Grüne fordern Lohnersatz für pflegende Angehörige

Grüne fordern Lohnersatz für pflegende Angehörige

Wer eine Angehörige oder einen Angehörigen zu Hause pflegt, muss häufig seine Arbeit einschränken oder ganz aufgeben. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf eine Antwort des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) auf 2 Fragen der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Lohnersatz
Getty Images/Westend61

Pflegende Angehörige treten oft im Job kürzer

Demnach traten 24 % der pflegenden Angehörigen im Job zumindest kürzer, 13 % hörten ganz auf. 53 % konnten ihrer Arbeit wie zuvor nachgehen.

Um Pflegebedürftige zu versorgen, wenden Angehörige im Schnitt 34 Stunden pro Woche auf, mit stark variierenden Zahlen je nach Pflegegrad: Während ein Familienmitglied bei einem Pflegebedürftigen mit Grad 1 ca. 22 Stunden im Einsatz ist, sind es bei Stufe 5 rd. 56 Stunden.

Die Sprecherin der Grünen für Alten- und Pflegepolitik, Kordula Schulz-Asche, fordert Lohnersatz für diese Angehörige.

Derzeit erhalten Pflegebedürftige Geld von der Pflegeversicherung, das sie weitergeben sollen. Schulz-Asche glaubt aber, dass diese Personen das Geld häufig für den eigenen Lebensunterhalt verwenden.

Laut Ministerium gab die Versicherung im Jahr 2020 rd. 12,7 Mrd. Euro für das Pflegegeld aus.

Dass die Pflege von Angehörigen oft zu einer doppelten Belastung führt, zeigten erst jüngst Studienergebnisse des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA).

42 % derjenigen, die allein ein Familienmitglied pflegen, arbeiten demnach 30-40 Stunden in der Woche.

Einkommenseinbußen für pflegende Angehörige

Unter den pflegenden Angehörigen, die sich zusammen mit einem Pflegedienst kümmern, arbeiten 48 % in diesem Maße. Ein knappes Viertel der Pflegenden ist dagegen nicht erwerbstätig.

DIA-Sprecher Klaus Morgenstern warnte:

„Bei jenen, die parallel noch einen Vollzeitjob haben, entsteht eine enorme Doppelbelastung. Sie führt sowohl zu physischen als auch psychischen Härten“.

Allerdings führten verringerte Wochenarbeitszeiten zu geringeren Einkommen, sofern die Pflegenden noch im erwerbsfähigen Alter und noch nicht in Rente seien, – dass sei aber ohnehin nur ein kleiner Teil der Pflegenden.

Nach den Ergebnissen der DIA-Studie „50plus“ pflegen unter den 60-Jährigen und Älteren lediglich 3-7 % eine andere Person allein oder mit Unterstützung. In der Altersgruppe bis 39 Jahre waren es hingegen bis zu 28 %.

Für die repräsentative Studie wurden bundesweit 3.030 Menschen befragt.

Pflegende Angehörige in der Corona-Pandemie zusätzlich belastet

Zusätzliches Dilemma für pflegende Angehörige: In der Corona-Pandemie schultern sie noch mehr als sonst. Hilfsangebote wie Tages- und Kurzzeitpflege wurden 2020 seltener in Anspruch genommen. Dabei dienen gerade diese Angebote der Entlastung.

Insgesamt haben die Kassen der Pflegeversicherung rd. 21 % weniger Leistungen für Tages- und Nachtpflege zu verzeichnen gehabt und ca. 12 % weniger für Kurzzeitpflege als 2019. Das geht ebenfalls aus einer Antwort des BMG auf eine Anfrage der Grünen hervor.

Das sei „ein wohl im Wesentlichen pandemiebedingter Rückgang“, so das BMG.

Denn in der ersten Welle der Corona-Pandemie hatten insbesondere Tagespflegeeinrichtungen wochenlang geschlossen und konnten über die Sommermonate oft nur eine Notbetreuung anbieten.