Für Sie erklärt: Was ist eine COPD
Rund 6,8 Millionen Deutsche leiden an einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Damit erkrankt jeder Vierte – Tendenz steigend. Doch viele Betroffene halten Symptome wie hartnäckigen Husten oder Atemnot bei Belastung zunächst für einen „normalen“ Raucherhusten oder eine einfache Bronchitis. Erst wenn die Beschwerden stärker werden, sie etwa schon beim einfachen Treppensteigen keine Luft mehr bekommen, erfahren sie, dass eine ernsthafte Erkrankung dahintersteckt. Oft ist die Lunge dann schon so stark geschädigt, dass die Krankheit nicht mehr geheilt werden kann.
Rauchen – Ursache Nummer 1
Die mit Abstand häufigste Ursache einer COPD ist das Rauchen. Lediglich 10 Prozent der COPD-Erkrankten haben nie in ihrem Leben geraucht, 40 bis 50 Prozent dagegen waren lebenslange Raucher. Und so wird die COPD umgangssprachlich oft auch als „Raucherlunge“ bezeichnet. Tabakrauch enthält über 5.000 chemische Substanzen, von denen 250 giftig und über 90 krebserregend sind. Wer raucht, atmet somit Zug um Zug, mitunter Tag für Tag Stoffe ein, die dem Körper schon in geringen Mengen schaden, darunter Blausäure, Acetaldehyd und Ammoniak.
In weitaus weniger Fällen stecken andere Ursachen dahinter. Eine genetische Veranlagung etwa, der sogenannte Alpha-1-Antitrypsin-Mangel, bei dem ein Eiweiß fehlt, das bestimmte Enzyme in der Lunge inaktiviert. Dadurch kommt es zu einer überschießenden Aktivität der Enzyme: Gewebe wird zerstört, eine COPD entsteht. Der Gendefekt ist allerdings bei nur einem Prozent der Erkrankten die Ursache.
Häufiger betroffen sind Menschen, die aufgrund ihres Berufs vermehrt Stäuben, Gasen oder Dämpfen ausgesetzt sind, die etwa viele Jahre im Bergbau oder in der Getreideverladung gearbeitet haben, Schweißer waren oder mit Mineralfasern wie Asbest umgehen mussten.
Die Schleimhaut der Atemwege wird zerstört
Um zu verstehen, wie eine COPD entsteht, hilft ein Blick auf das Innenleben der Bronchien. Bei gesunden Menschen ist die Schleimhaut der Bronchien mit Flimmerhärchen bedeckt. Sie schlagen regelmäßig in Richtung Rachen aus und sorgen so dafür, dass Schmutzpartikel, die am Schleim haften, aus den Bronchien abtransportiert und die Atemwege sauber gehalten werden.
Schadstoffe, etwa aus dem Tabakrauch, zerstören die Flimmerhärchen. Die Folge: Der Schleim kann nicht mehr abtransportiert werden und die Bronchien entzünden sich dauerhaft. Eine chronische Bronchitis entsteht. In diesem Stadium leiden Betroffene vor allem unter chronischem Husten, mit dem Schleim (Auswurf) abgehustet wird. In der Medizin bezeichnet man diesen Husten als produktiv. Hören Betroffene zu diesem Zeitpunkt mit dem Rauchen auf oder werden durch ihren Arbeitsplatz nicht mehr belastet, kann die Krankheit noch heilbar sein.
Übrigens
Von einer chronischen Bronchitis spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer dann, wenn Patientinnen oder Patienten in den vergangenen 2 Jahren mehr als 3 Monate unter andauerndem Husten mit Schleimbildung (Auswurf) leiden.
Rauchen Betroffene trotz chronischer Bronchitis weiter oder bleiben weiterhin den Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt, verändern sich mit der Zeit die Atemwege: Die Muskulatur verkrampft (Bronchospasmus), die Schleimhaut schwillt an (Ödem) und es wird immer mehr Schleim produziert. So verengen sich die Bronchien immer stärker. Die chronische Bronchitis wird „obstruktiv“ – eine COPD entsteht.
Das Fatale daran: Die chronische Entzündung setzt weitere Stoffe (Enzyme) frei, die das Bindegewebe der Lungenbläschen (Alveolen) zerstören. Ein Lungenemphysem entsteht, sodass ganze Bereiche der Lunge funktionslos sind. So kann der Körper nur noch unzureichend mit Sauerstoff versorgt werden. Betroffene leiden dann zusätzlich zum Husten vor allem unter Atemnot: zunächst nur bei körperlicher Belastung, im fortgeschrittenen Stadium auch in Ruhe. Um sicher zu gehen, dass eine COPD dahintersteckt, sollten Betroffene einen Lungenfacharzt oder eine -fachärztin aufsuchen.
Lungenfunktionsprüfung gibt Aufschlüsse
Um die Diagnose COPD stellen zu können, wird der Arzt oder die Ärztin konkrete Fragen stellen. Ein wichtiger Hinweis sind die typischen Symptome: chronischer Husten, Auswurf und Atemnot. Geben die Patientinnen und Patienten im Gespräch dann noch an, dass sie jahrelange Raucher oder besonderen Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind oder waren, deutet bereits vieles darauf hin.
In der anschließenden körperlichen Untersuchung werden die Atemwege gründlich untersucht: Gibt es Geräusche beim Atmen? Ist die Zeit, die für das Ausatmen benötigt wird, verlängert? Ist die Atemnot vielleicht sogar so stark, dass sich die Schleimhäute oder die Haut der Betroffenen blau färben (Zyanose)?
Bestätigt sich bei der Befragung und der körperlichen Untersuchung der Verdacht einer COPD, folgt in der Regel eine Lungenfunktionsprüfung, die sogenannte Spirometrie. Mit ihr kann die Diagnose COPD am sichersten nachgewiesen und gleichzeitig können andere Lungenerkrankungen, etwa Asthma, ausgeschlossen werden.
Während der Spirometrie blasen Patientinnen und Patienten in das Mundstück eines Geräts, das das Volumen der Ein- und Ausatemluft misst. So werden verschiedene Werte gemessen:
- FEV-Wert: Er gibt an, wie groß das Volumen der Luft ist, das der Betroffene ausatmet, nachdem er maximal eingeatmet hat.
- FEV1-Wert: Er trifft eine Aussage darüber, wie viel Luft nach maximaler Einatmung innerhalb einer Sekunde ausgeatmet werden kann. Er ist der wichtigste Wert bei der COPD-Diagnostik.
Anhand der Spirometrie-Parameter in Kombination mit den Symptomen kann der Arzt oder die Ärztin den Schweregrad der COPD festlegen. Er bestimmt die notwendige Therapie.
Wie wird eine COPD behandelt?
COPD ist nicht heilbar. Doch eine frühzeitige Therapie kann verhindern, dass die Erkrankung fortschreitet. Zudem kann sie Symptome lindern und so die Lebensqualität erhöhen. Weiteres Ziel ist, akuten Verschlimmerungen, sogenannten Exazerbationen, vorzubeugen.
Welche Therapie sinnvoll ist, hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Gehören Betroffene lediglich zur Risikogruppe, dann stehen vorbeugende Maßnahmen im Vordergrund: das Rauchen aufgeben, Schadstoffe meiden und Infektionen durch Impfungen vorbeugen.
Liegt bereits eine leichte COPD vor, dann können angemessener Sport und eine Atemphysiotherapie den körperlichen Zustand verbessern. Bei einigen Patientinnen und Patienten können Medikamente inhaliert werden, die die Atemwege erweitern (Bronchodilatatoren). Treten wiederholt Exazerbationen auf, kann die Inhalation von kortisonhaltigen Präparaten ein weiterer Baustein der Therapie sein.
Exazerbationen: akute Verschlimmerungen des Zustands
Immer wieder kann sich die Situation von COPD-Patientinnen und -Patienten akut verschlechtern. In der Medizin spricht man dann von Exazerbationen, die sehr kurzfristig auftreten, sich aber auch schleichend über einen längeren Zeitraum entwickeln können. Anzeichen einer Exazerbation sind häufigerer, stärkerer Husten, mit dem immer mehr und immer zäherer Schleim abgehustet wird. Mitunter kann dieser gelb-grün sein, was auf eine Infektion mit Bakterien hinweist. Die Atemnot nimmt zu und Betroffene fühlen sich abgeschlagen, müde und haben mitunter Fieber. Ursache für eine solche Verschlechterung können Erkältungen oder grippale Infekte sein, aber auch andere begleitende Erkrankungen, etwa des Herzens. Es können aber auch Medikamente dahinterstecken, die Auswirkungen auf die Atmung haben und diese hemmen.
Was tun im Notfall?
Halten die Symptome einer Exazerbation länger als 24 Stunden an, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Tritt die Verschlechterung jedoch sehr plötzlich und sehr heftig auf, können Betroffene mit großer Angst (Atemnot) reagieren. Auch wenn es schwerfällt, gilt es dann, Ruhe zu bewahren. Erste Abhilfe kann die Kutscherposition sein, eine Sitzposition, die die Atmung erleichtert. Dazu werden die Unterarme auf den Oberschenkeln abgelegt, die Hände hängen locker herunter. So wird der Brustkorb vom Gewicht der Schultern entlastet und die Muskeln, die normalerweise die Arme an den Körper führen, unterstützen die Atmung. Zudem sollten Betroffene ihr Notfallmedikament einnehmen, falls ihnen ein solches von ihrer Ärztin oder ihrem Arzt verschrieben wurde. Tritt nach 10 bis 15 Minuten keine Besserung ein, dann sollte unter 112 der Notarzt verständigt werden.
In weit fortgeschrittenem COPD-Stadium wird die Lunge nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, sodass es im Blut zu einem Sauerstoffmangel (Hypoxämie) kommt. Eine Langzeitbehandlung mit Sauerstoff ist dann nötig. Wichtige Voraussetzung: Die Therapie wirkt nur dann, wenn sie 16 bis 24 Stunden am Tag angewandt wird. Die Patientinnen und Patienten entscheiden daher selbst über Erfolg und Misserfolg der Behandlung.