Tabletten teilen: Was Sie beachten sollten

Tabletten teilen: Was Sie beachten sollten

Frage an den Apotheker: „Ich pflege einen Angehörigen. Um ihm die Einnahme der vielen Tabletten zu vereinfachen, habe ich mich schon oft gefragt, ob einige der Tabletten vielleicht zerkleinert werden dürfen? Was ist hierbei zu beachten?“
Tabletten
GettyImages/Okea

Immer wieder kommt es vor, dass insbesondere älteren Patientinnen und Patienten das Schlucken von Tabletten, Kapseln oder Dragees Schwierigkeiten bereitet. Bevor man aber ans Teilen der oral einzunehmenden Arzneimittel denkt, sollte man prüfen, ob man mithilfe von Tricks wie dem kurzen Eintauchen in Wasser vor der Einnahme Kapseln oder Tabletten besser zum „Rutschen“ bringt.

Wie werden Tabletten gleitfähiger und besser schluckbar?

Noch gleitfähiger werden Dragees und Tabletten mit speziellen Gels, die man in der Apotheke kaufen kann. Hierbei überzieht ein Film die Dragees, Kapseln oder Tabletten, macht raue Oberflächen glatt und so besser schluckbar. Auch der manchmal störende unangenehme Geschmack von Tabletten wird dadurch weniger.

Ersatzweise erleichtern weiche Lebensmittel wie Apfelmus, Marmelade, Joghurt oder Kartoffelbrei die Einnahme. Bei Mundtrockenheit helfen spezielle Sprays oder Gels.

Und noch ein Tipp, bevor wir zum Teilen von Tabletten kommen: Für viele Arzneistoffe gibt es auch flüssige Zubereitungen wie Tropfen oder Säfte, die viel leichter einzunehmen sind, wenn Schluckbeschwerden vorliegen.

Vor dem Teilen oder Zerkleinern: Packungsbeilage unbedingt lesen

Aber wieso versuche ich Ihnen zunächst das Teilen oder die Zerkleinerung von Tabletten nicht als erste Option anzubieten? Ganz einfach: Die Zerkleinerung, oft schon lediglich das Teilen von Tabletten, Kapseln oder Dragees, kann häufig zu unerwünschten Effekten führen, die von der Unwirksamkeit (Teilen von Omeprazol-Tabletten) bis zu tödlichen Überdosierungen (Mörsern von Oxycodon-Retard-Tabletten) variieren können. Daher rate ich dringend vor dem Teilen oder Zerkleinern von Medikamenten ab, wenn das nicht ausdrücklich in der Packungsbeilage vermerkt ist.

In der Apotheke nachfragen

Über die sogenannten Fachinformationen haben wir Apothekerinnen und Apotheker noch weitergehende Einblicke, ob es doch Möglichkeiten gibt, Tabletten, Kapseln oder Dragees zu teilen oder so zu zerkleinern, dass sie in Flüssigkeiten dispergiert eingenommen werden können. Deshalb ist eine Nachfrage in der Apotheke immer hilfreich.

Was ist beim Teilen von Tabletten zu beachten?

Nicht jede Arzneiform ist dafür geeignet. Das Zerbrechen oder Zerteilen von oral einzunehmenden Arzneimitteln birgt zahlreiche Gefahren: Es können sich Brösel bilden, die Hälften sind nicht gleich groß, zu klein. So kann keine genaue Dosierung gewährleistet werden. Insbesondere ältere Menschen haben Mühe, Medikamenten zu halbieren. Studien zufolge sind über 70 Prozent der über 81-Jährigen nicht in der Lage, ihre Tabletten eigenständig zu halbieren.

Kann man Kapseln teilen oder öffnen?

Kapseln kann man im Gegensatz zu manchen Tabletten nicht teilen. Es gibt aber einige Kapseln, die durch Auseinanderziehen geöffnet werden können. Den Inhalt kann man in Wasser oder auf Joghurt oder Apfelmus streuen und einnehmen. Welche Kapseln dafür geeignet sind, erfahren Sie in Ihrer Apotheke.

Welche Risiken gibt es?

Nochmal anders verhält es sich bei Präparaten, die ihre Wirkung über den ganzen Tag entfalten sollen, wie beispielweise sogenannte Retardtabletten. Bedingt durch ihren speziellen Überzug auf der Oberfläche lösen sich diese Tabletten erst verzögert im Körper auf.

Zerbricht man eine solche Tablette, löst sich der Wirkstoff schneller auf als gewünscht. Es können so gefährlich hohe Wirkspiegel des Arzneistoffs entstehen, die schwere Gesundheitsschäden bis hin zum tödlichen Verlauf verursachen können. Gleichzeitig nimmt die Wirkdauer des Arzneistoffs ab.

Bei anderen Tabletten wiederum soll der Überzug verhindern, dass Licht, Sauerstoff oder Feuchtigkeit die enthaltenen Wirkstoffe verändern. Fehlt dieser Schutz, können sich die Wirkstoffe verändern oder unwirksam werden. Zudem kann der Film auch einen bitteren Geschmack überdecken. Zerteilte Tabletten sind dann wesentlich unangenehmer einzunehmen.

Welche Tabletten dürfen geteilt werden?

Tabletten dürfen nur geteilt werden, wenn dies auch im Beipackzettel steht. Bitte beachten Sie: Auch eine Bruchkerbe ist kein verlässlicher Hinweis, dass man eine Tablette teilen kann. Denn manche Tabletten enthalten zwar eine Bruchkerbe, aber nur, damit sie von anderen Arzneien besser zu unterscheiden sind. In diesem Fall spricht man von sogenannten Schmuck- oder Zierkerben. Um auf Nummer sicher zu gehen: Fragen Sie am besten in Ihrer Apotheke vor Ort nach, ob Sie das Medikament teilen dürfen.

Wie teilt man Tabletten am besten?

Wie sich eine Tablette am besten teilen lässt, hängt von Größe und Form der Tablette ab und auch davon, welche Technik angewendet wird. Ein Präparat mit den Fingern zu halbieren, erfordert eine gewisse Geschicklichkeit. Dies ist oft nicht nur für ältere Patienten schwierig. Versuchen Sie, die Bruchrille mit den Fingerspitzen zu fixieren und kurz und kräftig zuzudrücken. Sollte diese Methode Probleme bereiten, kann ein Tablettenteiler helfen.

Ein Küchen- oder Brotmesser zu verwenden, ist nicht empfehlenswert. Denn die Bruchstücke können wegspringen und die Tablette kann leicht zerbröseln.

Neben diesen Hilfestellungen kann das Apothekenteam auch prüfen, ob alternative Darreichungsformen, wie zum Beispiel Tropfen und Säfte oder auch Zäpfchen, infrage kommen und angewendet werden dürfen.

Für einen optimalen Therapieerfolg ist die richtige Einnahme der Medikamente ganz entscheidend. Da jede Therapie individuell ist, lassen Sie sich am besten in der Apotheke persönlich beraten – insbesondere, wenn Sie bei der Medikamenteneinnahme Schwierigkeiten haben oder sich unsicher fühlen.

In diesem Sinne verbleibe ich – ganz ungeteilt – mit besten Wünschen für Ihre Gesundheit,

Ihr Apotheker
Thomas Preis