Depressionen bei Kindern: Warnsymptome erkennen

Depressionen werden oft übersehen
Schon vor der Coronapandemie war der Stiftung zufolge fast jedes fünfte Kind und Jugendliche hierzulande psychisch auffällig. Im Verlauf der Pandemie habe sich dann ihre psychische Gesundheit noch weiter verschlechtert. „Depressive und psychosomatische Symptome, Ängste und auch Essstörungen kommen zurzeit insbesondere bei Mädchen wesentlich häufiger vor als vor Corona“, sagt die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung Kindergesundheit, Katharina Bühren.
Allerdings würden etwa bei Teenagern auch ernste Symptome einer Depression wie Freudlosigkeit oder Niedergeschlagenheit „häufig als eine Phase fehlinterpretiert, die zur Pubertät gehört“, so die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie. Gleichwohl sei es nicht immer leicht, „an ein Kind oder einen Jugendlichen mit Depressionen heranzukommen“.
Warnsymptome einer Depression erkennen
Die Expertin empfiehlt Eltern, die Gefühle ihrer Kinder zu beachten und offen darüber zu reden. Solche Gespräche schafften Vertrauen und trügen dazu bei, psychische Probleme frühzeitig wahrzunehmen. Dabei gibt es in jedem Alter bestimmte Anzeichen für eine Depression:
- Kleinkinder (1 bis 3 Jahre): Sie können still und zurückhaltend sein oder keine Lust haben, zu spielen. Häufig sind sie aber auch unruhig, weinen und schreien oft. Zudem essen und schlafen sie schlecht. Auch kann es vorkommen, dass sie bestimmte Bewegungen immer wieder wiederholen.
- Kinder im Vorschulalter (3 bis 6 Jahre): Sie haben häufig einen traurigen Gesichtsausdruck und eine reduzierte Gestik und Mimik. Auch können sich Betroffene in diesem Alter über nichts mehr so richtig freuen oder bewegen sich ungern. Darüber hinaus sind depressive Vorschulkinder leicht zu irritieren, sie schlafen nicht gut ein und haben Albträume. Zudem zeigen sie psychosomatische Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen.
- Schulkinder (7 bis 13 Jahre): Sie sind oft leicht reizbar, lustlos und unkonzentriert in der Schule, was auch zu einem Leistungsabfall führen kann. Ihre Stimmung ist gedrückt und betroffene Kinder beschreiben Selbstzweifel sowie auch Selbstmordgedanken.
- Jugendliche (14 bis 18 Jahre): Sie ziehen sich zurück und neigen dazu, zu grübeln. Hinzu können Stimmungsschwankungen und ein gestörter Appetit sowie psychosomatische Beschwerden kommen. Zudem berichten Betroffene über einen gestörten Schlaf, verschlechterte Leistungen in der Schule sowie ein Gefühl der Leere und Lustlosigkeit. Je ausgeprägter die depressive Symptomatik, desto eher kommen auch Suizidgedanken dazu. Mit zunehmendem Alter können Todeswünsche und -vorstellungen die Gedanken „gefährlich verdüstern“, warnt die Stiftung.
Professionelle Hilfe
Sollten Kinder und Jugendliche, ihre Eltern oder andere Angehörige depressive Gedanken haben, sollten sie unbedingt mit einer Person aus der Familie oder dem Freundeskreis darüber sprechen und Menschen kontaktieren, die sie professionell unterstützen können. „Erste Ansprechpartner können Beratungsstellen, Hausärzte und Hausärztinnen, Kinderärztinnen oder Kinderärzte sein, die dann die Eltern mit ihrem Kind in eine Kinder- und Jugendpsychiatrische Praxis überweisen können“, erklärt Bühren.
Auch bei der Telefonseelsorge (evangelisch: 0800-111 0 111; katholisch: 0800-111 0 222), dem Rettungsdienst (112) oder der Polizei (110) , der „Nummer gegen Kummer für Kinder und Jugendliche“ (116 111) beziehungsweise der „Nummer gegen Kummer für Eltern“ (0800-111 0 550) erhalten Betroffene Hilfe.