Sehbeschwerden: Wenn die Augen altern
Altersweitsicht: Wenn der Arm zu kurz wird
Dass im Alter die Sehkraft nachlässt, ist völlig normal. Der Grund ist die Linse. Damit wir scharf sehen können und der Lichtstrahl an einer Stelle im Auge gebündelt wird, müssen kleine Muskeln die Form der Linse ständig verändern: Erschlaffen die Muskeln, wird die Linse kugelförmiger, ziehen sich die Muskeln zusammen, wird die Linse flacher. Im Alter jedoch verliert die Linse an Elastizität, sodass sie ihre Form schlechter verändern kann. Folge: Die Sehkraft lässt nach, das Bild wird unscharf. „Altersweitsicht erkennt man oft daran, dass die Betroffenen die Zeitung mit langem Arm von sich weghalten, um besser lesen zu können“, so die Augenärztin Dr. Lietz-Partzsch. Eine Sehhilfe kann hier helfen. Doch auch, wenn es Lesebrillen mittlerweile in vielen Drogerie- und Supermärkten zu kaufen gibt: Das selbstständige Ausprobieren verschiedener Stärken, bis man wieder scharf sieht, ist nicht zu empfehlen. Besser ist es, die Sehstärke fachgerecht bei einem Augenoptiker oder einer Augenärztin bzw. einem Augenarzt bestimmen zu lassen. „Als Augenärztin finde ich nicht nur die richtige Sehstärke heraus. Ich schaue auch nach, ob das Auge gesund ist. Augenkrankheiten sollten nur augenärztlich diagnostiziert und behandelt werden“, weiß die Ärztin. Deshalb empfiehlt sie, auf regelmäßige Vorsorge zu setzen: „Wenn eine Krankheit rechtzeitig erkannt wird, kann sie am besten behandelt werden.“ Gemeint sind beispielsweise der graue und der grüne Star sowie eine Makuladegeneration.
Grauer Star – Wenn die Linse trüb wird
Sind Gegenstände in der Ferne nicht mehr scharf zu sehen und erscheint alles „wie durch einen Nebel“, kann das ein Hinweis auf einen grauen Star sein. Die Katarakt, wie der graue Star auch genannt wird, äußert sich zudem dadurch, dass Betroffene empfindlicher auf Licht reagieren. Ursache ist auch hier die Linse, die im Alter eintrübt. So fallen weniger Lichtstrahlen in die Augen, die Sehschärfe geht nach und nach verloren. Ob die Linse trüb ist, kann eine Augenärztin oder ein Augenarzt mithilfe einer Spaltlampe feststellen.
Grüner Star – Vorsorge ist das A und O
Der grüne Star, auch Glaukom genannt, hat zwar einen ähnlichen Namen wie der graue Star, jedoch eine andere Ursache: Damit das Auge seine kugelige Form behält, herrscht in der vorderen Augenkammer ein konstanter Druck, der Augeninnendruck. Er wird durch das Kammerwasser aufrechterhalten. Bei gesunden Augen fließt dieses Kammerwasser über den sogenannten Kammerwinkel ab, wenn der Druck zu hoch wird. Im Fall eines Glaukoms sind der Abfluss und die Produktion des Kammerwassers aus unterschiedlichen Gründen gestört. Folge: Der Augeninnendruck steigt. Der Sehnerv wird geschädigt und es droht schlimmstenfalls eine Erblindung. Typisches Symptom für ein Glaukom ist ein eingeschränktes Sehfeld; bestimmte Bereiche werden also nicht mehr wahrgenommen. Das Tückische daran: Oft bemerken betroffene Personen Symptome erst dann, wenn bereits sehr fortgeschrittene Schäden aufgetreten sind. Deshalb ist eine Früherkennung in solchen Fällen besonders wichtig: „Vor allem, wenn in der Familie bereits ein Glaukom diagnostiziert wurde, sollte man etwa einmal jährlich zur Vorsorge gehen, um den Augeninnendruck prüfen zu lassen“, empfiehlt die Augenärztin.
Altersabhängige Makuladegeneration
Eine weitere Erkrankung der Augen im Alter ist die Makuladegeneration. Die Makula, der sogenannte gelbe Fleck, liegt in der Mitte der Netzhaut. Sie enthält die Stelle des schärfsten Sehens und ist beispielsweise dafür verantwortlich, dass wir Gesichter erkennen und die Uhr lesen können. Im Alter kann sie degenerieren, sich also zurückbilden. Die Ursache dafür ist bislang noch nicht abschließend geklärt. Forscher gehen allerdings davon aus, dass Arteriosklerose, also Arterienverkalkung, eine Rolle spielt. Die Symptome der altersabhängigen Makuladegeneration sind anfangs recht unspektakulär: Oft wird zum Lesen nur mehr Licht benötigt und einzelne Buchstaben werden nicht richtig erkannt. Später jedoch können gerade Linien plötzlich verzerrt oder gebogen wahrgenommen werden, Gesichter verschwimmen, das Lesen ist kaum noch möglich. Schlussendlich fällt das zentrale Sehfeld vollständig aus, was eine erhebliche Sehbeeinträchtigung zur Folge hat. Entscheidend ist, solche Beeinträchtigungen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und sie so früh wie möglich augenärztlich abklären zu lassen. „Das Risiko, an einer altersbedingten Makuladegeneration zu erkranken, steigt, wenn es in der Familie bereits Betroffene gibt“, so die Augenärztin.Keine Angst vorm Arzt Viele Menschen haben Hemmungen, sich ärztlich untersuchen zu lassen. Vielleicht aus Sorge vor einer möglichen Diagnose oder aus generellem Unwohlsein vor solchen Terminen. Dr. Lietz-Partzsch betont jedoch, dass diese Bedenken unbegründet sind: „Arztbesuche können Unsicherheit nehmen: Die Patienten bekommen Hilfe. Wir können beruhigen, erklären und Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. Wenn eine Erkrankung rechtzeitig entdeckt wird, können wir mithilfe der modernen Augenheilkunde oft gute Erfolge erzielen.“ Daher wünscht sich die Augenärztin, dass ältere Menschen die Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrnehmen. Denn nur so können die Augen auch bis ins hohe Alter gesund bleiben.