Vor Kurzem wurde bei mir Asthma diagnostiziert. An die regelmäßige und richtige Anwendung meines Asthmasprays muss ich mich noch gewöhnen. Dabei frage ich mich vor allem, wie ich erkennen kann, ob das Spray noch voll ist, sodass ich es bei einem Asthmaanfall sofort nutzen kann.
Asthma bronchiale oder Bronchialasthma, oftmals auch nur Asthma genannt, ist eine entzündliche Erkrankung, bei der die Atemwege kurzzeitig oder dauerhaft so verengt sind, dass Betroffene schlecht Luft bekommen. Die Atemwege reagieren überempfindlich auf verschiedene Reize wie zum Beispiel Tabakrauch, Autoabgase, kalte Luft, körperliche Anstrengung oder psychische Faktoren wie Stress und Atemnot.
Typische Asthmaanfälle zeichnen sich durch „pfeifenden“ Atmen, Husten und Atemnot aus. Wenn Asthma nicht entsprechend behandelt wird, kann dies dazu führen, dass die Lunge mit der Zeit schlechter Sauerstoff aufnehmen kann und die körperliche Belastbarkeit nachlässt.
In Deutschland haben rund 4,35 Prozent der Bevölkerung Asthma, was etwa 3,5 Millionen Menschen entspricht. Asthma ist die häufigste chronische Atemwegserkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Weltweit nehmen Asthma und allergiebedingtes Asthma zu. Mit Medikamenten und unterstützenden Maßnahmen wie Sport und Bewegung sowie bestimmten Atemtechniken lässt sich Asthma jedoch gut behandeln.

Thomas Preis ist Präsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. und Vorsitzender des Vorstandes Apothekerverband Nordrhein e.V. Er ist am 22. Januar 1959 geboren und studierte Pharmazie in Düsseldorf. Seit 1990 leitet er die Alpha-Apotheke OHG in Köln. Berufsständisch ist er seit 1995 engagiert, und dabei seit 1999 Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e.V. Seit Januar 2025 ist er Präsident der ABDA. Darüber hinaus ist er stv. Vorsitzender des Verbandes Freie Berufe im Lande Nordrhein-Westfalen (VFB NW) und Aufsichtsratsvorsitzender des standeseigenen Rechenzentrums, der ARZ Haan AG. Zudem ist er seit Mai 2025 Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).
Welche Inhalationssysteme gibt es? Wie werden sie richtig angewendet?
Viele Patientinnen und Patienten nutzen zur Behandlung ihres Asthmas ein Spray zum Inhalieren. Bei den Inhalationssystemen wird zwischen sogenannten Dosieraerosolen und Pulverinhalatoren unterschieden.
Dosieraerosole
Bei Dosieraerosolen löst man einen Sprühstoß aus (wie bei einer Spraydose) und atmet den Wirkstoff gleichzeitig ein. Wem das schwerfällt, beides gleichzeitig zu koordinieren, kann sich in der Apotheke vor Ort erkundigen, ob eine Inhalationshilfe („Spacer“) infrage kommen könnte. Durch eine solche Hilfe ist ein gleichzeitiges Auslösen und Einatmen nicht mehr erforderlich.
Pulverinhalator
Bei einem Pulverinhalator handelt es sich um ein atemzuggesteuertes Inhalationsgerät, das heißt, der pulverförmige Wirkstoff wird allein durch das Einatmen freigesetzt. Die richtige Inhalationstechnik ist entscheidend dafür, dass die inhalierbaren Medikamente auch tatsächlich in der erforderlichen Dosis in der Lunge ankommen.
Studien zufolge wenden viele Patientinnen und Patienten ihre Asthmasprays falsch an. In der Apotheke vor Ort können Sie sich zur korrekten Anwendung Ihres Asthmasprays individuell beraten lassen.
Den Füllstand regelmäßig kontrollieren, aber wie?
Damit insbesondere bei einem akuten Anfall das Asthmamedikament sofort einsatzbereit ist, sollten Patienten ihr Präparat in greifbarer Nähe haben. Dabei gilt es zu beachten, den Füllstand regelmäßig zu kontrollieren. Ein Zählwerk bei Inhalatoren erleichtert Menschen mit Atemwegserkrankungen einzuschätzen, wann sie ein neues Dosieraerosol oder einen neuen Pulverinhalator benötigen.
Dosiszähler und -anzeige
Viele Dosieraerosole haben einen Dosiszähler an der Seite oder am Boden, der die verbleibenden Sprühstöße anzeigt. Auch Pulverinhalatoren haben oft eine Dosisanzeige, die die Restmenge in Schritten anzeigt (z. B. von 200 auf 0 oder in Zehnerschritten). Hier ist zu berücksichtigen, dass wenn ein Zählwerk den Füllstand in Zehnerschritten bestimmt, nicht jede Inhalation angezeigt wird, und es sich dann um kein fehlerhaftes Gerät handeln muss.
Inhalationen selber zählen und notieren
Wenn diese hilfreichen Anzeigen nicht vorhanden sind, müssen Patienten die abgegebenen Inhalationen selber zählen und sich notieren oder merken. Dass dies umständlich ist und nicht selten für Verunsicherung sorgt, hat eine aktuelle Studie in England ergeben. Sogar mit der Folge, dass Asthmatiker ihre Inhalatoren früher entsorgen – und zwar mit zahlreichen ungenutzten Dosen – als bei Inhalatoren mit einem Zählwerk. Insgesamt wurde laut Studie jeder dritte Inhalator halb voll in den Müll geworfen.
6 praktische Tipps für Patienten
- Beim ersten Öffnen: Zahl der enthaltenem Sprühstöße notieren. Diese stehen auf der Packung oder im Beipackzettel.
- Regelmäßig Strichliste führen oder eine App nutzen, um die Sprühstöße mitzuzählen.
- Der oftmals empfohlene Wasser- oder Schwimmtest (Dosieraerosol ohne Mundstück in ein Glas Wasser legen: Sinkt es zu Boden, ist es voll; steht es senkrecht im Wasser, ist es halb voll; schwimmt der Behälter auf dem Wasser, ist das Dosieraerosol leer.) zeigt große Ungenauigkeiten und ist nicht geeignet, den Füllungsgrad eines Dosieraerosols hinreichend zu bestimmen!
- Auch Zischgeräusche sind kein zuverlässiger Anhaltspunkt, um auf den Füllungsgrad eines Dosieraerosols zu schließen.
- Bei der Ermittlung des Füllungsgrads eines Pulverinhalators sollte man sich auch nicht von möglichen Schüttelgeräuschen irritieren lassen: Diese können auch noch zu hören sein, wenn der Inhalator bereits leer ist. Die Geräusche stammen vom Trocknungsmittel und sind nicht geeignet, die verbleibenden Sprühstöße zu ermitteln.
- Sich rechtzeitig vom behandelnden Arzt ein Folgerezept für ein neues Asthmaspray ausstellen lassen.
An wen kann ich mich bei Unsicherheiten wenden? Beratung und Schulung in der Vor-Ort-Apotheke
Seit Sommer 2022 können Patienten zulasten der Gesetzlichen Krankenkassen fünf verschiedene niedrigschwellige Angebote zur Gesundheitsförderung in der Apotheke in Anspruch nehmen, darunter unter anderem . die standardisierte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Üben der Inhalationstechnik. Apotheken, die diese pharmazeutische Dienstleistung rund um die korrekte Anwendung von Asthmasprays anbieten, finden Sie auf der Internetseite www.apoguide.de. Wählen Sie zunächst die entsprechende Serviceleistung „Inhalationstechnik“ aus, über die Postleitzahl- oder Ortssuche finden Sie anschließend eine passende Apotheke.
Bei Fragen zur korrekten Anwendung des Inhalativas steht Ihnen Ihre Apotheke vor Ort gerne zur Verfügung. Insbesondere im Hinblick auf einen möglichen Asthmaanfall ist es sehr wichtig, sich im Vorfeld zur richtigen Anwendung umfassend beraten zu lassen und den Umgang mit einem Asthmaspray zu üben.
Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit
Ihr Apotheker
Thomas Preis
