Schlaganfall: Im Notfall richtig handeln
Sie hatten so viele Pläne für die gemeinsame Rentenzeit. Herr und Frau Meier wollten die Welt bereisen, das Leben genießen und ihren Hobbys nachgehen. Das Wohnmobil war bereits gekauft und die fremden Länder im Atlas erkundet. Doch durch den Schlaganfall von Herrn Meier wurden diese Pläne komplett zerstört. Von einem Tag auf den anderen änderte sich das Leben des Ehepaars. Fragen über Fragen stellten sich: Müssen wir nun unser Haus behindertengerecht umbauen? Wie finde ich einen geeigneten Pflegedienst? Kommen Therapeuten auch ins Haus? Immer begleitet von dem quälenden Vorwurf, den Schlaganfall zu spät erkannt oder vielleicht einen Fehler gemacht zu haben.
Wie zeigt sich ein Schlaganfall?
Etwa jeder dritte Schlaganfall kündigt sich durch kurzfristige Durchblutungsstörungen des Gehirns an. Die sogenannten transitorischen ischämischen Attacken (TIAs) dauern nur wenige Minuten, maximal 24 Stunden. Die Symptome einer TIA sind dieselben wie die eines Schlaganfalls. Daher gilt: Auch wenn die Symptome rasch wieder abklingen – sofort den Notruf 112 auslösen, wenn plötzlich eines oder mehrere dieser Symptome vorliegt:
- Lähmung oder Taubheitsgefühl – häufig nur halbseitig,
- Sprach- oder Sprachverständnisstörungen
- sehr starker Kopfschmerz
- Schwindel mit Gangunsicherheit
- Sehstörungen
Der Betroffene hat keine Kraft mehr in einem Arm oder Bein. Er sieht Doppelbilder, kann Sprache nicht mehr verstehen oder findet selbst keine Worte mehr. Aber auch Schluckstörungen können auf einen Schlaganfall hinweisen. Obwohl es für all diese Krankheitszeichen noch andere Ursachen gibt, ist es grundsätzlich besser, derartige Symptome frühzeitig abklären zu lassen und den Verdacht auf Schlaganfall dem Notarzt zu melden.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall ist eine plötzlich einsetzende Funktionsstörung des Gehirns.
Zu 80 Prozent wird er durch den Verschluss eines hirnversorgenden Gefäßes aufgrund eines Blutgerinnsels ausgelöst. Die übrigen 20 Prozent der Schlaganfälle resultieren aus einer Hirnblutung. Hier reißt oder platzt ein Blutgefäß im Gehirn plötzlich und das Hirngewebe wird durch eine Blutansammlung geschädigt. Durch diese Vorgänge werden die Nervenzellen des Gehirns an der oder den betroffenen Stellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und beginnen abzusterben.
In jeder Sekunde, die der Schlaganfall andauert, sterben Hirnzellen durch Unterversorgung ab. Sie zerstören sich sozusagen selbst. Anfangs verläuft dieser Prozess noch relativ langsam. Jedoch beschleunigt sich der Zerstörungsprozess von Minute zu Minute. Wird die Blutzufuhr innerhalb von wenigen Stunden wieder hergestellt, das Gehirn also rasch wieder mit Energie versorgt, kann unter günstigen Umständen der größte Teil des Gehirngewebes gerettet werden. Vergeht zu viel Zeit, kommt es zu irreversiblen Folgeschäden. Deshalb ist das schnelle Handeln beim Schlaganfall von grundlegender Bedeutung.
Was tun im Notfall?
Beim Schlaganfall zählt – genau wie beim Herzinfarkt – jede Minute. Deshalb ist es wichtig, sofort über die Notfallrufnummer den örtlichen Rettungsdienst zu informieren. Wichtige Zeit geht verloren, wenn zuerst Angehörige oder der Hausarzt informiert werden. Dann sollte man dem Betroffenen helfen, enge Kleidungsstücke zu öffnen oder zu entfernen, beruhigend auf ihn einwirken und für eine ausreichende Sauerstoffversorgung sorgen. Auch sollte man für freie Atemwege Sorge tragen. Hierzu ist es anzuraten, Zahnprothesen zu ent fernen.
Wegen der Gefahr des Verschluckens sollen dem Betroffenen keine Getränke oder Nahrung gereicht werden. Bewusstlose Patienten müssen in die stabile Seitenlage gebracht werden. Auch sollten die Atmung sowie der Herzschlag ständig überwacht werden. Setzt die Atmung oder der Herzschlag aus, muss sofort mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung und einer Herz-Druck-Massage begonnen werden. Trifft der Arzt ein, ist es wichtig, eine kurze Information über die Uhrzeit des Auftretens der Symptome, weitere Vorerkrankungen sowie Medikamente abzugeben. Ein im Voraus erstellter Medikamentenplan ist in solchen Notsituationen mit der verständlichen Aufregung eine große Erleichterung.
Ein Schlaganfall zieht nicht selten den nächsten nach sich
Pflegende Angehörige sind ganz nahe am Betroffenen und nehmen Veränderungen meist als Erste wahr. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Betroffene keine Beschwerden äußert oder die Symptome als „halb so wild“ abgetan werden. Es kommt auch vor, dass der Patient nach einigen Minuten symptomfrei ist. Dann spricht man von einer Transitorischen Ischämischen Attacke (TIA), also einer vorübergehenden Durchblutungsstörung im Gehirn. Das rasche Abklingen der Symptome wiegt den Betroffenen aber gerne in falscher Sicherheit, denn einer TIA folgt sehr häufig ein schwerer, fulminanter Schlaganfall.
Daher gilt: Bei Schlaganfallsymptomatik, auch wenn sie nur vorübergehend auftritt, ist der Notruf auszulösen. Nach dem Auslösen des Notrufes geht es um eine Sicherstellung der Erstversorgung (Erste-Hilfe-Maßnahmen). Dann muss alles für das Eintreffen des Rettungsdienstes vorbereitet werden: Versichertenkarte und nach Möglichkeit eine Medikamentenliste bereitlegen.
Merke
Alle drei Minuten ereignet sich in Deutschland ein Schlaganfall, alle neun Minuten stirbt ein Betroffener.
Dritthäufigste Todesursache in Deutschland
Mehr als 250.000 Menschen erleiden nach Angaben der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in Deutschland jährlich einen Schlaganfall infolge einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn. Alle drei Minuten ereignet sich ein Schlaganfall, alle neun Minuten stirbt ein Betroffener. Alarmierende Zahlen, die den Schlaganfall als dritthäufigste Todesursache in Deutschland ausweisen.
Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, steigt mit zunehmendem Alter. Heute sind bereits circa 24 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung älter als 60 Jahre. Diese Altersgruppe betreffen fast 80 Prozent der jährlichen Schlaganfall-Neuerkrankungen. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Anzahl der Schlaganfälle in Zukunft deutlich zunehmen. Obwohl mit steigendem Durchschnittsalter der Bevölkerung die Häufigkeit dieser Erkrankung zunimmt, ist der Schlaganfall keine reine Alterskrankheit: Auch junge Menschen, sogar Kinder, können betroffen sein.
Schlaganfall-Symptome
Ein Schlaganfall äußert sich häufig durch folgende plötzlich einsetzende Symptome:
Sehstörung: Tritt plötzlich eine Einschränkung des Gesichtsfeldes ein, übersieht der Betroffene zum Beispiel Gegenstände und Menschen auf seiner linken Körperseite? Auch Störungen des räumlichen Sehens können Folge eines Schlaganfalls sein. Der Betroffene kann sich nicht mehr orientieren. Ebenso können Doppelbilder auf einen Schlaganfall hinweisen.
Sprach- und Sprachverständnisstörungen: Sie können sich als stockende, abgehackte Sprache äußern, aber auch das Verdrehen von Silben oder Buchstaben beinhalten. In seltenen Fällen kann der Betroffene gar nicht mehr sprechen. Bei Sprachverständnisstörungen wird das Gesagte nicht mehr verstanden.
Lähmung, Taubheitsgefühl: Eine plötzlich eintretende Lähmungserscheinung auf einer Körperseite kann auf einen Schlaganfall hinweisen. Ebenso ein gestörtes Berührungsempfinden. Ein typisches Merkmal ist ein herunterhängender Mundwinkel.
Schwindel mit Gangunsicherheit: Schwindel kann viele Ursachen haben, daher deutet er zumeist nur in Verbindung mit einem weiteren Begleitsymptom auf einen Schlaganfall hin.
Sehr starker Kopfschmerz: Oft in bisher ungekannter Stärke, Ursache sind zumeist Einblutungen in das Hirngewebe (meist hervorgerufen durch das Platzen oder Zerreißen einer in der Regel angeborenen Gefäßaussackung). Diese starken Kopfschmerzen können mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sein.
Quelle: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe