Amazon und Alzheimer Gesellschaft testen, ob Sprachassistent Menschen mit Demenz und Angehörige unterstützen kann
Expertinnen und Experten beider Seiten begleiteten 12 Menschen mit Demenz. Gemeinsam mit ihren Pflegenden und Angehörigen testeten sie die Funktionen des Sprachassistenten „Alexa“, wie das Unternehmen in der Vorwoche mitteilte.
Erste Rückmeldungen fielen demnach überwiegend positiv aus.
Hilfreiche Funktionen für den Alltag
So habe der „Alexa“-Sprachassistent z. B. im Alltag dabei geholfen, Routinen einzuhalten oder an die Einnahme von Medikamenten zu erinnern.
Einen positiven Effekt auf die Testpersonen mit Demenz hatte laut Amazon das Betrachten alter Bilder, die auf dem Bildschirm des Geräts gezeigt wurden. Das habe ihr emotionales Wohlbefinden und die Aufmerksamkeit gesteigert.
Am häufigsten hätten die Testpersonen die Funktion zum Abspielen von Musik und ausgewählten Radiosendungen genutzt. Musik habe einigen Teilnehmenden zur Aufmunterung gedient.
Weiterentwicklung notwendig
Die Tests hätten nach Angaben des Unternehmens aber auch noch viel Entwicklungspotenzial ergeben. Eines der Hauptanliegen der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen sei gewesen, dass der Sprachassistent sich an ihre Sprachgeschwindigkeit anpasse.
„Da die Betroffenen teilweise sehr langsam sprechen und nach Worten suchen, müsste Alexa dieses verzögerte Sprachtempo berücksichtigen. Genauso bei abweichenden Formulierungen, die Alexa noch nicht erkennt“, teilte das Unternehmen mit.
Ein wichtiger Wunsch sei zudem eine Notruffunktion.
Zusätzlich hätten sich einige der Testpersonen eine alternative Aktivierungsmöglichkeit des Sprachassistenten gewünscht, wie über die automatische Gesichtserkennung oder bestimmte Signalwörter.
Die Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, Saskia Weiß, äußerte sich überrascht, wie offen die Testpersonen den Sprachassistenten akzeptiert hätten:
„Das zeigt, Sprachdienste haben das Potenzial, Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen in ihrem Alltag zu unterstützen.“
Herausforderung für Menschen im fortgeschrittenen Stadium der Demenz
Allerdings nehme im Verlauf einer Demenz die Sprachfähigkeit ab – also jenes Können, das für die Nutzung eines Sprachassistenten ausschlaggebend sei.
Deshalb sei die eigenständige Nutzung des Sprachassistenten für Testpersonen im fortgeschrittenen Stadium nur schwer oder gar nicht möglich gewesen.
Amazon will nach eigenen Angaben den Sprachassistenten an das verzögerte Sprechtempo von an Demenz erkrankten Personen anpassen, damit sie mehr Zeit haben, ihre Anfrage zu formulieren.
Mit dem Potenzial der Digitalisierung für Menschen mit Demenz haben sich auch Barbara Boos und Astrid Lärm von der Nationalen Demenzstrategie am Deutschen Zentrum für Altersfragen auseinandergesetzt. Sie beschreiben die Vor- und Nachteile neuer Technologien sowie, was Angehörige beachten sollten.