Fieber bei Pflegebedürftigen: Ab wann muss ich mit meinem Angehörigen in die Notaufnahme?

Fieber bei Pflegebedürftigen: Ab wann muss ich mit meinem Angehörigen in die Notaufnahme?

Mit Fieber setzt sich der Körper gegen Infektionen zur Wehr. Fieber ist also eher nützlich als schädlich. Pflegebedürftigen Menschen kann der Temperaturanstieg jedoch sichtlich zusetzen. Besonders ältere und chronisch kranke Personen reagieren empfindlicher auf die Veränderungen in der Körpertemperatur. Pflegende Angehörige sind dann oft verunsichert. Wir informieren Sie über wichtige Warnzeichen und erklären, wann Hausmittel oder ein Besuch beim Hausarzt angezeigt sind und ab wann die Notaufnahme im Krankenhaus der richtige Ansprechpartner ist.

Eine Person hält ein Fieber-Thermometer in der Hand
GettyImages/Westend61
Inhaltsverzeichnis
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    Die Stirn fühlt sich warm an, die Augen sind glasig und die Bettwäsche ist durchgeschwitzt – Fieber versetzt pflegende Angehörige oft in Sorge. In vielen Fällen ist der Temperaturanstieg harmlos und ein Zeichen dafür, dass sich der Körper mit einem Eindringling auseinandersetzt. Manchmal deutet Fieber aber auch auf ernsthafte Infektionen oder Komplikationen hin. Mit dem Ampelsystem können Sie entscheiden, was zu tun ist und sehen auf einen Blick, ab wann Fieber zum ernsten Alarmzeichen wird.

    Was passiert bei Fieber im Körper?

    Der Organismus besitzt mit dem Immunsystem eine Art Bodyguard. Es erkennt Fehlerquellen, wie Krankheitserreger oder weitere Störungen, und kann dann einen raschen Temperaturanstieg zum Schutz des Körpers einleiten.

    Fieber entsteht durch einen komplexen biologischen Ablauf. Daran sind die fieberauslösenden Stoffe, die sogenannten Pyrogene, entscheidend beteiligt. Sie dringen entweder von außen in den Körper ein, beispielsweise in Form von Bakterienbestandteilen, oder werden vom Organismus selbst gebildet.

    Die fieberauslösenden Substanzen regen daraufhin Immunzellen an. Diese wiederum geben dem Hypothalamus, einem besonderen Zentrum im Gehirn, den „Befehl“, die normale Körpertemperatur zu überschreiten. Nun produziert der Körper vermehrt Wärme und verhindert einen Wärmeverlust. Das klappt mit Muskelzittern, einer Gefäßverengung und der Ankurbelung des Stoffwechsels.

    Hat der Organismus Ihres Familienmitglieds etwa die Infektion erfolgreich überwunden, fährt er die Erzeugung der fieberauslösenden Stoffe zurück und baut überschüssige Wärme ab – so sinkt die Körpertemperatur wieder.

    Warum entwickeln Pflegebedürftige Fieber?

    Der Körper reguliert die Temperatur in vielen Situationen nach oben. Besonders häufig kommt Fieber bei Infektionen vor – es macht die Umgebung für Krankheitserreger ungemütlicher und mobilisiert Immunzellen. Der Temperaturanstieg kann zudem mit Entzündungen, Autoimmunerkrankungen oder Wunden zusammenhängen. Besonders clever: Bei einer höheren Körpertemperatur laufen Reparaturprozesse schneller ab. Manchmal lösen äußere Stressfaktoren das Fieber aus. Das können Medikamente wie bestimmte Antibiotika oder starke allergische Reaktionen sein.

    Die Fieber-Ampel

    Unsere Fieber-Ampel zeigt, was Sie unternehmen können oder sollten, wenn Ihr pflegebedürftiger Angehöriger Fieber hat.

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    Diese Begleitsymptome sind möglich bei Fieber

    Fieber geht nie spurlos an Ihrem Angehörigen vorbei. Welche Beschwerden Pflegebedürftige entwickeln, hängt nicht unbedingt von der Höhe des Fiebers ab, nach dem Motto: Je höher, desto schlimmer.

    Mit Beginn der Fiebererkrankung kann sich Ihr Familienmitglied abgeschlagen fühlen und über Schmerzen in den Gelenken sowie Gliedern klagen. Außerdem schwitzt Ihr Angehöriger und hat vielleicht ein ausgeprägtes Durstgefühl, wobei das im Alter häufig nachlässt. Weitere Begleiterscheinungen sind unter anderem eine belegte Zunge, Frösteln, innere Unruhe, Appetitlosigkeit und schnelleres Atmen.

    Wichtig zu wissen: Auch wenn Ihr Angehöriger sich recht krank fühlt, ist Fieber nicht automatisch gefährlich. Steigt die Temperatur aber rasant an oder besteht das Fieber über viele Tage, ist eine akute Situation möglich.

    Übrigens: Fieber belastet das Herz-Kreislaufsystem – bei entsprechenden Erkrankungen kann Ihr Angehöriger Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen entwickeln. Bei chronischen Erkrankungen oder einem schlechten Allgemeinzustand beobachten Sie Ihr Familienmitglied am besten engmaschig.

    Das ist der Unterschied zwischen erhöhter Temperatur und Fieber

    Die normale Körpertemperatur bewegt sich um die 37 Grad. Wird diese Richttemperatur überschritten, handelt es sich nicht automatisch um Fieber: Die sogenannte „erhöhte Temperatur“ besteht bei gemessenen Temperaturen zwischen 37,5 und 38 Grad. Ab 38 Grad Körpertemperatur sprechen Mediziner von Fieber, bei 39,5 Grad von hohem Fieber und bei 41 Grad von sehr hohem Fieber.

    Tipps für den Pflegealltag: 3 lindernde Hausmittel bei Fieber

    Fiebersenkende Maßnahmen sind immer dann sinnvoll, wenn Ihr Familienmitglied stark unter dem Fieber leidet, sich also sehr schlecht fühlt. Ansonsten raten Mediziner ab etwa 39 Grad zur gezielten Senkung der Temperatur.

    Achtung: Möglicherweise sollte Ihr Angehöriger aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht hoch fiebern. Befragen Sie den Hausarzt bei einem routinemäßigen Besuch zur richtigen Fieberstrategie für Ihr Familienmitglied.

    Haben Sie sich dazu entschlossen, die Körpertemperatur herunter zu regulieren, haben Sie zwei Möglichkeiten: die Verabreichung von fiebersenkenden Medikamenten wie Ibuprofen oder Paracetamol sowie altbewährte Hausmittel. Da viele Pflegebedürftige mehrere Arzneien täglich nehmen, versuchen pflegende Angehörige oft zusätzliche Medikamentengaben so gering wie möglich zu halten – das klappt womöglich mit Hausmitteln.

    Folgende Hausmittel können Sie zur Beschwerdelinderung bei Fieber nutzen:

    1. Wadenwickel: Bereiten Sie eine Schüssel mit lauwarmem Wasser vor – idealerweise etwa 10 Grad kühler als die Körpertemperatur Ihres Angehörigen. Optional können Sie ein Glas Apfelessig ins Wasser geben. Legen Sie zwei Baumwolltücher, beispielsweise Geschirrtücher, und zwei Frotteehandtücher bereit. Tauchen Sie die Baumwolltücher ins Wasser, wringen Sie sie leicht aus und wickeln Sie je ein Tuch straff um den Unterschenkel – vom Knöchel bis zum Knie. Anschließend wickeln Sie jeweils ein trockenes Frotteehandtuch darüber, damit die Kälte länger hält und das Bett trocken bleibt. Sobald sich das feuchte Innentuch körperwarm anfühlt, sollten Sie es durch ein frisches, kühles Tuch ersetzen. Der Wickel kann insgesamt mehrmals nacheinander für jeweils 10 bis 15 Minuten angewendet werden.
    2. Richtige Kleidung: Bei Fieber wählen Sie eine lockere und luftige Kleidung für Ihr Familienmitglied, am besten aus Baumwolle. Ist der Schlafanzug oder das Nachthemd durchgeschwitzt, ziehen Sie Ihr Familienmitglied zügig um – das steigert das Wohlbefinden, vermeidet eine Auskühlung und beugt neuen Infekten vor.
    3. Viel Trinkflüssigkeit: Bei Fieber schwitzt Ihr Angehöriger und verliert Flüssigkeit – im Extremfall kann es dadurch zu einer Dehydration, einer Austrocknung, kommen. Vielleicht ist Ihrem Familienmitglied nicht nach Trinken zumute. Motivieren Sie den Pflegebedürftigen trotzdem immer wieder, kleine Schlucke aufzunehmen. Neben Wasser können Sie Saftschorlen und Lindenblütentee reichen – dem Tee werden fiebersenkende Eigenschaften zugeschrieben.
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    Hausmittel, Arzt oder Krankenhaus – das richtige Vorgehen bei Fieber

    Ihr Familienmitglied fiebert und Sie machen sich verständlicherweise Gedanken. Bei einer erhöhten Temperatur oder Fieber ist ein Arztbesuch oder das Aufsuchen der Notaufnahme aber nicht unbedingt nötig. In einigen Fällen ist aber tatsächlich schnelle Hilfe gefragt. Unsere Liste zeigt Ihnen, wie Sie richtig handeln, wenn die Körpertemperatur steigt.

    • Hausmittel: Entwickelt Ihr Familienmitglied eine erhöhte Temperatur, leichtes oder mäßiges Fieber (bis 39 Grad), können Sie zunächst auf Hausmittel zurückgreifen. Das setzt jedoch voraus, dass Ihr Angehöriger den Umständen entsprechend gut zurecht ist – er sollte beispielsweise ansprechbar sein und keine schweren Begleiterscheinungen, wie Probleme mit der Atmung, haben. Beobachten Sie den Pflegebedürftigen aufmerksam und schätzen Sie die Situation regelmäßig neu ein.
    • Arztpraxis: Können Sie mit Hausmitteln und Arzneien nichts gegen das Fieber ausrichten oder hält es länger als zwei Tage an, kontaktieren Sie den Hausarzt. Das Gleiche gilt bei hohem Fieber (39,5 Grad) oder einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes – beispielsweise, wenn zusätzlich starke Schmerzen oder Ausschläge auftreten.
    • Krankenhaus: Die Notaufnahme ist für nicht aufschiebbare dringende Ereignisse gedacht, die auch bei Fieber eintreten können. Fahren Sie mit Ihrem Angehörigen unbedingt ins Krankenhaus oder rufen Sie noch besser den Notdienst, wenn Ihr Familienmitglied folgende Warnzeichen aufweist:
      – Sehr hohes Fieber (41 Grad)
      – Kopfschmerzen in Verbindung mit Nackensteife
      – Probleme mit der Kognition, wie Verwirrung oder Halluzinationen
      – Ausgeprägte Benommenheit
      – Kurzatmigkeit oder Atemnot
      – Herzrasen bei einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung

    Wenn Sie sich unsicher sind, ob das Krankenhaus in der jeweiligen Situation für Ihren Angehörigen zuständig ist, können Sie zuvor den Hausarzt kontaktieren. Unter der Rufnummer 116117 erreichen Sie alternativ den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Er ist immer dann zuständig, wenn kein akuter Notfall vorliegt, aber die Arztpraxis geschlossen und ärztlicher Rat wichtig ist. Bei Bedarf können die Mitarbeiter einen Mediziner zu Ihrem Angehörigen nach Hause schicken.

    Verlieren Sie in einer lebensbedrohlichen Situation aber keine wertvollen Minuten und rufen Sie den Notarzt.

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