Die Tagespflege: Ein wertvolles Entlastungsangebot für pflegende Angehörige

Die Tagespflege: Ein wertvolles Entlastungsangebot für pflegende Angehörige

Pflegende Angehörige sind oft viele Jahre einer Doppelbelastung ausgesetzt. Sie müssen ihr eigenes Leben organisieren und zusätzliche Verantwortung für einen Pflegebedürftigen tragen. Wir erklären Ihnen, wie Sie mit Hilfe der Tagespflege regelmäßig Zeit für Ihre eigenen Aufgaben und Bedürfnisse finden, ohne dabei Ihren Angehörigen zu vernachlässigen. Sie erfahren, für wen die Tagespflege geeignet ist, wie sie konkret aussieht und wo man sie beantragt.
Ein Pfleger liest einer älteren Frau aus einem Buch vor
© iStock.com | Katarzyna Bialasiewicz

Tagespflege ist ein Angebot, das sich zwischen der häuslichen Versorgung und einer stationären Pflege in einem Alten- oder Pflegeheim eingruppieren lässt. Wenn Ihr Angehöriger in Ihrer Familie betreut wird, Sie selbst aber an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Tageszeiten nicht verfügbar sind, kann Ihr Angehöriger in diesem Zeitraum in einer Tagespflegeeinrichtung versorgt werden. Andererseits soll Tagespflege auch Lücken schließen, die häufig bei alleine wohnenden Pflegebedürftigen entstehen, die etwa von einem ambulanten Pflegedienst besucht werden, dazwischen aber zusätzlich Hilfe benötigen.

Typische Tagespflege-Situationen

Situation 1: Ihr Angehöriger kann nicht mehr alleine leben, Sie möchten ihn aber weder in ein Alten- oder Pflegeheim geben noch Ihren Beruf aufgeben.

Situation 2: Sie betreuen Ihren Angehörigen, der in seiner eigenen Wohnung lebt. Es gibt aber regelmäßige Tage, an denen Sie sich nicht ausreichend kümmern können, etwa weil Sie weiter weg wohnen oder andere feste Verpflichtungen haben.

Situation 3: Ihr Angehöriger lebt noch alleine und Sie versorgen ihn nach Ihrer eigenen Arbeit. Tagsüber wird er 1-2 Mal von einem ambulanten Pflegedienst besucht, das reicht aber nicht aus, beispielsweise weil er das Essen und Trinken vergisst oder nicht alleine zur Toilette gehen kann.

Situation 4: Sie pflegen Ihren Angehörigen, die Pflege ist aber sehr anstrengend und Sie brauchen regelmäßig Zeit für sich, um sich zu erholen und Ihre eigene Gesundheit zu schonen.

Für wen ist sie geeignet?

Tagespflege ist besonders geeignet für Menschen, die viel Betreuung, Erinnerung, Zuspruch und Anleitung benötigen, dabei aber nicht bettlägerig sind. Besonders profitieren Menschen

  • bei Einsamkeit und Altersdepression.
  • bei Vergesslichkeit, Orientierungslosigkeit, Unruhe (z.B. Demenzpatienten).
  • bei Bewegungseinschränkungen (z.B. nach einem Schlaganfall oder einer OP).
  • bei erhöhter Sturzgefahr.
  • bei Tag-und-Nacht-Rhythmus-Störungen und Weglauftendenzen (z.B. Demenzpatienten).
  • wenn 1-2 Besuche pro Tag nicht mehr ausreichen (durch ambulanten Pflegedienst oder Angehörige).

Voraussetzung für die Tagespflege ist, dass die Betroffenen transportfähig sind und dass sie zumindest mehrere Stunden sitzend verbringen können, und sei es in einem Rollstuhl.

Wie sieht die Tagespflege praktisch aus?

Meist werden mehrere Pflegebedürftige in kleinen Gruppen versorgt. Die Betroffenen werden morgens von einem Fahrdienst abgeholt und gegen Nachmittag wieder nach Hause gefahren. Je nach Anbieter und Absprachen gibt es verschiedene Betreuungsmöglichkeiten, zum Beispiel nur an einem bestimmten Tag pro Woche oder täglich. Für Demenzpatienten, die nachtaktiv sind und daher rund um die Uhr betreut werden müssen, gibt es auch spezielle Nachtpflegeangebote, damit die Angehörigen vor Überlastung geschützt werden.

Die Tagesgestaltung ist je nach Einrichtung und Gruppe unterschiedlich geprägt. Grundsätzlich ähnelt die Versorgung jedoch einer häuslichen Versorgung, d.h. das Umfeld ist familiär, es gibt Bezugspersonen, gemeinsame Mahlzeiten und Aktivitäten. Das Personal einer Tagespflegestätte ist meist eine Mischung aus examinierten Alten- oder Krankenpflegern, Hilfskräften, Personen für Hauswirtschaft und Beschäftigungstherapie. Es wird gemeinsam gekocht, gesungen, gearbeitet. Man übt Alltagskompetenzen wie Tisch decken oder kleinere Gartenarbeiten und sorgt für ausreichend Flüssigkeitszufuhr und die korrekte Einnahme von benötigten Medikamenten.

Wer sind die Anbieter und wo findet man sie?

Eine Übersicht über die Tagespflegeeinrichtungen erhalten Sie bei Ihrer Kranken- oder Pflegekasse, Ihrer Kommune, bei Altenservicezentren, Wohlfahrtsverbänden oder im Internet. Anbieter können sein:

  • Stationäre Pflegeheime mit einer Tagespflege-Abteilung (teilstationäre Versorgung)
  • Spezialisierte Anbieter für Tagespflege
  • Ambulante Pflegedienste

Hören Sie sich auch im unmittelbaren Umfeld um, damit die täglichen Wege zur Einrichtung möglichst kurz sind. Wichtiger als die Nähe zum Anbieter ist allerdings, dass das Angebot den Bedürfnissen Ihres Angehörigen wirklich entspricht, etwa wenn es um einen dementen Pflegebedürftigen mit Weglauftendenz oder Ängsten geht.

Was kostet Tagespflege und wer bezahlt sie?

Die Kosten für die Tagespflege sind abhängig vom Anbieter, der Region und natürlich von den beanspruchten Leistungen. Wenn Ihr Angehöriger einen der 5 Pflegegrade hat, werden die Betreuungs- und Fahrtkosten in entsprechender Höhe von der Pflegekasse übernommen:

  • Grad 1: bis 125 Euro
  • Grad 2: bis 689 Euro
  • Grad 3: bis 1.298 Euro
  • Grad 4: bis 1.612 Euro
  • Grad 5: bis 1.995 Euro

Wenden Sie sich zur Klärung der Übernahme und auch für die Beantragung direkt an die Pflegekasse.

Überschreiten die Kosten die von der Pflegekasse gewährten Höchstbeträge, muss der Pflegebedürftige die Differenz selbst tragen. Bestimmte Kostenanteile der Tagespflege (z. B. für Essen und Getränke) werden ebenfalls dem Pflegebedürftigen privat in Rechnung gestellt. Lassen Sie sich deshalb vor Ort beraten.