5 Handlungsempfehlungen zur Unterstützung pflegender Eltern
Der geschäftsführende Vorstand Sebastian Fischer sagte am Dienstag auf einer digitalen Pressekonferenz:
“Das System der häuslichen pflegerischen Versorgung ist auf die Seniorenpflege ausgerichtet. Angefangen bei den Beratungsstellen, über Entlastungsangebote bis hin zur Versorgung mit Hilfs- und Heilmitteln. Die Bedarfe pflegender Eltern kommen überall zu kurz, das muss endlich in den Blick genommen werden.”
Massive Einschnitte in persönliche Freiheit der pflegenden Eltern
Denn die ohnehin prekäre Situation pflegender Eltern habe sich in der Corona-Pandemie verschärft. Dringend benötigte Unterstützungsleistungen stünden auf dem Pflegemarkt oft nur eingeschränkt oder überhaupt nicht zur Verfügung. Pflegeverträge würden kurzfristig gekündigt, insbesondere bei beeinträchtigten Kindern mit sehr hohem Pflegeaufwand.
Die Pflege eines Kindes sei in der Regel eine lebenslange Aufgabe und bedeute massive sowie dauerhafte Einschnitte in die finanzielle und persönliche Freiheit der pflegenden Eltern. Parallel zur Pflege sei eine bezahlte Erwerbstätigkeit nahezu unmöglich – nicht zuletzt wegen der fehlenden Betreuungsangebote, des ambulanten Pflegenotstands und mangelhafter Inklusion an Kitas und Schulen, kritisierte Fischer. Sein Verein fordert deshalb einen Paradigmenwechsel in der Unterstützung pflegender Eltern und dringendes Handeln der Politik.
Paradigmenwechsel in der Unterstützung pflegender Eltern nötig
Eine in dieser Woche veröffentlichte Handlungsempfehlung fasst die wichtigsten Punkte zur Unterstützung pflegender Eltern zusammen:
- Abbau von Bürokratie und Verwaltungsaufwand
- Erleichterung der Hilfs- und Heilmittelbewilligung
- Zugehende, fallspezifische Beratung
- Kita und Schule: Recht auf Bildung, Gemeinschaft und Betreuung
- Aufbau und Ausbau aller Entlastungs- und Unterstützungsangebote
Die Leiterin der Selbsthilfegruppe “Teilhabe jetzt!”, Verena Sophie Niethammer, hat die Handlungsempfehlung miterstellt und erläuterte, dass Eltern von Kindern mit Behinderungen häufig auf sich allein gestellt sind. Zwar hätten Kinder mit Behinderung theoretisch viele Rechte – meist müssten diese aber erst vor Gericht erstritten werden. Zudem erhielten Eltern weder einen Lohn für ihre Care-Arbeit, noch könnten sie Feierabend machen oder Urlaub nehmen.
Finanzielle Nöte pflegender Eltern
Pflegesensible Regelungen, z. B. Teilzeitrecht und Pflegekranktage, fehlten in der Arbeitswelt. Niethammer verdeutlichte:
“Viele pflegende Mütter landen gesellschaftlich und wirtschaftlich im Abseits und ihre Gesundheit und Psyche leidet unwiederbringlich. Die Krönung dabei ist – wer sich aktuell Unterstützung holt, wird dafür noch abgestraft. Da beispielsweise bei Hospizaufenthalten das Pflegegeld nicht weitergezahlt wird.”