Zahnersatz: Die Dritten richtig pflegen
Zahnersatz ist nicht gleich Zahnersatz
Das Wort Zahnersatz ist im Grunde irreführend, da ganz unterschiedliche Dinge damit gemeint sein können. In Fachkreisen ist es ein Sammelbegriff für jegliche Form des Ersatzes fehlender natürlicher Zähne. Unterschieden werden festsitzender und herausnehmbarer Zahnersatz. Zum erstgenannten zählen Brücken, Kronen und Implantate, zum zweitgenannten Teilprothesen und Totalprothesen.
Prothesen haben in erster Linie einen therapeutischen Nutzen: Sie stellen die Kaufunktion und die Sprachfähigkeit wieder her, die durch Zahnverlust mitunter stark beeinträchtigt sein können. Zudem fördern sie die Lebensqualität, das Selbstwertgefühl und das Wohlbefinden des Betroffenen.
Heute ist Kunststoff für alle Prothesenarten das Mittel der Wahl. Für die Herstellung einer Zahnprothese wird im ersten Schritt ein genauer Abdruck des Restgebisses beziehungsweise des Zahnfleisches genommen. Ein Zahntechniklabor fertigt die Prothese anhand dieses Abdruckes passgenau an.
Verunreinigungen regelmäßig entfernen
Prothesenzähne übernehmen bei Menschen mit totalem oder teilweisem Zahnverlust die Funktion der verloren gegangenen natürlichen Zähne. Eine gute Zahn- und Mundhygiene ist auch bei Prothesenträgern unumgänglich, da sich auch bei künstlichen Zähnen Speisereste und damit Bakterien ansammeln. Die tägliche Reinigung von herausnehmbarem Zahnersatz sollte fachgerecht und sorgfältig erfolgen, um die Mundschleimhaut vor Infektionen und Pilzbefall zu schützen. Auch die Restzähne erhalten so einen wichtigen Schutz vor Karies und Parodontitis.
Zahnprothesen müssen wie natürliche Zähne morgens und abends geputzt werden, um Beläge zu entfernen, die ein idealer Nährboden für Bakterien darstellen. Essensreste sollten zudem nach jeder Mahlzeit abgespült werden. Für das Putzen sollten ausschließlich weiche Bürsten verwendet werden. Harte Zahnbürsten können wegen des mechanischen Drucks die Prothesenoberfläche anrauen. Jede Art der Anrauung sollte vermieden werden, da dies eine Ansiedelung von Plaque begünstigt – ebenfalls ein idealer Nährboden für Keime, die zu gefährlichen Folgen führen können.
Keine Zahnpasta verwenden
Beim Putzen sollte optimalerweise keine Zahnpasta verwendet werden. Wasser mit einem Tröpfchen Seife ist ausreichend. Durch die Seife wird erreicht, dass das Wasser entspannt – die Oberflächenspannung wird verringert, sodass das Wasser leichter fließt und besser benetzt. Nach dem Putzen muss die Prothese gründlich mit Wasser abgespült werden. Hierbei ist auf eine gemäßigte Temperatur zu achten – nicht zu heiß und nicht zu kalt.
Bevor der Zahnersatz wieder in den Mund eingesetzt wird, sollte etwas Mundwasser auf die Prothese aufgetragen werden. Dies wirkt desinfizierend, den Geschmack verbinden Patienten und Bewohner zudem häufig mit Sauberkeit und Frische.
Professionelle Pflege einmal im Jahr
Manchmal kommt es vor, dass Prothesenträger nicht auf die Verwendung von Zahnpasta verzichten wollen – zum Beispiel deshalb, weil sie es ihr Leben lang nicht anders gewohnt sind. Diese Wünsche sollten in jedem Fall berücksichtigt werden. Es muss dann aber darauf geachtet werden, dass ausschließlich schleifarme Zahnpasta verwendet wird. Die Kunststoffoberfläche der Prothese kann so glatt gehalten werden, was der Ansiedelung von Plaque, Pilzen und Bakterien vorbeugt.
Eine Ausnahme besteht dann, wenn eine Zahnprothese bereits stark beschädigt und die Oberfläche dementsprechend stark aufgeraut ist. Dann muss zu herkömmlicher Zahnpasta gegriffen und sozusagen „mit Nachdruck“ geputzt werden.
Eine Plaque-Ansammlung und Oberflächenaufrauung kann wirksam vermieden werden, indem die Prothese einmal im Jahr von einem Dentallabor instandgesetzt wird. Durch die Reinigungs- und Politurvorgänge wird die Kunststoffoberfläche wieder versiegelt.
Nachts nicht „einweichen“
Zahnprothesen sollten nachts nicht „ins Glas gelegt“ werden – es sei denn, es ist vom Zahnarzt so gewünscht. Der Grund: Wenn der Zahnersatz am nächsten Morgen wieder eingesetzt wird, empfinden Patienten und Bewohner ihn oft als Fremdkörper. In schlimmeren Fällen kann die Entfernung der Prothese über viele Stunden zu Kiefergelenksarthrose und ausfallenden Zähnen führen. Was viele zudem nicht wissen: Wenn eine Prothese über viele Stunden in Flüssigkeit gelegt wurde, kann es auch passieren, dass sie dem Träger hinterher nicht mehr richtig passt.
Die Verwendung von Reinigungstabletten ist für die Prothesenpflege nicht optimal, da sie chemische Reaktionen hervorrufen, die den Kunststoff der Prothese aufraut. Therapeutisch und hygienisch haben solche vermeintlichen Saubermacher wenig Nutzen. Sollten Patienten aber partout nicht darauf verzichten wollen, müssen unbedingt die Anweisungen der Packungsbeilage beachtet werden. Meistens wird hier darauf hingewiesen, dass die „Einweichung“ drei Minuten nicht überschreiten sollte.
Haftcreme sollte nur in Ausnahmefällen Anwendung finden – etwa wenn die Prothese nicht fest sitzt und wackelt. In diesen Fällen ist ein Anruf beim Zahnarzt erforderlich, um die nicht mehr optimal passende Prothese unterfüttern zu lassen. Haftcreme kann verwendet werden, um die Zeit bis zur Unterfütterung zu überbrücken.
Wie ist die Prothese richtig herauszunehmen?
Vollprothesen ohne Halteelemente wie beispielsweise Druckknöpfe werden an den Vorderzähnen herausgenommen. Eventuell können hier als Griffhilfe zwei Tupfer verwendet werden. In den meisten Fällen reicht es aber auch schon, die Oberlippe vorsichtig ein wenig nach vorne zu ziehen. Es löst sich dann das Vakuum zwischen Prothese und Kiefer und die Prothese löst sich von selbst. Wenn das nicht funktioniert, kann die Prothese auch an beiden Seiten des oberen Randes herausgezogen werden.
Wenn die Prothese sehr fest sitzt, ist es wichtig, nicht mit Gewalt vorzugehen, sondern nur kleinste Bewegungen zu machen. Wenn eine Prothese gar nicht mehr aus dem Mund zu entfernen ist, muss schnellstmöglich ein Zahnarzt konsultiert werden. Es besteht die Gefahr, dass sich die Prothese mechanisch verhakt hat, was aus hygienischer Sicht fatal ist.