Bundesweiter Tag der pflegenden Angehörigen: „Auf unser Wohl“

Bundesweiter Tag der pflegenden Angehörigen: „Auf unser Wohl“

Morgen wird wie jedes Jahr am 8. September der bundesweite „Tag der pflegenden Angehörigen“ begangen. Wie wichtig ein solcher Aktionstag ist, um die Leistung all derer wertzuschätzen, die sich zu Hause aufopferungsvoll um ein Familienmitglied kümmern, kommentiert die Vorsitzende des Vereins „Pflegende Angehörige e.V.“, Kornelia Schmid.

Kornelia Schmid
Pflegende Angehörige e.V.

Durch Zufall entdeckte ich vor ein paar Jahre ein Video, in dem der damalige Gesundheitsminister Hermann Gröhe den bundesweiten „Tag der pflegenden Angehörigen“ erwähnte. Vorher hatten wir in unserem Verein noch nie etwas davon gehört. Ja, es gibt den 12. Mai, den „Internationalen Tag der Pflegenden“. Doch hier finden wir pflegenden Angehörigen uns nicht wieder, da er vorwiegend die Arbeit von professionell Pflegenden würdigt.

Und so nahmen wir den 8. September sofort zum Anlass, jedes Jahr an diesem Tag in meiner öffentlichen Facebook-Gruppe „Pflegende Angehörige“ mit circa 22.000 Mitgliedern abends anzustoßen: „Auf uns, auf das, was wir alles leisten. Und wir haben es echt verdient, dass man auf uns anstößt und dass wir uns selbst auf die Schulter klopfen“, waren 2019 meine Worte in einem kleinen „Anstoß-Video“.

Ja, und einen „Anstoß“, uns pflegende Angehörige wahrzunehmen, uns als die wichtigste Stütze im Pflegesystem zu sehen, uns mit einzubinden in Entscheidungen der häuslichen Pflege, uns anzuhören, will ich durch mein jahrelanges Engagement als selbst pflegende Angehörige und Vorsitzende geben.

Es ist mir wichtig, die Gesellschaft und die Politik wachzurütteln, damit sie merken, dass es uns. Jede und jeder, die oder der drin steckt im „Pflegeleben“ zu Hause, hat Anerkennung und Respekt verdient. Denn es ist nicht selbstverständlich.

Es ist eine der sinnvollsten und verantwortungsvollsten Tätigkeiten, die in den „stillen Kammern“ getan wird – neben Kindererziehung und Berufstätigkeit. Doch es ist kein leichtes Lebensthema. Es ist begleitet von Schwere, von Hilflosigkeit.

Wie gehen wir um mit pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen? Dies ist kein gesellschaftlich anerkanntes Thema. Weg damit. Lieber verdrängen. Es macht kein gutes Gefühl. Ja, dies spüren wir pflegenden Angehörigen. Und dies tut weh! Die Gefahr, einsam zu werden, ist groß. Nach außen zu gehen, kostet Kraft, die gebraucht wird für die Pflegebedürftigen. Der ständige Einsatz für eine würdevolle Versorgung und Pflege kostet Kraft.

Das zeigt sich allein schon, wenn wir auf Demenzerkrankungen blicken: Diese betreffen schon heute sehr viele Menschen und die Zahl der Betroffenen wird demografiebedingt immer mehr steigen. Gleichzeitig wird der Personalmangel in allen Bereichen, vor allem in der Pflege, eine große Herausforderung bleiben, insbesondere für Angehörige. Die Fürsorge der mittleren Altersgruppen zwischen ihren noch jungen Kindern, ihren Jobs und den älteren Familienangehörigen wird einen unglaublichen Kraftakt verlangen, der kaum zu bewältigen ist.

Die Zukunft – teilweise jetzt schon spürbar – wird Lösungen fordern, die es heute noch nicht gibt. Hier sind wir alle gefragt, nicht wegzusehen, nicht zu verdrängen, wie bisher. Hier ist Kreativität gefragt, vor allem in einem helfenden Miteinander. Es wird immer mehr pflegende Angehörige und Menschen geben, die sich kümmern und sich diesen großen menschlichen Aufgaben stellen müssen. Und Jede und jeder wird froh sein, wenn sie oder er ein gutes soziales Netzwerk bestehend aus Partnern, Familie, Freunden, Nachbarn und viele anderen hat.

Kein Roboter, keine App, keine künstliche Intelligenz kann uns die Arbeit, die eine Pflege zu Hause mit sich bringt, abnehmen. Es braucht Menschen mit Herz. Und diese haben es verdient, einen eigenen Tag zu haben, der sie feiert. Denn ohne uns pflegende Angehörige bricht das Pflegesystem zusammen!

Dieser „Tag der Pflegenden Angehörigen“ soll noch einmal mehr ein Bewusstsein dafür schaffen.

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