Ich bin mit der Pflege überfordert – was kann ich tun?

Ich bin mit der Pflege überfordert – was kann ich tun?

Viele pflegende Angehörige fühlen sich in Pflegesituationen oft überfordert, wissen aber nicht, wie sie das ändern können. Tina Land, Pflegeberaterin bei der Pflegeberatung compass, erklärt die wichtigsten Schritte zu mehr Entlastung und Selbstfürsorge.

Eine ältere Frau lässt sich von einer Pflegberaterin beraten.
compass private pflegeberatung
Inhaltsverzeichnis
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    Ich pflege seit zwei Jahren meine Mutter, der es immer schlechter geht. Der Zeitaufwand lässt sich kaum noch mit meiner Arbeit in Einklang bringen, außerdem habe ich starke Rückenbeschwerden und fast ständig Schmerzen. Wie soll ich das alles noch schaffen?

     

    Solche und ähnliche Probleme kennen fast alle pflegenden Angehörigen: Fast 70 Prozent fühlen sich durch die Pflege körperlich und/oder psychisch stark belastet (ZipA-Studie 2020). Das kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Betroffene sollten sich deshalb rechtzeitig Unterstützung suchen.

    Tipp 1: Gestehen Sie sich die Überforderung ein

    In der Pflegeberatung erlebe ich oft, dass Ratsuchende zunächst mit einem ganz anderen Thema zu mir kommen. Doch im Gespräch kristallisiert sich dann schnell heraus, dass dahinter in Wirklichkeit eine riesige Überforderung steckt. Um dieser zu begegnen, muss man sie zunächst erkennen und sich eingestehen. Das ist oft nicht einfach, denn Angehörige fühlen einen großen Druck, alles schaffen zu müssen.

    Es ist aber sehr wichtig, auf sich zu achten und Symptome von Überlastung ernst zu nehmen. Dazu können Schlafstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen, Verspannungen, Verdauungsprobleme, Müdigkeit, Infektanfälligkeit und Herz-Kreislaufbeschwerden zählen, aber auch psychische Beschwerden wie Nervosität, Reizbarkeit, Depressionen, Ängste, Konzentrationsschwierigkeiten oder Süchte. Bei solchen Anzeichen sollten Sie sich unbedingt Hilfe suchen – beim Hausarzt, bei nahestehenden Personen oder Beratungsstellen. Noch besser ist rechtzeitige Vorbeugung.

    Ihre Expertin

    Tina Land arbeitet seit 2018 in der Pflegeberatung bei compass. Die gelernte Krankenschwester hat vor ihrer Tätigkeit als Pflegeberaterin zwölf Jahre im Krankenhaus in der Inneren Medizin und auf Intensivstationen sowie im Anschluss in der ambulanten und stationären Pflege sowie im Hospiz gearbeitet. Ihre praktischen Pflegeerfahrungen und ihr Wissen setzt sie nun ein, um mit Ratsuchenden ihren Hilfebedarf im Rahmen der Beratungsgespräche zu ergründen und individuelle Möglichkeiten der Unterstützung für die jeweiligen Pflegesituationen zu finden.

    Tipp 2: Lassen Sie sich fachkundig beraten

    Sowohl zur Prävention als auch bei akuter Überforderung ist eine fachkundige Pflegeberatung hilfreich. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen haben darauf einen gesetzlichen Anspruch. Gesetzlich Versicherte können sich zum Beispiel an ihre Pflegekasse oder einen Pflegestützpunkt wenden. Adressen von Pflegestützpunkten in Ihrer Nähe finden Sie unter www.zqp.de/beratung-pflege.

    Auch die Pflegeberatung compass steht unter der kostenfreien Service Nummer 0800 – 101 88 00 montags bis freitags von 8 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr jedem Anrufer offen und bietet zusätzlich einen Rückrufservice. Für privat Versicherte bietet compass darüber hinaus Hausbesuche und Pflegeberatung per Videogespräch an.

    Pflegeberater und -beraterinnen kennen sich mit Pflegeorganisation, den Leistungen der Pflegeversicherung und den regionalen Anbietern aus und können Ihnen helfen, die Pflegesituation für alle Beteiligten möglichst positiv zu gestalten. Außerdem haben sie ein offenes Ohr für Ihre Sorgen und Probleme.

    Tipp 3: Besorgen Sie sich so viel Unterstützung wie möglich

    Pflegende Angehörige sollten keine „Einzelkämpfer“ sein, sondern sich ein helfendes Netzwerk aufbauen, an das sie manche Aufgaben delegieren können. Dabei hilft die Pflegeversicherung mit verschiedenen Leistungen:

    1. Eine zeitweise Vertretung für die Pflege lässt sich mit Mitteln der Verhinderungspflege bezahlen – so können Sie selbst zum Arzt gehen, einkaufen oder an einer Sportgruppe teilnehmen. Für längere Auszeiten wie Urlaub, Reha und Co. kann ebenfalls die Verhinderungspflege oder eine Kurzzeitpflege im Heim eingesetzt werden. Planbare freie Zeiten für Pflegende sowie Abwechslung und Anregung für Pflegebedürftige bietet auch die Tagespflege.
    2. Auch der Entlastungsbetrag von 125 Euro im Monat, mit dem Unterstützungsangebote von der Haushaltshilfe über die Demenzgruppe bis zum Eigenanteil bei der Tages- oder Kurzzeitpflege finanziert werden können, steht allen Pflegebedürftigen zur Verfügung.
    3. Die Pflegeberatung informiert über alle Angebote und hilft beim Beantragen.

    Tipp 4: Schaffen Sie sich Erholungsinseln im Pflegealltag

    Schöne Erlebnisse und Ruhepausen tanken Körper und Seele mit neuer Kraft auf. Machen Sie es sich mit dem Pflegebedürftigen gemeinsam schön, etwa bei einem Spaziergang, beim Ansehen von Fotoalben oder Musikhören. Aber nutzen Sie auch die vorhandenen Angebote und planen Sie Zeiten ein, die nur Ihnen gehören: für Entspannungsübungen, Sport, ein gutes Buch, ein Gespräch mit Freunden – was immer Ihnen guttut.

    Weitere Informationen finden Sie unter www.pflegeberatung.de.

     

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