Mittel gegen Blasenschwäche: Inkontinenz-Therapie für den Alltag

Was kann ich tun, wenn mein Angehöriger an Inkontinenz leidet?
Die wichtigste Unterstützung für Betroffene ist Ihre Bereitschaft zu helfen. Denn ein so sensibles Thema wie die eigene Inkontinenz verlangt ein sehr behutsames Vorgehen. Erster Schritt ist also, mit Ihrem Angehörigen darüber zu sprechen, welche Symptome (Link zum ersten Artikel) er beobachtet. Im Anschluss sollte ein Facharzt eine konkrete Diagnose stellen, die die Ursachen der Inkontinenz aufdecken. Denn nur wenn diese Ursachen bekannt sind, können Sie mit einer geeigneten Inkontinenz-Therapie beginnen. Wird dies versäumt, schreitet eine unbehandelte Inkontinenz mit der Zeit immer weiter fort und kann die Lebensqualität letztlich massiv beeinträchtigen.
Eine gute Inkontinenz-Therapie richtet sich immer nach den persönlichen Symptomen und Ursachen des Betroffenen und sollte möglichst frühzeitig begonnen werden.
Welche Mittel gegen Blasenschwäche gibt es?
Ein Allheilmittel gegen Inkontinenz gibt es nicht. Vielmehr richten sich die konkreten Maßnahmen nach den Ursachen der Blasenschwäche. Neben Medikamenten, die der Arzt Ihrem Angehörigen möglicherweise verschreibt, gibt es eine Vielzahl ganz praktischer Hilfen für den Alltag. Die effektivsten möchten wir Ihnen gerne an dieser Stelle aufzeigen. Dabei gehen wir vor allem auf die Urininkontinenz ein und geben Ihnen später Tipps bei einer Stuhlinkontinenz:
Übergewicht reduzieren
Ein eher langfristiges, aber sehr bewährtes Mittel gegen Blasenschwäche. Übergewicht belastet den Beckenboden und kann eine Belastungsinkontinenz verschlechtern. Erste Maßnahme ist es hierbei also immer, ein gesundes Normalgewicht zu erreichen, das den Beckenboden entlastet.
Beckenbodentraining
Ein bewährtes Mittel gegen Blasenschwäche, das ebenfalls bei der weitverbreiteten Belastungsinkontinenz helfen kann, ist Beckenbodentraining. Gezielte Übungen sollen hierbei die geschwächte Muskulatur kräftigen, damit diese langfristig den Urin wieder zuverlässig halten kann. Übungen gibt es zahlreiche, nahezu immer basieren sie auf dem bewussten Anspannen und Entspannen des Beckenbodens. Regelmäßige Wiederholungen dieser Einheiten sind wichtiger Bestandteil einer Inkontinenz-Therapie, wenn ein geschwächtes Muskelgewebe die Ursache der Blasenschwäche ist.
Blasentraining
Dieses Mittel gegen Blasenschwäche ist vor allem bei einer Dranginkontinenz zu empfehlen. Notieren Sie gemeinsam mit Ihrem Angehörigen, was und welche Menge er trinkt und wann der Harndrang besonders stark auftritt. Ein solches Protokoll kann dabei helfen, reizende Stoffe wie Kaffee zu erkennen und diese bewusst zu vermeiden. Außerdem zeigt es, wie viel Zeit zwischen den Toilettengängen üblicherweise bleibt und hilft dabei, ein persönliches Muster zu erkennen. Anhand dieses persönlichen Musters können Sie schließlich gemeinsam mit Ihrem Angehörigen feste Zeitintervalle für Toilettengänge festlegen und das bewusste Zurückhalten des Urins zwischen diesen Gängen trainieren. Denn wer zu häufig zur Toilette geht, gewöhnt seine Blase an die geringen Urinmengen und verstärkt so einen früheren Harndrang. Wer allerdings zu lange einhält, kann die Blasenmuskulatur überdehnen. Es gilt hier immer, ein gesundes Mittelmaß zu finden.
Operation
Je nach Ursache der Inkontinenz kann eine Inkontinenz auch operativ behandelt werden. Wenn eine Operation für Ihren Angehörigen in Frage kommt wird Ihr Arzt Ihnen alle Details erklären.
Neben Medikamenten helfen vor allem langfristige und regelmäßige Hilfen wie Beckenbodentraining und das Reduzieren von Übergewicht gegen Blasenschwäche.
Was kann ich im Alltag tun?
Nicht immer können Medikamente und praktische Übungseinheiten eine Inkontinenz vollständig heilen. Nutzen Sie daher mögliche Hilfsmittel, um Ihrem Angehörigen den Alltag mit seiner Inkontinenz zu erleichtern. Geeignete Vorlagen und Schutzhosen sind hier die wohl bekanntesten Hilfsmittel. Bei Frauen gibt es ergänzend die Möglichkeit, spezielle Pessare oder Vaginaltampons einzusetzen; Männer können Kondomurinale oder Tropfenfänger nutzen, die den Urin abfangen. Je nach Ursache kann auch regelmäßiges katheterisieren eine gezielte Blasenentleerung unterstützen (sog. Intermittierender Selbstkatheterismus).
Für die Stuhlinkontinenz gibt es ebenfalls zahlreiche Hilfsmittel. Zum Schutz nutzen die meisten Menschen Vorlagen oder Schutzhosen. Einen weiteren Schutz können Analtampons und bei Durchfall (Diarrhoe) Fäkalkollektoren bieten. Um längere Phasen ohne Stuhlentleerung zu erreichen kann eine anale Irrigation durchgeführt werden. Details dazu erhalten Sie von Ihrem Facharzt.
Reduzieren Sie, unabhängig von der konkreten Inkontinenz-Ursache, unter keinen Umständen die Trinkmenge, um die Zeitintervalle zwischen den Toilettengängen zu vergrößern! Gerade bei häufigem Harndrang ist es enorm wichtig, ausreichend zu trinken, um die Gefahr von zusätzlichen Harnwegsinfekten zu verringern.
Reicht eine Inkontinenz-Therapie alleine nicht aus, können geeignete Hilfsmittel den Alltag mit der Inkontinenz erleichtern.
Sie merken, dass die Versorgung einer Inkontinenz sehr komplex und vielseitig ist. Wichtig ist vor allem, dass das Hilfsmittel auf die individuelle Situation abgestimmt ist. Holen Sie sich daher über Ihren Arzt, Ihre Apotheke oder Ihr Sanitätshaus entsprechende Beratung.