Herzkrankheit vorbeugen: Tipps für den Pflegealltag
Als zentrale Pumpeinheit versorgt das Herz unseren Körper mit wertvollem Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen und schlägt dafür rund 100.000-mal am Tag. Fehler im „Betriebsablauf“ oder gar Aussetzer können jedoch fatale Folgen haben. Umso wichtiger ist es, dass die Herzgesundheit auch im Pflegealltag nicht zu kurz kommt. Wir verraten Ihnen, wie Sie Risiken vermeiden, Erkrankungen vorbeugen und das Herz gesund halten können – Ihr eigenes und das Ihres Angehörigen.
Rund 100.000-mal schlägt das Herz eines Erwachsenen am Tag. Das etwa faustgroße Organ pumpt während seiner unaufhörlichen Arbeit bis zu 10.000 Liter Blut durch die Gefäße – damit versorgt das Herz Organe und Gewebe mit wertvollem Sauerstoff und Nährstoffen. Doch die zentrale Pumpeinheit im Körper ist sensibel. Stress, Bluthochdruck und Tabakkonsum sind nur einige Risikofaktoren, die dem Herzen zusetzen und etwa eine sogenannte Koronare Herzkrankheit – weiter eine der häufigsten Todesursachen – begünstigen können. Grund genug, die Herzgesundheit in den Fokus zu nehmen und zu verdeutlichen, wie wichtig sie für das Wohlbefinden und die allgemeine Gesunderhaltung ist. Außerdem verraten wir Ihnen, wie Sie Ihrem Angehörigen ganz konkret dabei helfen können, mehr für sein Herz zu tun und weiteren Erkrankungen vorzubeugen.
Nicht nur die Herzgesundheit Ihres Angehörigen, sondern auch Ihr Wohlbefinden sollte nicht zu kurz kommen. Ein hektischer Pflegealltag kann Stress bedeuten und dazu führen, dass Sie Ihre eigenen gesundheitlichen Bedürfnisse zurückstecken. Genau das steigert aber das Risiko für eine eigene Herzerkrankung. Nehmen Sie sich die Empfehlungen in diesem Artikel also im wahrsten Sinne des Wortes auch selbst zu Herzen – für mehr Wohlbefinden und Gesundheit.
Die Koronare Herzkrankheit: führende Todesursache
Woran denken Sie als erstes bei dem Begriff „Wohlbefinden“? Vielleicht verbinden Sie den Begriff mit einem Gefühl allgemeiner Zufriedenheit oder der Abwesenheit von Krankheit, Schmerz oder Einschränkungen. Tatsächlich spielt das Herz eine übergeordnete Rolle, wenn es um das Wohlbefinden und damit um Lebensqualität und Gesundheit geht. Der Deutsche Herzbericht 2022, herausgegeben von der Deutschen Herzstiftung, zeigt das besonders anschaulich. Von den zehn häufigsten Todesursachen aus dem Jahr 2021 betreffen fünf allein das Herz. Auf Platz eins steht die chronische ischämische Herzkrankheit, die im Deutschen Herzbericht der Koronaren Herzkrankheit entspricht.
Bei der Koronaren Herzkrankheit führen Ablagerungen in den Blutgefäßen zu einer Verengung der großen Adern, der Herzkranzgefäße und der Koronararterien. Das Problem ist, dass genau diese den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen. Verläuft die Erkrankung akut, kann es zu einem Herzinfarkt kommen – das geschieht dann, wenn ein Blutgerinnsel eine Koronararterie verschließt. Bei der chronischen Form ist das Koronargefäß verengt, wodurch der Herzmuskel weniger Blut und damit Sauerstoff zur Verfügung hat. Das macht sich vor allem bei körperlicher Anstrengung bemerkbar: Ihr Angehöriger kann dann über Kurzatmigkeit und ein Engegefühl in der Brust (Angina pectoris) klagen. Bei diesen Warnanzeichen sollten Sie immer aufmerksam werden und einen Arzt aufsuchen.
Wie entsteht eine Koronare Herzkrankheit?
Die Koronare Herzkrankheit tritt häufig auf, das Risiko steigt mit dem Alter an. Während im Alter zwischen 40 und 49 Jahren nur etwa 2 Prozent mit der Erkrankung leben, betrifft die KHK 22 Prozent der 70 bis 79-jährigen. Die Ablagerungen in den Herzkranzgefäßen entstehen jedoch nicht über Nacht, sondern sind meist Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung.
Folgende Risikofaktoren gibt es bei der Koronaren Herzkrankheit:
- höheres Lebensalter
- Tabakkonsum
- starkes Übergewicht
- erhöhter Cholesterinspiegel
- Bluthochdruck
- Diabetes
- Stress
- Bewegungsmangel
Doch wie wird aus diesen Risikofaktoren eine akute Bedrohung für die Herzgesundheit?
Dazu müssen wir uns die Blutgefäße näher ansehen. Die Blutgefäße sind mit einer speziellen Innenhaut, dem Endothel, ausgekleidet. Ein hoher Blutdruck und ungünstige Cholesterin- oder Blutzuckerwerte können kleine Verletzungen im Endothel bewirken. Ablagerungen aus Fetten, Blutbestandteilen, Bindegewebe, Zucker und mineralischen Zusammensetzungen erhalten so eine optimale Grundlage. Nehmen die Ablagerungen zu, blockieren sie irgendwann den Blutstrom.
Vorbeugen leicht gemacht: Tipps für mehr Herzgesundheit
Es gibt Risikofaktoren, die sich nicht beeinflussen lassen, allen voran das Alter. Bei bettlägerigen Pflegebedürftigen ist auch Bewegungsmangel ein nicht zu umgehendes und deshalb großes Thema. Nun ist es umso wichtiger, dass Sie andere Risikofaktoren möglichst ausschalten. Schließlich steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Koronare Herzkrankheit an, wenn mehrere Risikofaktoren aufeinandertreffen.
Am besten finden Sie im Pflegealltag heraus, welche herzschützenden Maßnahmen sich bei Ihrem Familienmitglied umsetzen lassen.
5 Tipps, die dem Herzen guttun:
Regelmäßig bewegen: Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Menschen, auch Personen mit einer chronischen Erkrankung oder Behinderung, mindestens 150 bis 300 Minuten Aktivität pro Woche. Das kann beispielsweise Spazierengehen, Schwimmen oder Fahrradfahren sein. Ab dem 65. Lebensjahr sollten mindestens dreimal in der Woche Bewegungen auf dem Plan stehen, die das Gleichgewicht, die Muskelkraft und die Koordination ansprechen.
Gesund ernähren: Bevorzugen Sie frisches Gemüse, hochwertige Öle, ballaststoffreiche Vollkornprodukte, zuckerarmes Obst und binden Sie nur wenige Süßigkeiten in die Ernährung ein. Viele Volkshochschulen bieten Kurse zur gesunden Ernährung an – vielleicht wäre das zugleich eine schöne Freizeitbeschäftigung für Sie und Ihren Angehörigen?
Mit dem Rauchen aufhören: Rauchen führt zu einer Verengung der Blutgefäße und kann so den Blutdruck erhöhen. Wer seinem Herzen etwas Gutes tun möchte, sollte also unbedingt künftig auf Tabak verzichten. Das lohnt sich übrigens immer – das Risiko, an einem Herzinfarkt zu versterben, halbiert sich schon nach fünf Jahren rauchfreie Zeit. Unterstützung bei Ihrem Vorhaben erhalten Angehörige und Pflegebedürftige auf der Plattform rauchfrei-info.de oder bei dem BZgA-Beratungstelefon zur Rauchentwöhnung.
Gesundheits-Check-up wahrnehmen: Die Krankenkasse übernimmt alle drei Jahre die Kosten für eine allgemeine Gesundheitsuntersuchung. Beim Hausarzt erfolgen dann unter anderem ein Abhören des Herzens und eine Blutuntersuchung mit Bestimmung der Cholesterinwerte.
Übergewicht vermeiden: Im Alter nimmt der Kalorienbedarf ab, da sich Stoffwechselvorgänge verlangsamen, die Muskelmasse abnimmt und meist auch die körperliche Aktivität nachlässt. Pflegebedürftige und Angehörige sollten das unbedingt bei der Nahrungszubereitung berücksichtigen. Ein kleiner Richtwert: Männer ab 65 Jahren, die überwiegend sitzen, benötigen etwa 2.000 Kalorien pro Tag, bei Frauen sind es ungefähr 1.600 Kalorien täglich.
Eine Studie lieferte einen Hinweis darauf, dass Personen, die regelmäßig wenig schlafen (unter 5 Stunden pro Nacht), möglicherweise ein erhöhtes Risiko haben, eine Koronare Herzkrankheit zu entwickeln. Auch wenn es keine Schlafdauer gibt, die für jeden empfehlenswert ist, kommen viele Menschen mit sieben bis acht Stunden Schlaf sehr gut zurecht.
So pflegen Sie ein vorbelastetes Herz
Womöglich hat Ihr Familienmitglied bereits eine Herzerkrankung. Dann ist es umso wichtiger, das Augenmerk auf einen herzfreundlichen Pflegealltag zu legen. Eine wichtige Botschaft vorweg: Alle vorherigen Präventionstipps bleiben grundsätzlich weiterhin wichtig, sie lassen sich allerdings durch weitere Maßnahmen anpassen oder ergänzen.
Tipps für vorbelastete Herzen:
- Den Sportlevel anpassen: Viele Menschen mit der Diagnose Koronare Herzkrankheit schonen sich, aus Angst ihr Herz zu überfordern. Allerdings ist körperliche Aktivität gerade jetzt wichtig. Schließlich senkt regelmäßige Bewegung den Blutdruck, reguliert die Blutfett- und Blutzuckerwerte und hilft beim Abbau von Stress. Joggen, Radfahren, Schwimmen und Wandern sind empfehlenswerte Sportarten. Benötigt Ihr Angehöriger Sicherheit? Dann empfiehlt sich eine Herzsportgruppe. Die Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e. V. hat ein Verzeichnis erstellt. Hier führt ein qualifizierter Übungsleiter durch das Programm.
- Werte im Blick behalten: Es gibt viele Werte, die Sie im Pflegealltag im Blick behalten können, umso die Herzgesundheit zu unterstützen. Mit einem BMI- Rechner erfahren Sie mehr über das empfehlenswerte Körpergewicht – überprüfen Sie das Gewicht am besten einmal wöchentlich. Noch aussagekräftiger ist allerdings das Taille-Hüft-Verhältnis (WHR). Dabei teilen Sie den Bauchumfang in Zentimetern durch den Hüftumfang in Zentimetern – ab 0,9 (Männern) bzw. 0,85 (Frauen) gilt es als gesundheitlich bedenklich.
Bei bekanntem Bluthochdruck bietet sich ein entsprechendes Messgerät für zu Hause an. Zur Erinnerung: Bluthochdruck beginnt ab 140/90 mmHg. Zur Erklärung: Die erste Zahl bezieht sich auf den systolischen (oberen) Blutdruck, die zweite auf den diastolischen (unteren). - Stress reduzieren: Stress und die Koronare Herzkrankheit sind eng miteinander verflochten. Genau deshalb sind Entspannungstraining und Stressmanagement ein bedeutender Bestandteil von Rehabilitationsmaßnahmen für Herzkranke. Im Pflegealltag können Sie mit Achtsamkeit, Gehmeditationen und speziellen Achtsamkeitsübungen Stress gezielt lindern.
- Medikamente einnehmen: Liegt ein Herzleiden, wie eine chronische Koronare Herzkrankheit, vor, ist es sinnvoll, langfristig Medikamente einzunehmen. Diese schützen die Gefäße und beugen Blutgerinnseln vor. Unterstützen Sie Ihren Angehörigen dabei, die Medikamente regelmäßig einzunehmen. Hilfreich Ist dabei eine Tablettenbox – hier lassen sich die Tabletten für jeden Tag und jede Einnahme vorsortieren.
Das Thema Herzgesundheit ist komplex, aber ebenso bedeutsam. Daher haben wir Ihnen eine Checkliste mit den wichtigsten Tipps zusammengestellt, die Sie sich herunterladen und ausdrucken können. Rufen Sie sich die Empfehlungen mit der Checkliste regelmäßig ins Gedächtnis – so werden sie schon bald ein Teil Ihres Pflegealltags.