Können Sie sich vorstellen, dass Sie künftig ein Roboter bei der Pflege Ihres Angehörigen unterstützt? Auch, wenn es für viele schwer vorstellbar ist – vereinzelt gehört das tatsächlich schon zum Alltag in Pflegeheimen und Einrichtungen. Die fortschreitende Digitalisierung und die Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) verändern immer mehr Lebensbereiche, darunter auch die Pflege zu Hause. Viele Anwendungen können Sie schon heute im Pflegealltag entlasten, darunter Smart Home Systeme und Sprachassistenten. Sie bieten vor allem in den Bereichen Sicherheit und Unterhaltung sinnvolle Funktionen. Auch wenn ältere Menschen manchmal im ersten Moment vor digitalen Geräten zurückschrecken, – mit etwas Anleitung und Übung gelingt die selbstständige Anwendung dann häufig doch sehr gut.
Smart Home Systeme: Geräte für ein intelligentes Zuhause
Als Smart Home Systeme werden technische Geräte im Haushalt bezeichnet, die online steuerbar und vernetzbar sind. Ist Ihr Angehöriger in seiner Mobilität, Motorik oder Sehfähigkeit eingeschränkt, können Smart Home Systeme Ihnen beiden den Alltag erleichtern. Bereits heute sind immer mehr Haushaltsgeräte erhältlich, die an solche Smart Home Systeme angeschlossen werden können.
Mithilfe von Smart Home Systemen können Sie unter anderem festlegen, dass bestimmte Funktionen immer zu einer gewissen Uhrzeit angewendet werden. Nachfolgend haben wir Ihnen einige Beispiele zusammengetragen.
Geräte zur Einbindung in Smart Home Systeme
- Lichtquellen, die sich bei Sonnenuntergang ein- und zur Schlafenszeit wieder ausschalten. Diese Funktion kann auch in Zusammenhang mit Bewegungsmeldern stehen. Sie reagieren auf Bewegung in einem Raum und schalten automatisch eine Lampe ein.
- Thermostate, die die Heizung so regulieren, dass immer die gewählte Zimmertemperatur vorliegt. In den Fensterrahmen liegende Sensoren können erkennen, wenn das Fenster geöffnet wird, und so automatisch das Heizen für diese Zeit abstellen.
- Rollläden können sich automatisch zu einer bestimmten Uhrzeit öffnen und schließen.
- Ein Herdsensor kann eine gefährliche Situation erkennen, beispielsweise wenn der Herd ungewöhnlich lange eingeschaltet ist oder sich extrem hohe Temperaturen entwickeln. Er schaltet dann automatisch ab.
- Saug- und Mähroboter können zu den gewählten Zeiten automatisch losfahren und ihre Arbeit erledigen.
- Alarmanlagen und/oder Außenkameras aktivieren sich eigenständig in den Abendstunden.
- Eine Außenkamera kann sich automatisch einschalten, wenn jemand die Klingel betätigt und so per App darüber informieren, wer vor der Tür steht, ohne diese zu öffnen.
Die Einstellungen für solche Smart Home Systeme können Sie mithilfe einer App vornehmen. Diese kann auf einem Smartphone, aber auch auf einem Tablet laufen. Die einzelnen Funktionen können oftmals auch durch eine Fernbedienung oder per Spracheingabe manuell bedient werden. So können sowohl Sie als auch Ihr pflegebedürftiges Familienmitglied die Geräte einstellen und bedienen.
Die Kosten für Smart Home Systeme variieren stark, je nach Marke und Umfang.
Die Basisgeräte liegen bei etwa 50 bis 100 Euro. Auch beim Zubehör für Smart Home Systeme gibt es große preisliche Unterschiede. So sind intelligente Glühbirnen ab etwa 15 Euro pro Stück erhältlich, intelligente Thermostate fangen bei rund 150 Euro an. Dazu können Einrichtungsgebühren für komplexere Systeme anfallen. Einige Dienste wie etwa Cloud-Speicher für Überwachungskameras beginnen bei 5 Euro. Eine Kostenübernahme für Smart Home Systeme durch die Kranken- oder Pflegekasse ist üblicherweise nicht möglich. Einzelne Komponenten wie ein Hausnotruf können aber gegebenenfalls bezuschusst werden.
Sprachassistenten: virtuelle Helferlein
Vielleicht verwenden Sie selbst bereits Sprachassistenten wie Alexa, Siri oder Google Gemini. Sie können auch für Ihren pflegebedürftigen Angehörigen eine Bereicherung sein. Mittlerweile gibt es bereits Sprachassistenten, die gezielt für alleinlebende und pflegebedürftige ältere Personen entwickelt wurden. Diese Modelle zeichnen sich durch eine besonders einfache Bedienung aus. Einige Sprachassistenten funktionieren am Smartphone oder Tablet, für andere benötigen Sie eigene Geräte.
Anfangs ist es etwas ungewohnt, mit einer künstlichen Intelligenz (KI) zu kommunizieren. Vor allem weil Sie eine Frage oder eine Instruktion meistens mit dem jeweiligen Namen des Sprachassistenten beginnen müssen , also zum Beispiel „Alexa, wie wird das Wetter heute in Düsseldorf?“. Doch mit etwas Übung können sich auch ältere Menschen daran gewöhnen.
Genauso wie Smart Home Systeme bieten Sprachassistenten für Pflegebedürftige und Angehörige einige praktische Funktionen:
- Sie können sie oftmals mit Smart Home Systemen verknüpfen. So kann Ihr Angehöriger bestimmte Erledigungen im Haushalt einfach per Sprachbefehl anordnen, beispielsweise das Licht einzuschalten oder zu dimmen.
- Auch einige Hausnotrufsysteme arbeiten bereits mit Sprachassistenten, so kann im Notfall schnell Hilfe angefordert werden.
- Zwar kann ein virtueller Sprachassistent keinen menschlichen Kontakt ersetzen, doch für Unterhaltung kann er trotzdem sorgen. So kann Ihr Angehöriger sich durch einen kurzen Sprachbefehl etwa aktuelle Nachrichten oder seine Lieblingsmusik abspielen lassen. Was hier möglich ist, hängt auch von den individuell eingerichteten Diensten ab, z. B. einem Hörbuch- oder Musikstreaming-Dienst.
- Fast alle Sprachassistenten haben eine Erinnerungsfunktion. Diese kann Ihren Angehörigen beispielsweise an die Tabletteneinnahme, bevorstehende Besuche oder Arzttermine erinnern.
Die Kosten für die jeweiligen Sprachassistenten hängen vom Modell und der Funktionalität ab. Einfache Basisgeräte kosten etwa 30 bis 80 Euro, hochwertige Produkte fangen bei etwa 90 Euro an und können bis zu 500 Euro kosten. Dazu können Kosten für Streaming-Dienste, Cloud-Speicher oder weitere Zusatzfunktionen kommen. Die Kosten müssen Sie oder Ihr Angehöriger selbst tragen. Eventuell gibt es zu einem späteren Zeitpunkt passende Digitale Pflegeanwendungen (DiPAs), die erstattungsfähig sind.
Das Digitale-Versorgungs- und Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) enthält einen zukünftigen Leistungsanspruch für Pflegebedürftige, die zu Hause leben. Hat Ihr Angehöriger mindestens einen Pflegegrad 1, können dann bis zu 50 Euro monatlich für digitale Pflegeanwendungen (DiPA) und ergänzende Unterstützungsleistungen erstattet werden. Dabei kann es sich um Apps oder Webanwendungen handeln, die Ihr Familienmitglied auf dem Smartphone, Tablet oder Computer nutzen kann. Erstattungsfähig werden nur DiPAs sein, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft wurden und im Verzeichnis erstattungsfähiger digitaler Pflegeanwendungen (DiPA-Verzeichnis) gelistet werden. Dafür müssen die Anwendungen folgende Ziele verfolgen:
- Pflegebedürftige Personen sollen in ihrer Selbstständigkeit und ihren Fähigkeiten gefördert werden beziehungsweise sollte eine Verschlechterung verhindert werden.
- Pflegende Angehörige sollten durch die Anwendung unterstützt werden und den pflegerischen Alltag verbessern können.
Momentan werden die ersten DiPAs geprüft. Eine Sprecherin des Bundesministeriums für Gesundheit konnte noch keinen konkreten Zeitpunkt nennen, wann es die Möglichkeit zum Download von DiPAs geben wird (Stand Dezember 2024).
Aktuelle Informationen zum Fortschritt des Projektes finden Sie auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums.
VR-Brillen: Eröffnung neuer Welten
Wie Smart Home Systeme wird auch die Virtual Reality Technologie (VR) in immer mehr Lebensbereichen eingesetzt, darunter auch im Gesundheitsbereich und in der Pflege. Auch wenn es auf den ersten Blick immer noch futuristisch erscheint – VR-Brillen können zum Wohlbefinden von pflegebedürftigen Personen beitragen. Noch steckt die Entwicklung der Virtual Reality in den Kinderschuhen, doch in den letzten Jahren gab es rasante Entwicklungen. Es ist daher damit zu rechnen, dass VR-Brillen künftig noch viel mehr in unseren Alltag integriert werden können und mehr spezielle Inhalte zugänglich gemacht werden. Schon heute gibt es einige gute VR-Brillen für den Heimgebrauch.
Folgende positive Aspekte kann die Nutzung von VR-Brillen für pflegebedürftige Personen mit sich bringen:
- Vielleicht empfindet Ihr Angehöriger seinen Alltag oftmals als isoliert und monoton? Durch eine VR-Brille kann er virtuell viele verschiedene Orte wie Parks, Städte oder Fantasie-Landschaften besuchen. So können depressive Verstimmungen gemindert und geistige Anregung gefördert werden.
- Vor allem bei Demenzerkrankten können bestimmte Inhalte die Erinnerungen an ihre Vergangenheit wecken und so als positiv wahrgenommen werden.
- VR-Brillen werden immer häufiger auch in der Schmerztherapie eingesetzt. Die Ablenkung durch beruhigende Simulationen wie Unterwasserwelten oder geführte Meditationen kann Entspannung fördern und Schmerzempfinden lindern.
- Einige VR-Programme fördern die körperliche Aktivität, beispielsweise das Balancieren auf einem digitalen Steg oder Boxen gegen einen virtuellen Boxsack.
Die Kosten für VR-Brillen sind nicht erstattungsfähig. Einfachste Modelle, in die das Smartphone integriert wird, sind schon ab etwa 25 Euro erhältlich. Hochwertigere Geräte starten bei etwa 300 Euro und können bis zu 1.000 Euro kosten.
Pflegeroboter: futuristische Begleiter
Noch sind die meisten Pflegeroboter in der Erprobungsphase und noch nicht wie Smart Home Systeme für den Heimgebrauch erhältlich. Doch es gibt bereits Modelle wie die humanoiden Roboter „Pepper“, der auch schon in einigen deutschen Pflegeeinrichtungen getestet und eingesetzt wird. Er sieht so menschenähnlich aus, wie wir uns den klassischen Roboter vorstellen, und er kann in einigen Bereichen bereits menschliche Pflegekräfte unterstützen, z. B. Personen tragen Essen und Getränke anreichen oder gymnastische Übungen vorturnen.
Darüber hinaus gibt es auch Roboter in Tierform, die vor allem der Unterhaltung und Beruhigung dienen. Einer der bekanntesten ist „Paro“, eine kuschelige Robbe mit vielen lebensnahen Funktionen. Es sind jedoch auch Roboter-Kuscheltiere in Hunde- oder Katzenform erhältlich. Vor allem Menschen mit Demenz profitieren vom Kuscheln, Streicheln und Kümmern.
Die Kosten für Pflegeroboter sind sehr hoch, Pepper kostet beispielsweise zwischen 15.000 und 17.000 Euro. Dazu kommen Einrichtungs- und Wartungskosten. Roboter-Tiere sind etwas günstiger, je nach Ausführung beginnen die Kosten bei etwa 170 Euro. Erstattungsfähig sind die Kosten bisher nicht.
Bis Roboter auch in der Pflege zu Hause eingesetzt werden, wird es wahrscheinlich noch etwas dauern. Doch durch die schnellen Entwicklungsfortschritte werden sie vielleicht in nicht allzu ferner Zeit auch für Privathaushalte bezahlbar sein. Schon heute können Ihnen und Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen erschwingliche Lösungen wie Smart Home Systeme oder Sprachassistenten mit ihren Funktionen wertvolle Unterstützung im Alltag leisten. Probieren Sie es doch einmal aus.