Der richtige Umgang mit Demenz: Leitfaden für Angehörige

Was soll ich tun, wenn mein Angehöriger Demenz hat?
Zunächst einmal muss eine Diagnose gestellt werden. Sobald Sie wiederholt typische Anzeichen von Demenz an Ihrem Angehörigen beobachten, sollten Sie mit ihm zum Arzt gehen. Ist dieser Schritt getan, haben Sie bereits viel erreicht. Denn zum richtigen Umgang mit Demenz gehört in erster Linie, dass sie gemeinsam über die Erkrankung sprechen. Beachten Sie dabei, dass die Person ungehalten reagieren kann. Sie bemerkt die ersten Symptome selbst, was zu Angst und starker Verunsicherung führen kann. Betroffene selbst verstecken die Symptome oftmals und ziehen sich mehr und mehr zurück. Diesen Rückzug sollten Sie als Angehöriger soweit wie möglich zu verhindern versuchen.
Merke
Die erste und immer richtige Antwort auf die Frage „Was tun bei Demenz?“ ist immer die eine: „Sprechen Sie darüber und verstecken Sie die Krankheit nicht!“
Was kann ich im Alltag tun?
Ist Ihr Angehöriger an Demenz erkrankt, wird er auf Ihre Hilfe angewiesen sein. Unterstützen Sie ihn im Alltag und helfen Sie beispielsweise dabei, die täglichen Routinen zu bewältigen. Wichtig im Umgang mit Demenz ist aber immer, dass Sie zwar unterstützen, aber nicht alles abnehmen. Denn auch wenn Demenz grundsätzlich nicht heilbar ist, kann ihr Verlauf doch verlangsamt werden. Vorhandene Fähigkeiten so lange wie möglich zu bewahren, spielt hier eine entscheidende Rolle. Ferner ist es wichtig, dass Sie sich selbst nicht überfordern, sondern professionelle Hilfe zum Beispiel von ambulanten Pflegediensten holen. Um finanzielle Unterstützung zu erhalten, müssen Sie einen Pflegegrad beantragen. Bei der Anerkennung hilft es, wenn Sie ein sogenanntes „Pflegetagebuch“ führen. In diesem Tagebuch halten Sie auf täglicher Basis fest, welche Hilfestellung Sie geleistet haben.
- Keine Konfrontation oder „Warum“ Frage. Personen mit einer Demenz können ihre Tätigkeiten häufig nicht mehr begründen. Wenn Ihr Angehöriger beispielsweise mehrfach beim Essen aufsteht, kann er auf Nachfrage womöglich keinen Grund dafür nennen. Hier ist es wichtig, der Konfrontation aus dem Weg zu gehen und Ihren Angehörigen nach einer kurzen Auszeit wieder zu der Tätigkeit zurückzuführen – hier etwa zurück zum Essen.
- Überforderung vermeiden. Gerade bei einer fortgeschrittenen Demenz sind die Personen schnell überfordert. Da kann schon die Frage „Möchtest du Erdbeer- oder Kirschkuchen?“ nicht mehr beantwortet werden. Der Verunsicherung können Sie entgegenwirken, indem Sie einfache Fragen stellen, etwa „Möchtest du Erdbeerkuchen?“. Da Sie Ihren Angehörigen meist am besten kennen, wissen Sie auch ungefähr, was Ihr Angehöriger mag und was nicht. Selbiges gilt natürlich auch für alle anderen Bereiche des Lebens: Tagesablauf, Körperpflege, Kleiderwahl, Alltagsaktivitäten und vieles mehr.
- Orientierung erhalten und verbessern. Erinnert sich Ihr Angehöriger nicht mehr an den Weg zur nächsten Bank, unterstützen Sie ihn, aber geben Sie den Weg nicht vor. Woran kann er sich selbst noch erinnern? Lag auf dem Weg eine markante Kreuzung oder kamen Sie an einer Bushaltestelle vorbei? Wecken Sie seine eigenen Erinnerungen und vervollständigen Sie diese bei Bedarf. Auch im häuslichen Umfeld können Sie Orientierungshilfen schaffen. Legen Sie gemeinsam einen festen Platz für Schlüssel, Brille und Co. fest, an dem sich Ihr Angehöriger orientieren kann.
- Gedächtnis trainieren. Möglicherweise hat Ihr Angehöriger früher gerne gelesen, kann lange Geschichten aber inhaltlich nicht mehr gut erfassen. Das ist in Ordnung, aber ganz aufgeben sollte er das Lesen auch mit Demenz nicht. Kurzgeschichten und kürzere Zeitungsartikel, einfache Kreuzworträtsel oder auch logische Knobelaufgaben sind eine gute Hilfe im Umgang mit Demenz und trainieren das Gedächtnis.
- Bewegung fördern. Sport wirkt sich nachweislich positiv aus und verbessert die Durchblutung, das Koordinationsvermögen und den Gleichgewichtssinn. Möglichkeiten aktiv zu bleiben, gibt es viele: Spaziergänge, einfache Gymnastik, Tanz oder Sitztanz. Auch neue Dinge zu erlernen, lohnt sich. Denn mit jeder neuen Fähigkeit legt auch das Gehirn neue Verbindungen an
- Gesund ernähren. Je weiter die Demenz fortschreitet, umso schwerer tun sich Betroffene selbst mit der eigenen Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Als Angehöriger können Sie hier helfen, indem Sie auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung achten. Berücksichtigen Sie auch, dass sich der Geschmackssinn ändert – Sie sollten also wesentlich mehr würzen und auch Getränke mit Geschmack anbieten. Gerade die Flüssigkeitsaufnahme ist entscheidet, da zu wenig Flüssigkeit eine Verwirrung verschlimmern kann.
- Geduldig sein. Für Ihren Angehörigen ändert sich mit der Erkrankung viel, die neue Situation ist für ihn möglicherweise sehr belastend. Oftmals kommt es hier zu aggressivem oder ablehnendem Verhalten den Angehörigen gegenüber. Versuchen Sie als Angehöriger, die Situation zu beruhigen. Verwickeln Sie den Erkrankten nicht in Diskussionen oder verstricken Sie sich in gegenseitigen Rechtfertigungen. Ruhig und geduldig miteinander sprechen und ihm das Gefühl geben, dass er ernstgenommen wird, sind enorm wichtig im Umgang mit Demenz.
Merke
Umgang mit Demenz ist immer auch eine Hilfe zur Selbsthilfe. Unterstützen Sie Ihren Angehörigen, aber regen Sie ihn zur Selbstständigkeit an, soweit diese noch möglich ist.
Wer hilft mir im Umgang mit Demenz?
Angehörige zu pflegen wirkt sich auf die ganze Familie aus. Gerade Demenz mit ihren typischen Auswirkungen auf die geistigen und teilweise auch körperlichen Fähigkeiten des Betroffenen kann für Sie als pflegende Person sehr belastend sein. Wichtig ist, dass auch Sie sich Hilfe holen dürfen und sollen, wenn Sie diese brauchen. Ansprechpartner finden Sie beispielsweise in Pflegestützpunkten oder Selbsthilfegruppen sowie bei den Alzheimergesellschaften. Auch ein mobiler Pflegedienst kann Sie gegebenenfalls unterstützen und entlasten. Informationen zu Hilfestellungen bei der Versorgung bekommen Sie auch bei der Pflegekasse Ihres Angehörigen.