ihr Angehöriger dehydriert zu sein, melden Sie sich ebenfalls unverzüglich bei der Arztpraxis. Anzeichen dafür sind Schwäche, Müdigkeit, Mundtrockenheit oder eine stark verringerte Urinausscheidung.
  • Krankenhaus: Stellen Sie Ihren Angehörigen in der Notaufnahme des Krankenhauses vor, wenn dringender Handlungsbedarf besteht. Das trifft bei einer Bewusstseinsveränderung, sehr starken Bauchschmerzen, permanentem Erbrechen oder anhaltend blutigen Stühlen zu. Auch der Hausarzt kann Ihr Familienmitglied ins Krankenhaus einweisen – etwa als Vorsichtsmaßnahme bei einer ernsthaften Diabeteserkrankung oder einem hohen Lebensalter (über 70 Jahre).

Unsere Magen-Darm-Ampel zeigt Ihnen auf einen Blick, was Sie bei Übelkeit und Erbrechen am besten tun. Erkundigen Sie sich bei Unsicherheiten stets beim Hausarzt. Ist die Praxis geschlossen oder nicht erreichbar, können Sie unter der Rufnummer 116117 den ärztlichen Bereitschaftsdienst kontaktieren. Bei Bedarf können die Mitarbeiter einen Mediziner zu Ihrem Angehörigen nach Hause schicken.

Bei starken Schmerzen oder Bewusstseinsveränderungen ist aber schnelle Hilfe gefragt – rufen Sie dann den Notarzt.