Krebstherapie: So können Sie Nebenwirkungen lindern

Häufig müssen sich an Krebs erkrankte Menschen einer Chemo- oder Strahlentherapie unterziehen. Trotz aller Bemühungen um eine bessere Verträglichkeit lassen sich aber unangenehme Nebenwirkungen nicht immer vermeiden. Ganzheitliche Medizin, Hausmittel und eine gute Mitarbeit des Betroffenen können jedoch viel dazu beitragen, mit den Belastungen besser leben zu können. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Anwendungen. Besonders vor einer Chemotherapie sollten der wahrscheinliche Nutzen einer Behandlung und die möglichen Nebenwirkungen gegeneinander abgewogen werden.
Bestrahlung und Chemotherapie
Bei einer Krebstherapie sollen entartete Zellen abgetötet werden. Leider werden dabei aber auch gesunde Zellen geschädigt. Das therapeutische Ziel, die komplette Zerstörung des Tumors, kann nur bei einigen Krebsarten erreicht werden. Da die Medikamente bei einer Chemotherapie über den Blutkreislauf in den ganzen Körper gelangen, wirken sie sich auch auf den ganzen Organismus aus. Die Nebenwirkungen der Strahlentherapie bleiben hingegen weitgehend auf den bestrahlten Körperteil beschränkt, können aber dort umso stärker auftreten.
Bei der Chemotherapie werden Zytostatika eingesetzt. Diese Zellgifte enthalten chemische, mineralische und pflanzliche Substanzen. Sie blockieren und hemmen die Zellteilung. Krebszellen teilen sich grundsätzlich schneller als gesunde Körperzellen. Daher werden die Krebszellen besonders stark von den Zellgiften getroffen. Das Wachstum des Tumors kann so gebremst oder gestoppt werden. Grundsätzlich gilt: Nach einer Chemotherapie sehr viel trinken, um die Zellgifte schnell auszuschwemmen.
Jeder Mensch reagiert anders
Nicht bei jedem Patienten treten Nebenwirkungen auf. Auch gibt es Unterschiede in der Ausprägung der Beschwerden. Dies hängt in aller Regel von der Art der verwendeten Medikamente, von der Dosis, der Dauer der Behandlung und in sehr starkem Maße auch von der individuellen Verträglichkeit ab. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich.
Bei der Strahlentherapie wird der Tumor mit energiereicher Strahlung behandelt. Obwohl mit sehr viel hohem technischen Aufwand versucht wird, nur die Krebsgeschwulst zu treffen, lässt es sich nicht vermeiden, dass auch gesundes Gewebe zerstört wird. Die Strahlenpartikel reißen die Zellwände und die Molekülbindungen in der Zelle auseinander. Die Strahlen erzeugen Unmengen von chemisch aggressiven Partikeln, sogenannte freie Radikale.
Im Tumor ist dies so beabsichtigt, darauf beruht weitgehend die Wirksamkeit der Bestrahlung. Im mitbetroffenen gesunden Gewebe führt das zu teilweise quälenden Beschwerden, besonders an den sehr empfindlichen Schleimhäuten. Die freien Radikale sind eine Hauptursache akuter und chronischer Beschwerden. Sie führen nicht nur zu Entzündungen, sondern verschlimmern sie und lassen sie unter Umständen chronisch werden.
Nebenwirkungen
Diese Nebenwirkungen hängen von der verabreichten Strahlendosis ab, von der Empfindlichkeit der bestrahlten Körperregion sowie auch sehr von der individuellen Verträglichkeit. Lokale Bestrahlungen verursachen meist nur geringe Nebenwirkungen. Neben konventionellen medizinischen Maßnahmen können Sie die einzelnen Nebenwirkungen auch durch ganzheitliche Therapien und Anwendungen lindern.
MÖGLICHE NEBENWIRKUNGEN EINER STRAHLENTHERAPIE
- Schädigung der Schleimhäute und Entzündungen
- Verändertes Blutbild
- Funktionsstörungen von Organen
- Hautschäden
- Erschöpfung und Müdigkeit
MÖGLICHE NEBENWIRKUNGEN EINER CHEMOTHERAPIE
- Schädigung der Blutzellen
- Schwächung der Abwehrkräfte
- Neigung zu Infekten
- Entzündungen der Schleimhäute und Blutungsneigung
- Übelkeit und Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- Durchfälle
- Verstopfung
- Haarausfall
- Hautschäden
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Organschäden
Abhilfe bei negativen Begleiterscheinungen
Behandlung von geschädigtem Blutbild und geschwächtem Immunsystem
Mit Präparaten auf pflanzlicher Basis (Mistelextrakte) oder Organpräparaten (Aufbereitung aus tierischen Zellen des Thymus, der Milz, des Bindegewebes u. a.) ist es möglich, Schäden am Blutbild deutlich zu reduzieren. Vor allem der Abfall der weißen Blutkörperchen kann dadurch verringert werden. Diese Mittel führen zu einer vermehrten Ausschüttung von Zytokinen. Das sind Stoffe, die Abwehrzellen aktivieren und steuern. Die Anzahl aktiver Abwehrzellen sinkt so unter der Chemotherapie nicht stark ab. Dadurch bleibt das Immunsystem weitgehend funktionsfähig.
Ebenfalls unterstützend, besonders bei Strahlentherapie, kann eine Sauerstofftherapie sein. Das Befinden des Patienten bleibt stabiler. Als hilfreich hat sich auch eine ergänzende Behandlung mit Lithiumkarbonat erwiesen. Schäden am Blutbild können dadurch verringert werden.
Allgemeine Hinweise
- Wegen erhöhter Blutungsneigung sollte während einer Krebstherapie auf Medikamente, die Blut dünnflüssig machen, verzichtet werden.
- Sprechen Sie mit Ihrem Arzt.
- Echinacea-Präparate leisten Infektionsschutz.
- Ziehen Sie Arbeitshandschuhe an, um Verletzungen zu vermeiden.
- Achten Sie auf vollwertige Ernährung.
- Setzen Sie Ihre alltäglichen Verrichtungen möglichst fort, das lenkt ab und wirkt sich positiv auf Ihr seelisches Wohlbefinden aus.
- Vermeiden Sie unnötigen Stress.
- Achten Sie auf ausreichend Schlaf und Ruhe, ohne sich übertrieben zu schonen.
Behandlung von Schleimhautschäden
Freie Radikale können durch sogenannte Radikalenfänger unschädlich gemacht werden. Als solche dienen vor allem Betacarotin, Vitamin C und E sowie das Spurenelement Selen. Sie sollten während der Behandlung über den Tag verteilt in hohen Dosierungen eingenommen werden. Betacarotin: 25–50 mg, Vitamin C: 200–1000 mg, Vitamin E: 200– 800 mg und Selen: 200–400 Mikrogramm. Nach der Therapie kann die Vitamindosis halbiert werden. Einige Therapeuten empfehlen auch die Einnahme von Zink (ca. 40 mg pro Tag).
Bei Bestrahlungen sollte Selen kurz nach der Behandlung eingenommen werden. Eine vorherige Einnahme könnte die Wirksamkeit der Strahlentherapie beeinträchtigen. Selentrinkampullen sind eine gute Alternative, falls Schluckbeschwerden bestehen und eine Tabletteneinnahme erschwert ist. Bei schmerzhaften Entzündungen im Mund und Rachen können Pinselungen oder Spülungen mit öligen Lösungen von Vitamin E (bzw. Vitamin A) die Abheilung beschleunigen. Beides ist in Apotheken als Emulsion erhältlich.
Maßnahmen bei Beschwerden im Mund- und Rachenraum
- regelmäßige Mundspülungen mit Kamille oder Salbei
- keine Mundspüllösungen mit Alkohol verwenden (starkes Brennen), Lippenpflege mit Vaseline oder Lippenpflegestift
- häufig Milchprodukte essen (Milchsäurebakterien schützen die Schleimhäute)
- Nahrung zerkleinern
- saure und gewürzte Speisen vermeiden
- mehrmals innerhalb einer Stunde etwas Wasser, milde Kräutertees oder verdünnte Säfte trinken
- Getränke als Eiswürfel einfrieren und lutschen
- bei Mundtrockenheit Bonbons lutschen (regt den Speichelfluss an)
- Bei stärkeren Beschwerden helfen folgende Maßnahmen: nach dem Essen den Mund fünf Minuten lang mit einer verdünnten Lösung eines Antiseptikums spülen (2 TL auf ein halbes Glas Wasser) oder auch mehrmals täglich Panthenol-Lösung anwenden
Behandlung bei Übelkeit und Erbrechen
Verringerter Appetit, Übelkeit und Erbrechen sind die häufigsten Nebenwirkungen einer Chemotherapie. Die Ursache ist selten eine Reizung des Magen-Darm-Trakts, sondern vielmehr eine Aktivierung des Brechzentrums im Gehirn. Zusätzlich werden auch einige Darmzellen geschädigt, die dann Serotonin freisetzen, das über den Vagus-Nerv ebenfalls das Brechzentrum stimuliert. Für den Betroffenen reicht oftmals schon der Geruch oder der Anblick von Essen, um den Brechreiz auszulösen. Hier ist gerade von den Angehörigen großes Verständnis gefragt.
Vor der Behandlung sollte der Patient nur eine leichte Mahlzeit zu sich nehmen (klare Suppe, ungesüßte Kekse, Zwieback usw.). Meist sind eher kalte beziehungsweise lauwarme Speisen besser verträglich, genauso wie Saures anstatt Süßes. Es hat sich bewährt, vor jeder Therapie etwas anderes zu essen oder zu trinken, um die Ausbildung eines Brechreflexes auf bestimmte Lebensmittel zu vermeiden. Versuchen Sie, aufkommende Ängste zu reduzieren, indem Sie sich entspannen oder ablenken.
Nach der Behandlung ist es am günstigsten, nur etwas zu trinken. Allenfalls kann man eine leicht verdauliche Mahlzeit wie Kartoffelbrei, Apfelmus, Banane oder Quark zu sich nehmen. Fette, salzige oder sehr stark gewürzte Speisen sollten gemieden werden, nach dem Essen ruhen, dabei den Kopf höher legen als die Beine. Für Frischluftzufuhr sorgen. Der Duft von Lavendel, Anis oder Ingwer kann den Brechreiz dämpfen. Hilfreich ist es auch, sich abzulenken und zu entspannen.
Maßnahmen bei Haarausfall
- Bereits vor der Behandlung ist es ratsam, sich einen leicht zu pflegenden Haarschnitt geben zu lassen.
- Eventuell kann man sich schon frühzeitig eine Perücke (auf Rezept) anfertigen lassen.
- Nach der Haarwäsche die Haare vorsichtig abtupfen, nicht rubbeln.
- Föhnen mit milder Wärme.
- Sonnenbestrahlung möglichst meiden.
Behandlung von Durchfall und Verstopfung
Sowohl durch Zytostatika als auch durch Bestrahlung des Bauchraums werden gesunde Darmzellen erheblich geschädigt. Dies kann zu Verdauungsstörungen führen. Bei Bestrahlung können starke Durchfälle auftreten. Unter Chemotherapie können Durchfälle und Verstopfung im Wechsel auftreten.
Bei Durchfall sollte man nur fettarme Milchprodukte verzehren, auch ein geriebener Apfel kann helfen. Außerdem sollte man viel trinken und eventuell eine Prise Salz in jedes Getränk geben. Auch Heilerde kann, in Wasser aufgelöst, getrunken werden. Mit fetthaltigen Speisen und Vollkornprodukten sollte man bei akutem Durchfall vorsichtig sein.
Bei Verstopfung helfen ballaststoffreiche Lebensmittel, die Darmtätigkeit zu regulieren. Außerdem ist es gut, sich viel zu bewegen und ausreichend zu trinken.
Bei Beschwerden am Unterleib
Bei Beschwerden am Unterleib (After, Scheide, Harnwege) schaffen regelmäßige Sitzbäder mit Kamille oder Salbei, feuchte Umschläge mit Kamillen-, Salbei- oder Lavendeltee und sorgfältige Intimhygiene Abhilfe.
Maßnahmen bei Hautveränderungen
Unter der Strahlentherapie treten im bestrahlten Körperbereich häufig leichte bis schwere Hautveränderungen auf. Unter einer Chemotherapie ist dies eher selten der Fall, wenn, dann meist in Form einer Allergie, die am ganzen Köper auftritt. Die Haut sollte mit lauwarmem Wasser und weichen Tüchern abgewaschen werden, anschließend vorsichtig trockentupfen.
Wichtig: Bestrahlungsmarkierungen nicht entfernen. Bodylotionen sollte man vorsichtig verwenden. Besser verträglich ist Babyöl. Auf Parfüm und Deo sollte in der Behandlungszeit verzichtet werden. Juckende Hautstellen mit feuchtkalten Packungen oder eingewickelten Eiswürfeln behandeln.