Barrierefreies Reisen: Urlaub ohne Hindernisse

Es gibt viele Urlaubs- und Ausflugsangebote in Deutschland und der ganzen Welt. Das Problem ist allerdings: Wo finde ich die richtigen Angebote und sind diese wirklich für mich und meinen pflegebedürftigen Angehörigen geeignet?
Gerade für Menschen mit Beeinträchtigungen, ältere Menschen und Familien ist ein gewisses Maß an Barrierefreiheit nicht nur hilfreich und komfortabel, sondern absolut notwendig. Die Reiseplanung sieht für pflegende Angehörige häufig so aus, dass stundenlang nach wichtigen Informationen über die Ausstattung oder Hilfsmittel von Unterkünften gesucht wird.
Viele Angebote werben damit, „barrierefrei“ zu sein, oder benutzen andere Begriffe wie „rollstuhlgerecht“ und „geeignet für Menschen mit Handicap“. Diese Begriffe sind nicht nur irritierend, sondern es fehlen oft auch weitere Informationen.
Um allen Menschen weiterhin Urlaube, Ausflüge und Freizeitaktivtäten zu ermöglichen und die Suche zu erleichtern, wurde 2011 das deutschlandweite Projekt „Reisen für Alle“ gestartet, welches vom Bundesministerium für Wirtschaft und der Energie Initiative des Deutschen Seminars für Tourismus (DSFT) Berlin e. V. gefördert wird.
Ziel des Projektes ist es, die vorhandenen touristischen Angebote (also Hotels, Museen, Wander- und Radwege, Seilbahnen usw.) so detailliert und verlässlich zu beschreiben, dass interessierte Menschen mit Beeinträchtigungen, beispielsweise beim Hören, Sehen oder in der Mobilität, aufgrund der Informationen zur Barrierefreiheit diese Angebote kennenlernen, besuchen und nutzen können.
Dafür hat das Projekt ein deutschlandweit einheitliches Kennzeichnungssystem entwickelt, mit dem verschiedene touristische Angebote erfasst, bewertet und zertifiziert werden. Diese Daten sind dann auf der Website in verschiedene Kategorien, Bundesländern und Regionen aufgeteilt abrufbar.
Ausgebildete Personen erfassen die Informationen
Wichtig für die Reiseplanung ist es, sich auf die Informationen verlassen zu können. Speziell ausgebildete und geschulte Personen erfassen die Daten. So ist gewährleistet, dass diese transparent, authentisch und vor allem verlässlich sind.
Die externen Prüfer zertifizieren die Einrichtungen nach einheitlichen, festgelegten Qualitätskriterien für folgende Personengruppen:
- Menschen mit Gehbehinderung
- Rollstuhlfahrer
- Menschen mit Hörbehinderung
- Gehörlose Menschen
- Menschen mit Sehbehinderung
- Blinde Menschen
- Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen
Sie machen außerdem Fotos und messen die relevanten Bereiche aus. Zudem wird immer ein Ansprechpartner in den Einrichtungen genannt, an den gezielt individuelle Fragen gerichtet werden können. Die Person ist ebenfalls geschult und kennt die Belange und Bedürfnisse von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung.
So wird garantiert, dass Reisende in den Betrieben geschulte und qualifizierte Gastgeber vorfinden und zu jedem einzelnen Angebot eine ausführliche Beschreibung auf der Website zu finden ist.
Beschrieben wird insbesondere die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der Angebote und dies im Hinblick auf Mobilitäts- und Sinnesbeeinträchtigungen: Mit genauen Maßangaben, vielen Fotos und weiteren detaillierten Angaben, gerade für die oftmals besonders wichtigen Teile wie Bäder und WCs.
Tipps für barrierefreies Reisen
1. Im Voraus planen
Eine gute Planung ist wichtig, um auf alles vorbereitet zu sein und die Reise genießen zu können. Zudem bleibt dann genug Zeit, Angebote zu vergleichen und Informationen zu den Gegebenheiten am Urlaubsort zu sammeln sowie die Barrierefreiheit zu prüfen.
2. Unterkunft und Umgebung auf Barrierefreiheit überprüfen
Finden sich auf der Website der Unterkunft keine ausführlichen Hinweise zur Unterkunft, ist es ratsam, Kontakt aufzunehmen und abzuklären, ob die Gegebenheiten den jeweiligen Bedürfnissen entsprechen. Aber nicht nur die Unterkunft selbst sollte barrierefrei sein, sondern auch das Freizeitangebot und die Ausflugsziele in der Umgebung. Daher ist es sinnvoll, sich vorher zu informieren, welche Aktivitäten mit den individuellen Einschränkungen möglich sind und wie sich die Freizeit am Urlaubsort gestalten lässt.
3. Frühzeitig buchen
Oft gibt es nur eine begrenzte Anzahl an barrierefreien Zimmern in Hotels und barrierefreien Unterkünften. Wer also zu lange mit der Buchung wartet, riskiert, dass die ausgesuchte Unterkunft bereits ausgebucht ist.
4. Reiseversicherung kontrollieren
Vor einer Reise sollte auch die Reiseversicherung kontrolliert werden. Was genau ist versichert und zählen auch Hilfsmittel wie beispielsweise ein Rollstuhl dazu?
5. Anreise, Route und Transportmittel planen
Ob mit dem eigenen Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln – vor der Reise sollte geprüft werden, wie die Unterkunft, Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten erreicht werden können. Bei einer Reise mit Bus und Bahn sollten eventuelle Anschlussverbindungen und die Barrierefreiheit der Transportmittel nach den eigenen Bedürfnissen geprüft werden.
Barrierefreies Reisen: Passende Suche für pflegende Angehörige
Bei der Reiseplanung und der Suche nach Angeboten sollten Angehörige explizit schauen, ob das Hotel und der Ausflugsort für ihre Bedürfnisse passend sind. Sie sollten sich deshalb nicht auf leere Versprechungen im Internet verlassen und sich stattdessen vergewissern. Dies können sie dann meist nur durch Nachfragen.
Wichtig sind detaillierte Informationen und unterschiedliche Suchmöglichkeiten, die den persönlichen Wünschen entsprechen.
Mittlerweile lassen sich auf den verschiedenen Websites der Tourismusorganisationen in Deutschland sowie auf der eigenen Website fast 2.500 nach „Reisen für Alle“ geprüfte Urlaubs- und Ausflugsideen in Deutschland finden, darunter Natur, Museen, Hotels, Städte und vieles mehr. Diese lassen sich auch nach unterschiedlichen Kriterien filtern.
So kann gezielt gesucht werden, ob zum Beispiel Hotels ein Pflegebett bereithalten oder ob ein Duschstuhl vorhanden ist. Damit soll die Suche nach dem passenden Urlaub erleichtert werden.
Für die Suche wurden Merkmale innerhalb der bestimmten Gruppen aufgeführt. Innerhalb dieser Personengruppen finden sich die unterschiedlichen Filter, um das Angebot passend einzugrenzen.
Neben individuellen Ausstattungsmöglichkeiten kann zudem nach einer Lieblingsreiseregion oder nach bestimmten Angeboten (Museum, Hotel, Wanderwege) gesucht werden.
Die aufgelisteten Angebote sind vielfältig und decken unterschiedliche Bedarfe ab.
Hinweis
Das Projekt „Reisen für Alle“ bietet unter anderem eine Übersicht über barrierefreie Urlaubsziele.
Auf der Website des gemeinnützigen Vereins Reisemaulwurf e. V. finden pflegende Angehörige ebenfalls eine Liste mit bekannten Reiseanbietern, die sich auch auf den Urlaub mit pflegenden Angehörigen spezialisiert haben.