Schmerz: Definition, Formen, Behandlung

Schmerz: Definition, Formen, Behandlung

Schmerzen sind das erste Warnsignal unseres Körpers, dass etwas nicht stimmt. Sie begegnen uns in der ein oder anderen Form fast täglich. Obwohl wir alle wissen, wie sich Schmerzen anfühlen, empfindet sie doch jeder völlig unterschiedlich und individuell. Wir haben für Sie zusammenfasst, was Schmerz ist, welche Formen es gibt und wie Schmerz behandelt werden kann.

Eine Frau hat Schmerzen und hält sich die Hände vor das Gesicht.
GettyImages/Milko

Ziehen, stechen, pochen, brennen – Schmerz kann in vielen unterschiedlichen Formen und Stärken auftreten. Eins haben alle Schmerz-Formen gemeinsam: Wir erleben sie als negative Empfindung und möchten sie möglichst schnell wieder loswerden.

Schmerzen bewahren uns jedoch davor, unseren Körper in Gefahr zu bringen. Das Berühren einer heißen Herdplatte oder der Griff an eine Brennnessel ist unangenehm. Der dadurch verursachte Schmerz verhindert jedoch, dass wir die Handlung fortführen und so stärkere Auswirkungen auf unseren Körper riskieren. Schmerz hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck. Das Gehirn verknüpft künftig beispielsweise den Anblick einer Brennnessel mit dem einmal empfundenen Schmerz. So verhindert es ein erneutes absichtliches Berühren der Pflanze.

Was ist Schmerz?

Körperliche Schmerzen entstehen meistens durch eine Schädigung unseres Gewebes, also z. B. von Muskeln oder Nerven. Im Gegensatz zu anderen Empfindungen und Reizen wie Wärme, Kälte oder Druck fühlt sich Schmerz fast immer unangenehm an.
Schmerz kann man empfinden, obwohl (noch) keine äußerliche Auswirkung erkennbar ist. Wie stark der Schmerz ist, oder wie er sich anfühlt, kann nur der Betroffene beurteilen. Daher sollten Schmerzäußerungen immer ernst genommen werden. Es gilt der Grundsatz: Schmerz ist, was jemand als Schmerz bezeichnet.

Wie entsteht Schmerz?

Fast überall in unserem Körper befinden sich sogenannte Nozizeptoren. Das sind spezialisierte Nervenzellen, die für die Schmerz-Wahrnehmung und -weiterleitung zuständig sind. Sobald unser Gewebe beschädigt wird, werden sie aktiviert und senden Schmerz-Signale an das Rückenmark. Dabei legen die Signale blitzschnelle 14 Meter pro Sekunde zurück.

Im Rückenmark lösen die Schmerz-Reize erste Reflexe zum Schutz des Körpers aus. Bei akutem Schmerz unterbrechen wir also die Handlung, die den Schmerz verursacht hat. Das Rückenmark leitet im Anschluss die Schmerz-Signale an das Gehirn weiter. Die Großhirnrinde macht den Schmerz erfahrbar und beurteilt die Situation. Im Anschluss wird das limbische System aktiv. Das ist ein komplexes Netzwerk von Strukturen im Gehirn. Es ist verantwortlich für die Entstehung und Regulation von Emotionen, Verhalten, Gedächtnis und Motivation. Schmerz-Reize beurteilt es in der Regel als unangenehm.

Jetzt wird uns der Schmerz bewusst und wir entscheiden, wie wir damit umgehen. Häufig äußern wir verbal, dass wir Schmerzen haben, z. B. durch Stöhnen oder Schreien. Schließlich überlegen wir, wie wir mit der Verletzung umgehen können, also beispielsweise, ob wir ein Pflaster auf die Wunde kleben.

In welcher Intensität wir Schmerzen spüren, hängt nicht nur vom Nervensignal ab, sondern wird auch von anderen Faktoren bestimmt:

  • Biologisch: Das Schmerz-Empfinden ist angeboren und ganz individuell. Was sich für den einen schon fast unerträglich anfühlt, kann ein anderer noch relativ gelassen hinnehmen. Dasselbe gilt für die Wirkung und Nebenwirkungen von Medikamenten oder anderen Therapien.
  • Psychologisch: Schmerz wirkt auch auf das Seelenleben, denn Schmerz-Empfindungen können Gefühle wie Angst oder Stress auslösen. So verstärken Schmerzen negative Gedanken und können langfristig bis zu einer Depression führen. Umgekehrt kann z. B. eine optimistische Grundeinstellung dafür sorgen, dass Schmerzen leichter zu ertragen sind.
  • Sozial: Schmerzen wirken sich auch auf das soziale Umfeld einer Person aus. Sie können unter Umständen den Kontakt mit anderen Menschen erschweren. Zudem kann die Arbeitsleistung beeinträchtigt sein, sodass Betroffene auch finanzielle Auswirkungen spüren. Folglich können auch Familienmitglieder unter den gesundheitlichen Beeinträchtigungen ihres Angehörigen leiden.
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Welche Formen von Schmerz gibt es?

Fachleute unterscheiden akuten und chronischen Schmerz. Die Formen können gemeinsam auftreten, haben aber jeweils eigene Besonderheiten und erfordern unterschiedliche Herangehensweisen.

Akute Schmerzen

Akute Schmerzen treten plötzlich und intensiv auf. Sie klingen jedoch auch früher oder später wieder vollständig ab, wenn die Ursache behoben, beziehungsweise die betroffene Stelle verheilt ist. Unter Umständen können sich akute Schmerzen aber auch in chronische Schmerzen verwandeln.

Typische akute Schmerzen sind unter anderem:

  • Verletzungen: Schnitte, Prellungen, Verbrennungen, Verstauchungen oder Knochenbrüche führen zu sofortigen Schmerzen, die uns auf die beschädigte Körperstelle aufmerksam machen.
  • Erkrankungen an inneren Organen: Akute, teils lebensgefährliche Erkrankungen wie Blinddarmentzündung, Gallenkolik oder Herzinfarkt gehen oft mit sehr starken Schmerzen einher, die uns veranlassen, möglichst schnell ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Zahnschmerzen: Leider merken wir Schäden an Zähnen oft erst, wenn sie Schmerzen verursachen. Sie erfordern üblicherweise eine sehr zeitnahe Behandlung.

Chronische Schmerzen

In Deutschland leben mehr als 12 Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen, so die Deutsche Schmerzgesellschaft. Fast 20 Prozent der Betroffenen können aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr arbeiten.

Als chronisch werden Schmerzen bezeichnet, wenn sie dauerhaft oder wiederkehrend mindestens drei Monate lang bestehen. Im Gegensatz zum akuten Schmerz hat der chronische Schmerz keine direkte Signal- oder Warnfunktion. In vielen Fällen kann keine Ursache gefunden werden. Dann können nur die Schmerzen, nicht jedoch der Auslöser behandelt werden.

Häufig vorkommende chronische Schmerz-Erkrankungen sind unter anderem:

  • Migräne: Bei dieser chronischen Kopfschmerz-Erkrankung kommt es zu Anfällen, die bis zu 72 Stunden andauern können. Neben starken bis sehr starken Kopfschmerzen plagen die Betroffenen häufig Sehstörungen, Übelkeit und Lichtempfindlichkeit.
  • Fibromyalgie: Diese Erkrankung äußert sich durch Schmerzen im ganzen Körper, Schlafstörungen und Erschöpfung. Wissenschaftler vermuten, dass bei Betroffenen eine erhöhte Schmerz-Empfindlichkeit im Nervensystem vorliegt.
  • Arthrose: Vor allem ältere Menschen leiden unter dieser Gelenkerkrankung, bei der der Gelenkknorpel allmählich abgebaut wird. Das hat zur Folge, dass Knochen ohne Puffer aneinander reiben, was neben Schwellungen auch Schmerzen verursacht.

Es ist wichtig, chronische Schmerzen möglichst frühzeitig zu behandeln. Denn Schmerzen hinterlassen bei unzureichender Behandlung Spuren im Nervensystem und erhöhen die Schmerz-Empfindlichkeit. Auch im Gehirn sind Veränderungen möglich. Es entsteht ein sogenanntes Schmerz-Gedächtnis.

Wie werden Schmerzen behandelt?

Die Schmerzbehandlung verfolgt immer das Ziel, die Lebensqualität des Betroffenen zu verbessern. Vor allem bei chronischen Schmerz-Erkrankungen bedarf es oft mehrere Anläufe, bis eine wirksame Behandlung gefunden ist.

Medikamente

Zu den häufigsten Methoden der Schmerz-Behandlung gehört der Einsatz von Medikamenten. Diese reichen von frei verkäuflichen Arzneien wie Paracetamol und Ibuprofen bis hin zu verschreibungspflichtigen Schmerz-Mitteln wie Opioiden, die bei starken Schmerzen eingesetzt werden. Die Wahl des Medikaments hängt von der Schmerz-Ursache und -intensität ab. Starke Schmerz-Mittel wie verschiedene Opiate bergen das Risiko der Abhängigkeit und werden daher in der Regel nur bei schwer erträglichen Schmerzen und so kurzzeitig wie möglich eingesetzt.

Nicht-medikamentöse Therapien

Methoden wie Physiotherapie, Massagen und Wärme- oder Kälteanwendungen können bei der Schmerz-Linderung helfen.

Psychologische Ansätze, einschließlich kognitiver Verhaltenstherapie, sind ebenfalls wesentliche Bestandteile der Schmerz-Behandlung, insbesondere bei chronischen Schmerzen. Diese Therapien helfen den Patienten, besser mit dem Schmerz umzugehen, und können die Wahrnehmung und die Auswirkungen von Schmerzen erheblich reduzieren.

Multimodale Schmerz-Therapie

Vor allem bei chronischen Schmerzen hat sich in vielen Fällen eine multimodale Schmerz-Therapie erwiesen. Dabei arbeiten Ärzte und Therapeuten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen, um für den Patienten ein individuelles und umfassendes Konzept zur Schmerz-Behandlung zu erstellen. So kann sich beispielsweise eine Kombination aus Medikamentengabe, Ergotherapie und Psychotherapie ergeben.

Fazit

Schmerzen sind vielfältig und individuell. Umso wichtiger ist es, dass Sie Schmerzen bei Ihrem Angehörigen richtig erkennen und einordnen können, selbst wenn er sich nicht mehr durch Worte mitteilen kann. Wie das gelingt, zeigt unser Beitrag „Wie Sie Schmerzen bei Ihrem pflegebedürftigen Angehörigen erkennen„.

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