Grippeimpfung in der Apotheke: Wie funktioniert das?

Grippeimpfung in der Apotheke: Wie funktioniert das?

Seit 2022 können Sie für eine Grippeimpfung auch in eine Apotheke gehen. Die Impfung wird dort von speziell dafür fortgebildeten Apothekern vorgenommen. Für wen eine Grippeimpfung in der Apotheke infrage kommt, wie sie abläuft und wer die Kosten übernimmt, erklärt Thomas Preis in unserer neuen „Frage an den Apotheker“.

Ein Mann erhält eine Grippeimpfung in der Apotheke.
GettyImages/simarik

Da ich einen Angehörigen pflege, frage ich mich, ob ich mich auch gegen Grippe impfen lassen sollte. In diesem Zusammenhang bin ich auf das Impfangebot in Apotheken aufmerksam geworden. Was muss ich beachten, wenn ich mich zum ersten Mal in einer Apotheke impfen lassen möchte und wie finde ich eine Apotheke, die Grippeimpfungen anbietet?

 

Die Grippeimpfung ist die beste Möglichkeit, sich und andere gegen Grippe zu schützen. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Grippeimpfung für Personen ab 60 Jahren, chronisch Kranke aller Altersstufen, Schwangere, Medizin- und Pflegepersonal, Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Kontaktpersonen bestimmter Risikogruppen. Von dem Ziel der Weltgesundheitsorganisation und der EU-Kommission, eine Impfquote von mindestens 75 Prozent zu erreichen, ist Deutschland jedoch sehr weit entfernt: In der Grippesaison 2023/2024 lag die Impfquote laut des Robert Koch-Instituts (RKI) lediglich bei 38,2 Prozent.

Grippeimpfung in der Apotheke: Seit wann möglich?

Seit Oktober 2022 dürfen Apotheken Grippeschutzimpfungen anbieten. Die Apotheken ergänzen das Impfangebot in den Arztpraxen und tragen so zusätzlich zur Steigerung der Durchimpfungsraten bei. Zudem können Arztpraxen mithilfe von Impfungen in der Apotheke insbesondere in der Erkältungszeit entlastet werden. Auf dem Portal www.apoguide.de können Sie eine für Sie passende Apotheke in Ihrer Nähe finden, die eine Grippeimpfung anbietet; das funktioniert ganz einfach über eine Postleitzahlsuche und die Auswahl der Serviceleistung „Grippeimpfung“.

Ihr Experte

Thomas Preis ist Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. und Vorsitzender des Vorstandes Apothekerverband Nordrhein e.V. Er ist am 22. Januar 1959 geboren und studierte Pharmazie in Düsseldorf. Seit 1990 leitet er die Alpha-Apotheke OHG in Köln. Berufsständisch ist er seit 1995 engagiert, und dabei seit 1999 Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. Seit Januar 2025 ist er Präsident der ABDA. Darüber hinaus ist er stv. Vorsitzender des Verbandes Freie Berufe im Lande Nordrhein-Westfalen (VFB NW) und Aufsichtsratsvorsitzender des standeseigenen Rechenzentrums, der ARZ Haan AG. Zudem ist er seit Mai 2025 Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).

Impfen in der Apotheke: Welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden?

Fachliche und praktische Qualifizierung

In einer Apotheke impfen nur Apothekerinnen und Apotheker. Sie haben eine zusätzliche Impffortbildung absolviert. Diese beinhaltet theoretisches und praktisches Wissen über die Influenza, die Grippeschutzimpfung sowie Erste-Hilfe-Maßnahmen bei unvorhergesehenen Impfreaktionen. Die Schulungen der Apotheker werden von erfahrenen Impfärzten und auf der Grundlage gesetzlicher Regelungen mit dem RKI und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) durchgeführt.

Kostenübernahme der Grippeimpfung

In einer Apotheke dürfen Erwachsene ab 18 Jahren geimpft werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für alle Versicherten, denen die STIKO zu einer Grippeimpfung rät. Versicherte zahlreicher Ersatz-, Betriebs- und Innungskrankenkassen können sich allerdings auch unabhängig davon, ob sie zu einer Risikogruppe zählen, in einer Apotheke gegen die Grippe impfen lassen. Darüber hinaus können sich Privatpatienten ab 18 Jahren in öffentlichen Apotheken ohne ärztliche Verordnung gegen Influenza impfen lassen. Die Kosten dafür übernimmt die Private Krankenversicherung (PKV).

Vor- und Nachbereitung der Grippeimpfung

Für Impfungen benötigt die Apotheke einen separaten, nicht einsehbaren Raum. Vor der Impfung führt der Apotheker oder die Apothekerin ein Aufklärungsgespräch mit dem Patienten über den Nutzen durch, klärt über mögliche Risiken der Impfung auf und füllt einen Anamnesebogen aus. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, stimmt der Patient mit seiner Unterschrift auf der Einwilligungserklärung der Impfung zu. Im Anschluss spricht der Apotheker noch Empfehlungen aus und informiert über Verhaltensmaßnahmen nach der Schutzimpfung. Die Injektion erfolgt ausschließlich in den Oberarmmuskel. Die Impfung wird im Impfausweis eingetragen und in der Apotheke dokumentiert.

Nicht in der Apotheke geimpft und stattdessen an einen Arzt verwiesen werden unter anderem Menschen mit allergischen Reaktionen, hohem Fieber oder anderen ungewöhnlichen Reaktionen nach einer früheren Impfung, Wirkstoffen in der Medikation, die die Blutgerinnung beeinflussen, oder schweren chronischen Erkrankungen.

Grippe- und Corona-Impfung

Die Grippeimpfung kann grundsätzlich auch mit der für viele Risikogruppen empfohlenen Corona-Auffrischimpfung in einem Termin geimpft werden. Seit Februar 2022 bieten zahlreiche Apotheken auch Corona-Impfungen an.

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Hohe Zufriedenheit mit Impfungen in der Apotheke

Die Grippeimpfung in einer Apotheke wird von Patientinnen und Patienten sehr gut bewertet. Laut aktuellen Umfrageergebnissen gaben rund 94 Prozent der Teilnehmenden an, mit der Impfung in der Apotheke sehr zufrieden zu sein. Das ergänzende Impfangebot erreicht zudem Menschen, die normalerweise nicht zum Arzt gehen oder keinen Hausarzt haben. So hätten sich ohne das Impfangebot 17 Prozent der Befragten nicht impfen lassen. Für Impfungen in einer Apotheke sprachen aus Sicht der Teilnehmenden außerdem die unkomplizierte Erreichbarkeit („easy Access“, 66,7 %), keine Wartezeiten (52,5 %), das Vertrauen in die Apothekerinnen und Apotheker (42,6 %) sowie die praktischen Öffnungszeiten der Apotheken (35,7 %).

Impfpass-Check in der Apotheke

Neben Ärzten können auch Apothekerinnen und Apotheker den Impfstatus anhand des Impfpasses überprüfen und so Lücken im Impfpass aufdecken sowie Empfehlungen für saisonale Impfungen und Reise- oder Auffrischungsimpfungen geben. Ihre Apotheke berät Sie leitliniengerecht und wissenschaftlich fundiert zu allen Impfungen. Gerade weil die Durchimpfungsraten und die Impfbereitschaft gesteigert werden sollen, können Apotheken damit als niedrigschwellige Anlaufstelle direkt vor Ort eine weitere wichtige Aufgabe in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung übernehmen.

Impfquote gemeinsam deutlich steigern

Studien aus anderen Ländern, wo das Impfen in einer Apotheke schon seit Langem etabliert ist, zeigen eindeutig, dass dort, wo Apotheken mitimpfen, Ärzte nicht etwa weniger impfen, sondern mehr Impfungen durchführen. Wegen des gemeinsamen Engagements beider Heilberufe ist die Impfrate dort auch deutlich gesteigert worden. Das muss auch weiterhin unser Ziel sein: mit vereinten Kräften in Arztpraxen und ergänzend in impfenden Apotheken die Impfquote erheblich zu erhöhen.

Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit

Ihr Apotheker
Thomas Preis

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