Laut Statistik treten etwa 65 Prozent der lebensbedrohlichen Herz-Kreislauf-Stillstände zu Hause auf. In fast der Hälfte der Fälle ist eine nahestehende Person anwesend. Doch nicht alle Augenzeugen leisten Erste Hilfe und starten auch eine Wiederbelebung. Dabei könnten laut Fachleuten durch eine frühe Herzdruckmassage jährlich 10.000 Leben gerettet werden.
Was ist ein Herz-Kreislauf-Stillstand?
In diesem Fall hört das Herz auf, Blut in den Kreislauf zu pumpen. Es stellt seine Pumpfunktion ein. Als Folge kommt es zu einem Kreislauf-Stillstand. Die Organe werden nicht mehr durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Häufig verursacht eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels diese lebensbedrohliche Problematik. Auch ein akuter Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen können neben weiteren Ursachen verantwortlich sein. Dann ist es wichtig, Erste Hilfe zu leisten und sofort mit einer Herzdruckmassage zu beginnen.
Warum ist es so wichtig, früh Erste Hilfe zu leisten?
Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand werden die Organe nicht mehr mit dem für sie wichtigen Sauerstoff versorgt. So erleiden etwa die Gehirnzellen irreparable Schäden und sterben nach nur drei bis fünf Minuten ohne Blutversorgung ab. Eine frühzeitige Reanimation, also eine Maßnahme zur Wiederbelebung, kann helfen, dies zu verhindern.

So leisten Sie Erste Hilfe
Im Notfall Erste Hilfe zu leisten, kann Leben retten. Unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt, wie Sie vorgehen.
Ein Beispiel für eine gelungene Erste Hilfe mit Herzdruckmassage
Klaus-Jürgen P. erlitt einen Herz-Kreislauf-Stillstand. „Ich kann mich nur noch erinnern, dass ich die Haustür geöffnet habe“, berichtet er. Seine Frau erlebte die Situation so: „Mein Mann kam von der Arbeit nach Hause und sagte mir, es ginge ihm nicht gut. Ihm sei so komisch. Beim Ausziehen der Schuhe fiel er einfach um. Ich war total schockiert. Dass er einfach so vom Stuhl kippt. Ich habe erst nicht verstanden, dass er wohl bewusstlos ist.“
Ohne meine Frau würde ich nicht mehr leben
Helga P. reagierte trotzdem schnell und leistete Erste Hilfe. Sie berichtet weiter, dass sie sich neben ihn gehockt, ihn gerüttelt und dabei laut gerufen hat. Als er nicht reagierte, hat sie den Notruf gewählt. „Ich war ja ganz allein mit ihm und wollte nicht einfach raus zu den Nachbarn laufen.“
In der Rettungsleitstelle erfasste die dortige Mitarbeiterin schnell, dass Helga P. nicht weiterwusste. Sie hat Frau P. darin unterstützt, eine Wiederbelebung zu starten. „Ich habe das Telefon auf Lautsprecher gestellt und dann einfach gemacht, was mir gesagt wurde.“
Helga P. hat Ihren Mann in Rückenlage gebracht, die Jacke geöffnet und seine Oberbekleidung entfernt, soweit dies in der Situation möglich war. Dann hat sie, so wie es ihr gesagt wurde, geprüft, ob Klaus-Jürgen atmet. „Ich war mir total unsicher und das habe ich der Frau am Telefon auch gesagt“, ergänzt Helga P. Die Notruf-Mitarbeiterin hat sie beruhigt und zugleich aufgefordert, die Hände auf den Brustkorb zu legen und die Herzdruckmassage zu beginnen.
Herzdruckmassage ist für die Erste Hilfe das A und O
„Ja und dann habe ich gedrückt und gedrückt und gehofft, dass der Rettungswagen schnell kommt.“ Frau P. hat sich die Beatmung Ihres Mannes nicht zugetraut und lieber weggelassen. „Die Frau in der Leitstelle hat mich beruhigt und gesagt, dass wäre so in Ordnung und ich solle einfach weitermachen.“
Wie gehen Sie bei einer Herzdruckmassage vor?
„Die Herzdruckmassage war anstrengend“, so Helga P. Sie musste beide Hände übereinandergelegt auf dem Brustkorb platzieren und dann immer wieder mit gestreckten Armen den Brustkorb ungefähr 5 cm eindrücken. „Ich musste neben Klaus-Jürgen auf dem Boden knieen und mit meinem Körpergewicht den Druck hinbekommen. Ich habe es so gut ich konnte gemacht. Als mich ein Rettungssanitäter abgelöst hat, habe ich erst so richtig gemerkt, wie anstrengend das ist.“
Nach ungefähr 10 Minuten ist der Rettungsdienst vor Ort. „Das es 10 Minuten sind, hat mir die Frau von der Leitstelle gesagt“, und Helga P. ergänzt: „Ohne diese Anleitung hätte ich die Herzdruckmassage sicher nicht begonnen.“ Der Rettungsdienst hat zusammen mit einem Notarzt die Reanimation fortgesetzt und Klaus-Jürgen P. stabilisiert. „Es war beruhigend für mich, zu sehen, wie ihm geholfen wurde“, sagt Frau P. „Ich durfte ihn sogar in das Krankenhaus begleiten und konnte dort bei ihm sein, als er wach wurde. Ich musste weinen, als er mich dann fragte, was denn los sei.“
Heute geht es Klaus-Jürgen P. gut. Die Ursache für den Herz-Kreislauf-Stillstand wurde erfolgreich behandelt. „Ich muss mich noch etwas schonen und ein Medikament einnehmen“, berichtet er und ergänzt: „Helga hat mir ein zweites Leben geschenkt.“
Jeder kann helfen – aber wie?
Gehen Sie bei der Erfassung der Situation pragmatisch vor und zögern Sie nicht. Machen Sie sich bewusst, dass Sie unabhängig von Ihrem Wissen und Fähigkeiten helfen können. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihnen eine Atemspende gelingt, lassen Sie diese weg. Das wird sogar von Fachleuten empfohlen. Denn wesentlich ist die Herzdruckmassage, um den stillstehenden Kreislauf und die Pumpfunktion des Herzens zu unterstützen.
Fachleute diskutieren schon länger, ob die Atemspende aus den offiziellen Leitlinien zur Reanimation entfallen sollen. Ein diskutierter Aspekt ist die Hemmschwelle für Ersthelfende, sich dem Gesicht einer vielleicht fremden Person anzunähern. Beobachtungen konnten zeigen, dass die Bereitschaft, Erste Hilfe bei einer bewusstlosen Person zu leisten, steigt, wenn auf eine Atemspende verzichtet werden darf.
Fall 1: Was ist zu tun, wenn eine bewusstlose Person nicht atmet?
Beginnen Sie in diesem Fall zügig mit einer Herzdruckmassage. Das folgende Ablaufschema erklärt die Schritte für eine Erste Hilfe bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand, wenn sie alleine helfen (Einhelfer-Methode).
Bewusstsein prüfen
Berühren Sie die Person an den Schultern und sprechen Sie sie dabei zugleich laut an. Sie ist bewusstlos, wenn jede Reaktion ausbleibt.

Atmung prüfen und Atemwege freimachen
Beugen Sie sich über die Person. Fassen Sie an der Stirn und am Kinn den Kopf an und neigen Sie ihn nach hinten, um das Kinn anzuheben. Öffnen Sie den Mund und schauen Sie, ob etwas den Atemweg stört und entfernen sie es. Schauen und fühlen Sie, ob sich der Brustkorb hebt oder Sie ein Atemgeräusch hören.

Notruf absetzen
Rufen Sie Hilfe dazu. Wählen Sie den Notruf. So sorgen Sie dafür, dass Hilfe zu Ihnen kommen kann.
Stellen Sie ggf. das Telefon auf „Lautsprecher“, denn die Rettungsleitstelle hilft Ihnen bei den Schritten der Wiederbelebung.

Herzdruckmassage (30-mal)
Öffnen Sie die Oberbekleidung und legen Sie die Hände auf die Mitte der Brust. Drücken Sie den Brustkorb ca. 5 bis 6 cm ein (Frequenz: 100- bis 120-mal pro Minute).

Beatmen (2-mal), wenn Sie sich sicher sind, sonst weglassen
Sie können über den Mund oder die Nase beatmen. Halten Sie bei dem Eingeben der Luft über den Mund die Nase zu und andersherum.

Herzdruckmassage und Beatmung im Wechsel
Danach setzen Sie abwechselnd Herzdruckmassage und Beatmung fort: 30-mal Drücken, 2-mal Beatmen. Auch hier gilt: Wenn Sie sich bei der Beatmung unsicher fühlen, führen Sie einfach kontinuierlich nur die Herzdruckmassage durch.

Wenn Sie zu zweit Erste Hilfe leisten (Zweihelfer-Methode) können Sie sich bei der Durchführung der Wiederbelebungsmaßnahmen abwechseln, um Ermüdung zu vermeiden. Eine weitere Möglichkeit ist es (sofern in der Nähe vorhanden), einen Automatisierten Externen Defibrillator (AED) zu verwenden. Eine Person beginnt mit der Herzdruckmassage, die andere holt das Gerät. Gemeinsam folgen Sie unter Fortsetzung der Herzdruckmassage den Sprachanweisungen des Geräts.
Fall 2: Was ist zu tun, wenn eine bewusstlose Person normal atmet?
Wenn Sie feststellen, dass die Person bewusstlos ist und normal atmet, drehen Sie sie in eine Seitenlage (Stabile Seitenlage). Auch wenn die Herzdruckmassage erfolgreich ist und die Person wieder selbstständig atmet und vielleicht auch das Bewusstsein wiedererlangt, kann es sinnvoll sein, sie auf die Seite zu drehen.
Denn in Seitenlage bleiben die Atemwege frei. Sollte der oder die Betroffene erbrechen, kann das Erbrochene direkt aus dem Mund herauslaufen, sodass die Atemwege offenbleiben.
Die Ausgangsposition ist die Rückenlage. Winkeln Sie den auf Ihrer Seite befindlichen Arm der liegenden Person an. Stellen Sie dann das von Ihnen entfernte Bein auf. Sie können dazu auch in eine Stofffalte der Hose greifen. Mit der anderen Hand führen Sie den Handrücken an die Ihnen zugewandte Wange.
In dieser Position reicht etwas Druck auf das Bein aus, um den Körper anschließend zu sich herumzurollen. Ein bewusstloser Mensch hat keine Körperspannung. Der Körper rollt deshalb ungebremst herum.
Legen Sie abschließend den Kopf der oder des Betroffenen etwas nach hinten geneigt ab. Die unter der Wange liegende Hand stabilisiert die Position des Kopfs. Das gebeugte Bein verhindert, dass der Körper bis auf den Bauch herumrollt.
Zum Erhalt der Körperwärme können Sie die bewusstlose Person mit einem Kleidungsstück oder einer griffbereiten Decke zudecken. Bleiben Sie unbedingt bei ihr und kontrollieren Sie immer wieder, ob sie atmet.
Illustrationen: GettyImages/lukaves
Ein wichtiger Hinweis: Wird die Atmung unregelmäßig oder setzt aus, drehen Sie die Betroffene oder den Betroffenen zurück auf den Rücken und beginnen mit einer Herzdruckmassage.
Sie können das Vorgehen zur Herzdruckmassage trainieren
Eine Möglichkeit, um eine Herzdruckmassage zu erlernen oder zu trainieren, bietet der jährlich stattfindende „World Restart a Heart Day“. Weltweit, so auch in Deutschland, organisieren Wohlfahrtsverbände und andere Einrichtungen Aktionen, um das Thema Reanimation bekannter zu machen. Nutzen Sie ein Angebot in Ihrer Nähe, um beispielsweise an einer Simulationspuppe zu üben, wie eine Herzdruckmassage erfolgt. In den kurzen Schulungen haben Sie zudem die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
