ZQP-Studie: Belastung bei Pflege von Angehörigen auf Distanz

ZQP-Studie: Belastung bei Pflege von Angehörigen auf Distanz

Wenn Angehörige sich um entfernt lebende Pflegebedürftige kümmern, kann dies zu speziellen Herausforderungen führen. Das hat jetzt eine neue Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) ergeben, deren Ergebnisse die Stiftung am Mittwoch veröffentlicht hat.
ZQP-Studie: Belastung bei Pflege von Angehörigen auf Distanz
GettyImages/Halfpoint Images

Für die bundesweite Studie hat das ZQP eigenen Angaben zufolge 1.007 Personen befragt, die eine angehörige Person auf räumliche Distanz pflegen.

ZQP-Vorstandsvorsitzender Ralf Suhr sagte:

„Unsere Studie zeigt, dass auf räumliche Distanz Pflegende insbesondere in Fragen administrativer Unterstützung eingebunden sind. Sie kümmern sich etwa um Bankangelegenheiten, Korrespondenz mit der Krankenkasse oder die Koordinierung des ambulanten Dienstes.“

Viele von ihnen seien aber auch vor Ort im Einsatz und begleiteten zu Arztbesuchen, besorgten Medikamente, unterstützten im Haushalt oder hälfen bei der Körperpflege. Dafür nähmen nicht wenige regelmäßige Anfahrten von über einer Stunde in Kauf.

Je weiter weg, desto unzufriedener

Im Rahmen der Untersuchung hätten rd. 41 % der Teilnehmenden geäußert, dass sie mit ihrer Situation im Pflegekontext eher oder gar nicht zufrieden seien.

Stärkere Unzufriedenheit werde u. a. von denjenigen mit langen Wegzeiten zur pflegebedürftigen Person angegeben, so das ZQP. Ab einer Wegzeit von 2 Stunden liege der Anteil derjenigen, die eher unzufrieden oder sehr unzufrieden sind, bei 61 %.

Die Studie thematisiert zudem Probleme, die insbesondere mit Pflege auf räumlicher Distanz verbunden sind.

So hätten bspw. 3 Viertel der Interviewten angegeben, dass es sie belaste, in Notsituationen vor Ort nicht besser helfen zu können. Zudem sei es u. a. für einen Großteil beschwerend, wegen der Entfernung zu wenig Einblick in die Lage der pflegebedürftigen Person zu haben. Es belaste sie aufgrund der Distanz, insgesamt nicht besser unterstützen zu können.

Pflege auf Distanz: Engagement wird unterschätzt

Suhr weiter:

„Viele auf Distanz Pflegende haben zudem den Eindruck, dass ihr Engagement unterschätzt wird – zum Beispiel von Arbeitgebern, Ärzten, Pflegediensten aber auch in der Familie.“

Dies spiegele sich ebenfalls in der Befragung: 41 % hätten angegeben, dass der Umfang ihrer Unterstützung von anderen teilweise nicht richtig wahrgenommen werde, weil sie nicht so oft vor Ort sichtbar seien.

Teilnehmende gaben zudem an, emotional herausfordernde und konfliktfördernde Erfahrungen mit der pflegebedürftigen Person oder Dritten gemacht zu haben.

38 % erklärten bspw., die pflegebedürftige Person gebe ihnen das Gefühl, sie seien zu wenig bei ihr. Einige Teilnehmende empfanden zudem, die pflegebedürftige Person gebe ihnen das Gefühl, sie kümmerten sich zu wenig oder andere vermittelten ihnen das Gefühl, dass sie sich zu wenig in die Pflegesituation einbrächten.

Suhr plädierte deshalb dafür, dass die besondere Situation von auf Distanz Pflegenden in der Öffentlichkeit – insbesondere im Gesundheits- und Sozialsystem – mehr Beachtung findet:

„Die informelle Pflege hat verschiedene Facetten. Wer bedürfnisorientiert helfen und bei der Prävention in der Pflege erfolgreich sein will, sollte die unterschiedlichen Herausforderungen pflegender Angehöriger auf dem Schirm haben.“

Die ausführlichen Ergebnisse der Studie finden Interessierte auf der Website des ZQP.