Pflegetagebuch: Ausgefülltes Muster zur Antragstellung

Pflegetagebuch: Ausgefülltes Muster zur Antragstellung

Immer wieder können Sie in verschiedenen Ratgebern lesen, dass es sinnvoll ist, ein Pflegetagebuch zu führen. Warum das tatsächlich eine wichtige Maßnahme ist und wie Sie als Angehöriger hier vorgehen sollten, möchten wir Ihnen gerne erklären. Lesen Sie in diesem Artikel die wichtigsten Informationen rund ums Thema. Mit unserem ausgefüllten Vordruck erhalten Sie außerdem eine erste Orientierung, wie das Pflegetagebuch Ihres Angehörigen aussehen könnte.
Pflegetagebuch, Wie führe ich ein Pflegetagebuch?
© iStock.com | xiijan

Was ist überhaupt ein Pflegetagebuch?

Der Name verrät bereits viel, denn in einem solchen Buch halten Sie schriftlich fest, welche Pflegemaßnahmen Ihr Angehöriger im Alltag benötigt. Sie können das Pflegetagebuch handschriftlich oder digital auf dem Computer führen. Auch in Form loser Blätter in einem Schnellhefter ist es möglich. Feste Vorgaben gibt es nicht. Wichtig ist nur, dass es aussagekräftig ist und der Leser Ihres Pflegetagebuchs sofort erkennt, wie der tägliche Pflegebedarf Ihres Angehörigen aussieht.

Was ist der Sinn eines Pflegetagebuches?

Wozu brauchen Sie nun aber ein Pflegetagebuch und was hat es mit dem ausgefüllten Vordruck auf sich? Ganz einfach. In der Praxis braucht Ihr Angehöriger einen offiziellen Pflegegrad. Nur dann bekommt er Leistungen aus der Pflegekasse. Um nun aber diesen Pflegegrad zu bekommen, prüft die Pflegekasse zunächst seinen Anspruch. Genau das geschieht, indem ein Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung zu Ihrem Angehörigen nach Hause kommt.

Hier überprüft der Gutachter verschiedene Dinge, weil er feststellen möchte, wie pflegebedürftig Ihr Angehöriger tatsächlich ist. Das Tagebuch erleichtert dem Gutachter nun schlichtweg die Arbeit. Denn wenn Sie schon vor dem Besuch gemeinsam mit Ihrem Angehörigen schriftlich festhalten, wo Hilfe benötigt wird, kann sich der Gutachter ein viel besseres Bild von der Situation machen.

Welche Vorteile hat es, ein Pflegetagebuch zu führen?

Der größte Vorteil ist ganz klar: Die Pflegebedürftigkeit Ihres Angehörigen kann besser erkannt werden. Nehmen wir ein Beispiel aus der Praxis. Der Gutachter des MDK kündigt sich an. Am Besuchstag selbst ist Ihr Angehöriger verständlicherweise nervös, es werden viele Fragen vom Gutachter gestellt und viele alltägliche Situationen angesprochen. In der ganzen Hektik gehen aber oft wichtige Details unter – sie werden einfach wegen der besonderen Situation vergessen. Am Ende kann das dazu führen, dass die Einstufung nicht ausreicht, weil der Gutachter einige Schwierigkeiten Ihres Angehörigen einfach nicht erkannt hat. Ergebnis: Ihr Angehöriger bekommt weniger Hilfe als er braucht.

Werden wir konkret: Schafft Ihr Angehöriger es nicht mehr, sich alleine in der direkten Umgebung seiner Wohnung zu orientieren, gehört dies in ein Pflegetagebuch. Der Gutachter des MDK überprüft zwar viel, hat aber nicht die Zeit, einen gemeinsamen Spaziergang ums Haus zu machen. Die eingeschränkte Orientierung bliebe dann unentdeckt. Dabei braucht Ihr Angehöriger im Alltag Unterstützung, wenn er genau dabei Schwierigkeiten hat.

Ein anderes Beispiel: Kann Ihr Angehöriger seinen Gürtel nicht alleine durch die Schlaufen der Hose ziehen, braucht er hierbei Hilfe. Da die Betroffenen in der Regel aber bereits fertig angezogen sind, wenn der Gutachter kommt, fällt auch diese Einschränkung von alleine nicht auf. Der große Vorteil eines ausführlichen Pflegetagebuches ist es, dass auch Schwierigkeiten auffallen, die nicht im ersten Moment ins Auge fallen.

Pflegetagebuch: ausgefüllter Vordruck 2017

Dass ein Pflegetagebuch wichtig ist, können Sie nun vielleicht besser nachvollziehen. Um es Ihnen einfacher zu machen, die täglichen Situationen, in denen Ihr Angehöriger Unterstützung braucht, aufzuschreiben, haben wir Ihnen ein Beispiel-Pflegetagebuch erstellt. Nutzen Sie dieses gerne als Vorlage für Ihr eigenes Pflegetagebuch.

Unser Pflegetagebuch Muster ist auf dem neuesten Stand und berücksichtigt die Anforderungen des Neuen Begutachtungs-Assessment. Denn seit 2017 werden keine Minuten mehr gezählt, um den Pflegeaufwand einzuschätzen. Es geht darum festzustellen, wie selbstständig Ihr Angehöriger in verschiedenen Lebenssituationen ist. Ein Pflegetagebuch-Vordruck, der von Ihnen Minutenangaben verlangt, ist daher veraltet.

Wenn der Pflegegrad erteilt werden soll, überprüft der Gutachter verschiedene Bereiche. All diese Bereiche zählen, wenn er sich ein Bild von Ihrem Angehörigen machen möchte. Deshalb sollten Sie auch alle Bereiche im Pflegetagebuch erwähnen. Für unser Beispiel möchten wir einen Bereich herausnehmen. Unser ausgefülltes Muster zeigt Ihnen, wie ein Pflegetagebuch 2017 aussehen kann.

Sie können das Muster des Pflegetagebuchs auch kostenlos als Word-Dokument herunterladen.

So füllen Sie das Pflegetagebuch aus: Der Gutachter möchte wissen, wie viel Ihr Angehöriger noch alleine kann und wo er Hilfe braucht. In unserem Beispiel braucht der Betroffene keine Hilfe beim Punkt „stabil sitzen“, er sitzt also völlig selbstständig und ohne Hilfe von außen. Möchte er sich aber in der Wohnung fortbewegen, schafft er das nicht alleine. Im Pflegetagebuch ist hier Punkt 3 „überwiegend unselbstständig“ angekreuzt. Damit der Gutachter nachvollziehen kann, warum so eingeordnet wurde, gibt es rechts die Spalte „Anmerkungen“. Hier ist Platz für die persönlichen Eintragungen. Ob Ihr Angehöriger nun selbstständig oder unselbstständig ist, müssen Sie hier selbst einschätzen. Eine Leitlinie kann diese sein:

  • Selbstständig: Ihr Angehöriger kann diese Tätigkeit komplett alleine tun.
  • Überwiegend selbstständig: Ihr Angehöriger schafft die Tätigkeit fast alleine, braucht aber ein wenig Unterstützung, z. B. Ihre stützende Hand, wenn er aufstehen möchte.
  • Überwiegend unselbstständig: Ihr Angehöriger schafft die Tätigkeit alleine nicht, kann aber ein wenig mitarbeiten, z. B. den Rollator gestützt selbst benutzen, ihn aber nicht holen, wegstellen und alleine aufstehen, um sich fortzubewegen.
  • Unselbstständig: Ohne Hilfe schafft Ihr Angehöriger diese Tätigkeit nicht, z. B. kommt er alleine nicht in den Sitz des Treppenliftes, kann weder alleine aufstehen noch sich hinsetzen.

Warum muss ich das Pflegetagebuch jeden Tag ausfüllen?

Situationen können sich verändern. Oft passiert das schleichend, also nicht von einem auf den anderen Tag. Um also erkennen zu können, ob sich die Selbstständigkeit Ihres Angehörigen verschlechtert, empfehlen wir Ihnen, das Pflegetagebuch täglich zu führen. Zumindest von dem Moment an, wo Sie feststellen, dass Ihr Angehöriger Hilfe braucht bis zum Besuch des Gutachters. Aber auch vor einem Verschlechterungsantrag bei der Pflegekasse lohnt es sich, genau zu dokumentieren.

In unserem Beispiel konnte Herr Mustermann am 16. Mai 2017 noch komplett alleine sitzen. Möglicherweise sieht dies zwei Monate später aber ganz anders aus. Halten Sie die Entwicklung schriftlich fest, um sie richtig einordnen zu können.

Sehen Sie das Pflegetagebuch immer als Chance. Denn wenn Sie es sorgfältig ausfüllen, vermitteln Sie die Pflegebedürftigkeit Ihres Angehörigen richtig und schaffen die beste Grundlage, um einen passenden Pflegegrad zu bekommen.