Sinneseinschrän­kun­gen: Tipps für den Pflegealltag

Hören, Sehen, Riechen, Schmecken und Fühlen – die fünf Sinne begleiten uns auf Schritt und Tritt. Sie unterstützen die Orientierung, die Kommunikation und das Erleben. Durch das Alter oder eine Erkrankung wie etwa Parkinson kann die Sinneskraft jedoch nachlassen. Das sorgt für Unsicherheit, bei Pflegebedürftigen und bei Angehörigen.

Doch nur Mut! Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie auf die individuelle Pflegesituation eingehen können – wir zeigen Ihnen, wie das gelingen kann.

Sinneseinschränkungen sind so individuell wie die Pflegebedürftigen selbst

Mit zunehmendem Lebensalter ist es völlig normal, dass die Leistungsfähigkeit der Sinnesorgane nachlässt. Das liegt beispielsweise daran, dass sich die Haarzellen in den Ohren abnutzen oder die Augenlinse unelastischer wird. Wie stark die Sinneseinschränkungen im Alter ausfallen, ist personenabhängig. Wer beispielsweise Probleme mit den Ohren hat, ist nicht automatisch taub – Mediziner unterscheiden hier verschiedene Abstufungen von Hörverlusten.

In der Pflegesituation gehen Sie als pflegender Angehöriger deshalb am besten individuell auf die Einschränkung der Sinne ein. Hilfsmittel wie eine Knöpfhilfe für Menschen mit einem eingeschränkten Tastsinn und Übungen zur Schärfung der Sinne können einen entscheidenden Unterschied machen.

Sinneseinschränkungen: So gestalten Sie den Pflegealltag

Der Pflegealltag ist häufig eine Herausforderung. Treten plötzlich Sinneseinschränkungen auf oder nehmen diese zu, fragen sich Angehörige meist, wie sie den zusätzlichen Bedürfnissen gerecht werden können. Doch keine Sorge, mit einfachen Tipps können Sie die Kommunikation und Sicherheit für Ihr Familienmitglied verbessern.

Tipps bei Einschränkungen des Hörvermögens

Bei einer Hörminderung ist es wichtig, den Menschen nach wie vor an der Gesellschaft teilhaben zu lassen. Motivieren Sie Ihren Angehörigen, bei Hörproblemen einen Arzt aufzusuchen und in Zusammenarbeit mit einem Hörgeräteakustiker ein geeignetes Hörgerät auszuwählen.

Wie und wann ein Hörgerät helfen kann, welche Hörgeräte-Typen es gibt, welche Kosten die Krankenkasse übernimmt und was bei Pflege und Reinigung zu beachten ist lesen Sie in unserem Beitrag “Hörgeräte: Die Welt mit besseren Ohren hören”. Konkrete Tipps, wie Sie sich und Ihren Angehörigen auf den Termin mit dem Hörgeräteakustiker vorbereiten können, haben wir in unserer Checkliste “Besser hören” gesammelt.

Besser hören
Unsere Checkliste bereitet Sie auf den Termin beim Hörgeräteakustiker vor - damit Ihr pflegebedürftiges Familienmitglied künftig wieder besser hören und kommunizieren kann.

 

Ein Hörgerät kann aber nur das verstärken, was der Schwerhörige noch in den Grundzügen hört. Somit gleicht das Hilfsmittel die Hörprobleme nur teilweise aus.

Berücksichtigen Sie im Pflegealltag deshalb am besten folgende Tipps:

  • Setzen Sie Gestik, Mimik und Körpersprache ein, um das Gesagte zu verdeutlichen.
  • Sprechen Sie deutlich, langsam und mit Blickkontakt, das ermöglicht das Lippenablesen – allerdings gelingt das Geübten höchstens zu 30 Prozent, der Rest ist Raten.
  • Sprechen Sie mit normaler Lautstärke und verzichten Sie darauf, Ihrem Angehörigen etwas ins Ohr zu schreien.
  • Berühren Sie Ihr Familienmitglied von vorne am Arm oder an der Schulter, bevor Sie ein Gespräch beginnen, so ist der Beteiligte vorbereitet.
  • Formulieren Sie kurze Sätze ohne Fremdwörter und legen Sie regelmäßig Pausen ein – so gestalten Sie das Gespräch entspannter für den Pflegebedürftigen.
  • Begleiten Sie Ihr Familienmitglied zu Arztterminen und Therapiesitzungen. So gehen Sie sicher, dass wichtige Informationen ankommen.

Tipps bei Einschränkungen des Sehvermögens

Das Umfeld ist mehrheitlich auf sehende Menschen ausgerichtet – eine selbstständige Mobilisation und Orientierung können deshalb durch Einschränkungen des Sehvermögens beeinträchtigt sein.

Folgende Tipps sind im Pflegealltag hilfreich:

  • Wenn Sie mit Ihrem Angehörigen sprechen, dann tun Sie das zugewandt – Menschen mit Seheinschränkungen bemerken dann besser, aus welcher Richtung das Gesagte kommt.
  • Da Personen mit schwerwiegenden Seheinschränkungen meist keine Gestik und Mimik wahrnehmen, ist es sinnvoll, beides zu verbalisieren. Sagen Sie beispielsweise: „Ich habe dich gerade freundlich angelächelt“.
  • Kündigen Sie Maßnahmen immer an, zum Beispiel, wenn Sie ein Glas Wasser auf den Nachttisch stellen oder mit dem Zähneputzen beginnen.
  • Lassen Sie Ihren Angehörigen mit einer schweren Sehbeeinträchtigung niemals ohne Halt im Raum stehen – für Sicherheit sorgt beispielsweise ein Treppengeländer oder eine Stuhllehne.
  • Entfernen Sie alle „Stolpersteine“ aus der Pflegeumgebung. Das können hohe Teppichkanten oder herumliegende Kabel sein.
  • Gestalten Sie die Pflegeumgebung stets gleich – die Fernbedienung sollte ebenso einen festen Platz haben wie die Kaffeetassen.
  • Helfen Sie Ihrem Familienmitglied bei der Orientierung. Gehen Sie gemeinsam feste Orientierungspunkte ab: „Von dem Esstisch sind es zehn Schritte bis zur Küchenspüle“.

Tipps bei Einschränkungen des Geruchssinns

Menschen erleben ihre Umwelt entscheidend durch Gerüche. Lässt der Geruchssinn nach, schränkt das auch die Lebensqualität ein Stück weit ein.

Mit diesen Tipps können Sie auf die Sinneseinschränkung im Pflegealltag eingehen:

  • Probieren Sie aus, welche Gerüche Ihr Angehöriger noch wahrnimmt – konzentrieren Sie sich auf diese.
  • Testen Sie aromatische Öle wie Rosengeranie, Eukalyptus, Limette, Zitrone und Pfefferminze aus. Eine Duftlampe kann den Geruchssinn anregen und das Wohlbefinden fördern.
  • Installieren Sie Rauchmelder und Kohlenmonoxidmelder, die den Pflegebedürftigen auf Gefahren hinweisen.
  • Der Geruchs- und Geschmackssinn sind eng miteinander verknüpft. Bereiten Sie deshalb aromatische, gut verträgliche, Speisen zu, zum Beispiel mit Fenchel.

Tipps bei Einschränkungen des Geschmackssinns

Im Alter schmeckt es Pflegebedürftigen meist nicht mehr so gut. Gerichte werden dann zunehmend als fade beschrieben und das Essen macht nicht mehr so viel Spaß.

Doch mit folgenden Tipps können Sie dagegen steuern:

  • Hindern Sie Ihren Angehörigen daran, die Gerichte übermäßig nachzusalzen – das kann Bluthochdruck begünstigen.
  • Weichen Sie auf aromatische Gewürze wie Kreuzkümmel oder Piment aus. Am besten tasten Sie sich langsam an neue Gewürze und Gewürzmischungen heran, um die Verträglichkeit zu testen.
  • Defizite im Geschmack können Sie mithilfe anderer Sinne ausgleichen: Richten Sie die Speisen besonders appetitlich an und sorgen Sie für eine angenehme Textur, indem Sie die Nudeln beispielsweise nicht zu weichkochen.

Tipps bei Einschränkungen des Tastsinns

Objekte erspüren, die Temperatur von Wasser fühlen, Schmerzen wahrnehmen und erleben, wie der Fuß den Boden berührt – all das ist mit dem Tastsinn verknüpft. Diese Sinnesfähigkeit wirkt sich entscheidend auf die Sicherheit Ihres Angehörigen aus.

Deshalb beherzigen Sie am besten folgende Tipps im Pflegealltag:

  • Schaffen Sie eine übersichtliche und gut strukturierte Pflegeumgebung.
  • Sorgen Sie mit rutschfesten Unterlagen in der Badewanne und Handgriffen neben der Toilette für zusätzliche Sicherheit.
  • Bringen Sie in Erfahrung, ob Gehhilfen wie ein Rollator oder ein Gehstock die Mobilität erleichtern.
  • Stellen Sie sicher, dass nicht zu heißes Wasser aus der Leitung kommt, um Verbrühungen zu vermeiden.
  • Legen Sie Kleidung zurecht, die Ihr Familienmitglied leicht schließen kann, also möglichst ohne Knöpfe.
  • Bei Bedarf können Sie auf weitere Hilfsmittel wie spezielles Essbesteck oder Trinkbecher zurückgreifen.
  • Fördern Sie den Tastsinn mit der Erkundung verschiedener Texturen, zum Beispiel mit einem Perlenball.
  • Überprüfen Sie die Füße regelmäßig auf Druckstellen durch zu enge Schuhe, diese können langfristig zu Druckgeschwüren (Dekubitus) führen.
Gut zu wissen

Zwischen Tastsinn und Gleichgewichtssinn besteht eine enge Verbindung. Das liegt daran, dass Informationen über die Berührung und den Druck, den Ihr Familienmitglied mit dem Tastsinn wahrnimmt, dazu beitragen, die Körperhaltung und Bewegungen zu steuern.

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