Versorgungsplanung: Wie bestimme ich selbst über meine letzte Lebensphase?

Versorgungsplanung: Wie bestimme ich selbst über meine letzte Lebensphase?

Bei einer schweren Erkrankung oder in der letzten Lebensphase können Betroffene ihre rechtlichen Angelegenheiten oft nicht mehr selbst regeln. Sie brauchen dann einen Vertreter, der in ihrem Sinne Wünsche und Vorstellungen umsetzt. Wie Sie für diesen Fall am besten vorsorgen, erklärt Tina Land von der Pflegeberatung compass. In unserer neuen „Frage an die Pflegeberaterin“ gibt sie 4 Tipps für eine gute Versorgungsplanung.

Ein Ehepaar informiert sich bei einer Pflegeberaterin über Versorgungsplanung.
compass private pflegeberatung
Inhaltsverzeichnis
    Add a header to begin generating the table of contents

    Ich bin 78 Jahre alt und habe in letzter Zeit mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Bisher habe ich mich immer davor gedrückt, aber jetzt möchte ich Regelungen treffen, damit meine Kinder im Ernstfall für mich entscheiden dürfen und meine Wünsche kennen. Worauf muss ich dabei achten?

    Es ist verständlich, dass die Auseinandersetzung mit diesen Themen vielen Menschen unangenehm ist und gerne hinausgeschoben wird. Doch ohne Vorsorgemaßnahmen kann es etwa bei einem Koma oder einer Demenzerkrankung schnell zu Problemen kommen: Denn die rechtliche Vertretung fällt nicht automatisch den nächsten Angehörigen zu. Ohne entsprechende Verfügungen entscheidet darüber allein das Betreuungsgericht. Außerdem sind die eigenen Wünsche zur Versorgung und medizinischen Behandlung dem Umfeld oft gar nicht genau bekannt. Wer selbst bestimmen will, sollte deshalb rechtzeitig aktiv werden und sich um eine Versorgungsplanung kümmern.

    Versorgungsplanung – Tipp 1: Machen Sie sich Gedanken

    Zwar ist eine Versorgungsplanung keine Pflicht. Sie sollten aber über wichtige Punkte zumindest einmal in Ruhe nachdenken: Welche Situationen können im Zusammenhang mit Krankheit und Pflege eintreten? Was würde ich mir dann wünschen? Wer soll mich rechtlich vertreten? Wie möchte ich leben und wie medizinisch behandelt werden? Ergibt sich aus solchen Überlegungen ein Regelungsbedarf, folgen die nächsten Schritte in der Versorgungsplanung.

    Ihre Expertin

    Tina Land arbeitet seit 2018 in der Pflegeberatung bei compass. Die gelernte Krankenschwester hat vor ihrer Tätigkeit als Pflegeberaterin zwölf Jahre im Krankenhaus in der Inneren Medizin und auf Intensivstationen sowie im Anschluss in der ambulanten und stationären Pflege sowie im Hospiz gearbeitet. Ihre praktischen Pflege-Erfahrungen und ihr Wissen setzt sie nun ein, um mit Ratsuchenden ihren Hilfebedarf im Rahmen der Beratungsgespräche zu ergründen und individuelle Möglichkeiten der Unterstützung für die jeweiligen Pflegesituationen zu finden.

    Versorgungsplanung – Tipp 2: Holen Sie Rat und Informationen ein

    Um die eigenen Wünsche und Vorstellungen optimal in eine Versorgungsplanung einzubringen, sind gute Informationen wichtig. Eine Pflegeberatung kann helfen, sich Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten zu verschaffen, über die Detailtiefe der Regelungen zu entscheiden und die richtigen Vollmachten und Verfügungen für die persönliche Situation zu wählen.

    Wo erhalten Sie Pflegeberatung?

    Kostenfreie Pflegeberatung gibt es zum Beispiel bei compass unter der Service Nummer 0800 – 101 88 00. Für privat Versicherte bietet compass darüber hinaus Hausbesuche und Pflegeberatung per Videogespräch an, gesetzlich Versicherte können sich auch an einen Pflegestützpunkt wenden. Die Pflegeberaterinnen und -berater kennen sich mit dem Thema Versorgungsplanung gut aus und helfen gerne. Viele Informationen stellt compass auch online zur Verfügung.

    Versorgungsplanung – Tipp 3: Erstellen Sie die Dokumente

    Sind Sie sich im Klaren über Ihre Wünsche und Vorstellungen, geht es an das Verfassen der Dokumente. Dabei kann es sinnvoll sein, weitere Fachleute hinzuzuziehen, etwa einen Rechtsanwalt oder eine Notarin oder im Fall der Patientenverfügung den Hausarzt oder die Hausärztin. Praktische Musterformulare und Textbausteine bietet das Bundesjustizministerium an. Folgende Dokumente sind für die Versorgungsplanung wichtig:

    1. Mit einer Vorsorgevollmacht bestimmen Sie, wer Ihre rechtliche Vertretung übernehmen soll, wenn Sie das selbst nicht mehr können. Sie ist sofort wirksam und sollte nur echten Vertrauenspersonen erteilt werden.
    2. Alternativ oder ergänzend zur Vorsorgevollmacht kann eine Betreuungsverfügung erstellt werden, um die rechtliche Vertretung zu regeln. Diese tritt erst in Kraft, wenn das Betreuungsgericht eine Betreuung anordnet.
    3. Eine Patientenverfügung regelt, welche medizinische Versorgung Sie wünschen oder ablehnen, wenn Sie sich selbst nicht mehr dazu äußern können.
    4. Ein Testament ist vor allem dann wichtig, wenn Sie von der gesetzlichen Erbfolge abweichen möchten. Es kann bei einem Notar erstellt oder (handschriftlich!) selbst verfasst werden.

    Versorgungsplanung – Tipp 4: Die Dokumente archivieren und aktualisieren

    Die beste Vollmacht oder Verfügung nützt nichts, wenn sie im Ernstfall nicht gefunden wird. Deshalb sollte der Aufbewahrungsort wichtigen Personen bekannt und zugänglich sein. Tipp: Vorsorgevollmachten, Betreuungs- und Patientenverfügungen können gegen eine geringe Gebühr beim Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer registriert werden. Alle Dokumente können Sie außerdem bei einem Notariat, ein Testament auch beim Nachlassgericht und Ihre Patientenverfügung auch beim Hausarzt hinterlegen.

    Eine zusätzliche praktische Dokumentationsmöglichkeit (speziell für den Notfall) ist eine sogenannte Notfallkarte oder Vorsorgekarte. Diese können Sie einfach im Portemonnaie oder in der Tasche mit sich führen, sodass jeder sofort weiß, welche Verfügungen vorliegen und wer im Ernstfall von den Ersthelfern kontaktiert werden soll . Eine Notfallkarte können Sie sich beispielsweise auf dem Pflege Service Portal pflegeberatung.de oder nachstehend herunterladen.

    Notfallkarte fürs Portemonnaie

    Tragen Sie wichtige Informationen, etwa welche Vorsorgedokumente vorliegen und wer zu informieren ist, immer bei sich – mit unserer taschengerechten Notfallkarte.

    Mit Auswahl von „Download anfordern“ stimmen Sie zu, künftig regelmäßig Informationen rund um die Pflege von Angehörigen zu erhalten. Die erteilte Werbeeinwilligung erfolgt im Gegenzug für den Erhalt des Downloads und ist jederzeit widerruflich. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

     

    Ratsam ist außerdem, die Verfügungen regelmäßig zu aktualisieren oder zu bestätigen. Gerade bei einer Patientenverfügung kann es sonst leicht passieren, dass sie nicht mehr dem Stand der Medizin entspricht oder eine Willensänderung angenommen wird. Dann wird sie unter Umständen nicht berücksichtigt.

    Kennen Sie schon unsere kostenlosen Online-Pflegekurse?
    Illustration_Rechtliche_Vorsorge_600x400px
    Module: 4
    Dauer: 90 Minuten
    Rechtliche Vorsorge
    Unser Online-Kurs führt Sie durch die Schritte der rechtlichen Vorsorge. Erfahren Sie, wie Sie vorausschauend Entscheidungen treffen und eine solide Basis für die Zukunft schaffen können – alles bequem von zu Hause aus.
    Hat Ihnen der Beitrag weitergeholfen?
    Warum ist dieser Artikel nicht hilfreich?(erforderlich)
    Je konkreter Ihre Kritik, desto besser können wir unsere Inhalte für Sie aufbereiten.